Temu und Shein büßen massiv Marktanteile ein

Veröffentlicht: 25.04.2025
imgAktualisierung: 25.04.2025
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 3 Min.
25.04.2025
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Logo des Billig-Marktplatzes Temu auf einem Smartphone
Boarding2Now / Depositphotos.com
Die Dominanz der Billigportale Temu und Shein bricht. Zahlen aus der Branche zeigen die Entwicklung.


Mit seiner strikten Wirtschaftspolitik und hohen Zöllen hatte der amtierende US-Präsident Donald Trump chinesischen Billiganbietern den Kampf angesagt. Und die Konsequenzen könnten kaum deutlicher sein: Innerhalb weniger Wochen sind die Anteile der beiden populären Branchenplayer Temu und Shein auf dem US-amerikanischen Markt empfindlich eingebrochen.

In einem Zeitraum von nur zwei Wochen büßte Temu in den US-App-Stores ganze 82 Positionen ein. Das Unternehmen fiel von Platz 3 auf Platz 85 zurück. Ähnlich groß ist auch der Absturz des Konkurrenten Shein, der von Platz 7 auf Platz 80 absackte und somit 73 Positionen abgeben musste, schreibt Marketplace Pulse in einer Meldung. In einer Grafik wird das Minus über die vergangenen Tage sichtbar.

Grafik des Branchenexperten Marketplace Pulse

Temu und Shein sparen bei US-Werbeausgaben 

Allerdings sei die Entwicklung nicht zur Gänze als passive Reaktion auf die erschwerten Marktbedingungen zu werten, sondern könne zum Teil auch als Ergebnis einer gezielten Strategie gesehen werden. 

Die Nachfrage nach den preiswerten Angeboten von Temu und Shein sei grundsätzlich „nicht verschwunden – andere chinesische Apps, die in die entgegengesetzte Richtung wachsen, sind ein Beweis dafür. Der Rückgang stellt vielmehr ein strategisches Zugeständnis an US-Marktanteile dar“, so der Analysespezialist weiter. 

Beide Unternehmen hatten in der Vergangenheit viel Geld in Werbung gesteckt, um sich hohe Positionen in den App-Stores zu sichern und diese zu halten. Diese Werbeausgaben seien jüngst deutlich zurückgefahren worden. Im Vergleich zum März habe Temu die durchschnittlichen US-Werbeausgaben Anfang April pro Tag um 31 Prozent gestutzt. Bei Shein liege der Rückgang bei 19 Prozent, heißt es mit Blick auf Zahlen von Reuters. 

Daneben hatten beide Anbieter jüngst angekündigt, ihre Preise in den USA anheben zu müssen. In Mitteilungen an die Kundinnen und Kunden riefen sie diese zugleich zu Hamsterkäufen auf, um möglichst noch von den letzten niedrigen Angeboten profitieren zu können.

Temu bindet Kundschaft – zum Teil besser als Amazon & Co.

Der Absturz der Apps in den Vereinigten Staaten macht einmal mehr deutlich, dass die prominenten App-Positionen der Billigplattformen nicht auf ein organisches Wachstum zurückzuführen waren, sondern auf den immensen Marketingausgaben und aggressiven Werbestrategien basierten.

Allerdings darf man trotz der Einbrüche nicht davon ausgehen, dass die erfolgsverwöhnten Billiganbieter plötzlich erfolglos werden. Nach Angaben des SEO- und Marketing-Unternehmens Backlinko.com kann Temu Stand Februar 2025 weltweit rund 292 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer pro Monat vorweisen. Allein in den USA soll die Zahl der Nutzenden, die im Monat mindestens ein Mal auf die App zugreifen, bei knapp 186 Millionen liegen.

Hinzu kommt auch, dass Temu offenbar in der Lage ist, die Kundinnen und Kunden länger in der App zu halten als viele andere namhafte Konkurrenten: So berichtete Bloomberg etwa Ende 2023, dass Temu-Nutzende im zweiten Quartal 23 im Schnitt 18 Minuten pro Tag in der App unterwegs waren. Beachtenswert ist dieses Ergebnis auch deshalb, da der Wert von Amazon mit zehn Minuten nur fast halb so hoch war. Die Daten gingen auf eine Analyse des Marktforschers Apptopia zurückgeht.

Europa künftig stärker im Fokus?

Die restriktive Zollpolitik von Trump wird sich aller Voraussicht nach nicht nur auf den US-Markt auswirken, sondern auch globale Folgen auf Wirtschaft und Lieferketten haben. Anfang Mai 2025 wird es in den USA eine gravierende Änderung geben. Dann nämlich fällt die „De-minimis-Ausnahmeregelung“ weg, die bisher eine zollfreie und vereinfachte Einfuhr von Warensendungen unter 800 Dollar aus China und Hongkong ermöglichte. Dies wird nicht den Versand chinesischer Waren in die USA für Temu und Shein erschweren, sondern auch für viele amerikanische Unternehmen neue Hürden schaffen.

Darüber hinaus könnte Europa für die Billiganbieter aus Asien verstärkt in den Fokus rücken, was den Konkurrenzdruck für hiesige Händlerinnen und Händler verschärfen dürfte. Verschiedene Branchenplayer und Verbände aus Deutschland hatten bereits auf Probleme, die mit dieser Entwicklung einhergehen könnten, hingewiesen.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 25.04.2025
img Letzte Aktualisierung: 25.04.2025
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

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