Mit seiner strikten Wirtschaftspolitik und hohen Zöllen hatte der amtierende US-Präsident Donald Trump chinesischen Billiganbietern den Kampf angesagt. Und die Konsequenzen könnten kaum deutlicher sein: Innerhalb weniger Wochen sind die Anteile der beiden populären Branchenplayer Temu und Shein auf dem US-amerikanischen Markt empfindlich eingebrochen.
In einem Zeitraum von nur zwei Wochen büßte Temu in den US-App-Stores ganze 82 Positionen ein. Das Unternehmen fiel von Platz 3 auf Platz 85 zurück. Ähnlich groß ist auch der Absturz des Konkurrenten Shein, der von Platz 7 auf Platz 80 absackte und somit 73 Positionen abgeben musste, schreibt Marketplace Pulse in einer Meldung. In einer Grafik wird das Minus über die vergangenen Tage sichtbar.
Temu und Shein sparen bei US-Werbeausgaben
Allerdings sei die Entwicklung nicht zur Gänze als passive Reaktion auf die erschwerten Marktbedingungen zu werten, sondern könne zum Teil auch als Ergebnis einer gezielten Strategie gesehen werden.
Die Nachfrage nach den preiswerten Angeboten von Temu und Shein sei grundsätzlich „nicht verschwunden – andere chinesische Apps, die in die entgegengesetzte Richtung wachsen, sind ein Beweis dafür. Der Rückgang stellt vielmehr ein strategisches Zugeständnis an US-Marktanteile dar“, so der Analysespezialist weiter.
Beide Unternehmen hatten in der Vergangenheit viel Geld in Werbung gesteckt, um sich hohe Positionen in den App-Stores zu sichern und diese zu halten. Diese Werbeausgaben seien jüngst deutlich zurückgefahren worden. Im Vergleich zum März habe Temu die durchschnittlichen US-Werbeausgaben Anfang April pro Tag um 31 Prozent gestutzt. Bei Shein liege der Rückgang bei 19 Prozent, heißt es mit Blick auf Zahlen von Reuters.
Daneben hatten beide Anbieter jüngst angekündigt, ihre Preise in den USA anheben zu müssen. In Mitteilungen an die Kundinnen und Kunden riefen sie diese zugleich zu Hamsterkäufen auf, um möglichst noch von den letzten niedrigen Angeboten profitieren zu können.
Temu bindet Kundschaft – zum Teil besser als Amazon & Co.
Der Absturz der Apps in den Vereinigten Staaten macht einmal mehr deutlich, dass die prominenten App-Positionen der Billigplattformen nicht auf ein organisches Wachstum zurückzuführen waren, sondern auf den immensen Marketingausgaben und aggressiven Werbestrategien basierten.
Allerdings darf man trotz der Einbrüche nicht davon ausgehen, dass die erfolgsverwöhnten Billiganbieter plötzlich erfolglos werden. Nach Angaben des SEO- und Marketing-Unternehmens Backlinko.com kann Temu Stand Februar 2025 weltweit rund 292 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer pro Monat vorweisen. Allein in den USA soll die Zahl der Nutzenden, die im Monat mindestens ein Mal auf die App zugreifen, bei knapp 186 Millionen liegen.
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