Eine ansprechende Produktfotografie ist wie das Schaufenster beim „analogen Einkaufsbummel“: Sie ist entscheidend für den ersten Eindruck des Shops, fördert eine Bindung zwischen Kunde und Produkt und bildet ein entscheidendes Moment im Prozess der Kaufentscheidung.
Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass es kein Allround-Rezept für perfekte Fotos gibt, denn die Attraktivität von Produktfotos beruht auf subjektiven Empfindungen. Dennoch können Online-Händler auf eine Vielzahl von Tricks zurückgreifen, die auch Foto-Experten für die Erstellung ihrer Bilder nutzen: Ein Hauptaugenmerk liegt dabei unter anderem auf der notwendigen „Hardware“, der Beleuchtung, der Bildbearbeitung, der Winkeleinstellung oder entscheidenden Details während der Fotografie.
Ein eigenes Design-Konzept
Zuallererst ist wichtig, ein Konzept des eigenen Shops und der entsprechenden Fotos zu haben. Es gibt für Online-Händler vielfältige Möglichkeiten, die Produktfotografie und den eigenen Shop zu gestalten. Entscheidend ist dabei, dass die Präsentation der eigenen Artikel einheitlich ist und ein Gesamtkonzept des Designs zugrunde liegt. Nur so wirkt ein Online-Shop „aufgeräumt“ und stimmig. Wer keine Vorstellung vom Endresultat seiner Produktfotografie hat, der kann sich auf diversen Plattformen Anregungen holen.
Die „Hardware“ der Produktfotografie
Eine ansehnliche und professionelle Produktfotografie erfordert gar nicht so viel Zubehör, wie manch einer vielleicht glauben mag. Grundlegende Elemente sind: ein Tisch, auf dem der entsprechende Artikel positioniert werden kann, ein mattweißer Hinter- und Untergrund, zwei oder drei Fotolampen, mit denen das Produkt gezielt beleuchtet werden kann, eine digitale Kamera und ein Stativ, um längere Beleuchtungszeiten zu gewährleisten.
Die richtige Beleuchtung
Bei der Beleuchtung gibt es keine mustergültige Lösung: Es gibt Fotografen, die das Tageslicht bevorzugen, andere schwören auf die Verwendung von Foto-Lampen. Prinzipiell sollten alle verwendeten Lichtquellen vom gleichen Typ sein. Verwendet man beispielsweise unterschiedlich starke Leuchtmittel, so können auf den Produktfotos inkonsistente und fehlerhafte Farben entstehen.
Entscheidet sich der Fotograf bei der Produktfotografie für künstliches Licht (im Gegensatz zum Tageslicht), sollte er vorzugsweise drei Lichtquellen aufstellen. Um die Natur und den eigenen Geldbeutel zu schonen, ist zudem die Verwendung von energiesparenden Leuchtmitteln angebracht. Damit bei der Fotografie von Lebensmittel ein Schmelzen der selbigen verhindert wird, benutzen Profis Leuchten, die sich während des Gebrauchs nicht erhitzen.
Auch die Frage ob Blitzlicht verwendet werden sollte oder nicht, wird in Fachkreisen hitzig debattiert. Egal, für welche Variante man sich bei der Produktfotografie entscheidet, es sollte darauf geachtet werden, dass auf reflektierenden Materialien von Artikeln keine Lichtpunkte entstehen. Daher ist die Nutzung von Beleuchtungsdämpfern (oder halbtransparenten Stoffen) weit verbreitet. Im Idealfall hilft eine Softbox bei der Produktfotografie.
Entscheidend bei der Wahrnehmung von Produkten ist außerdem die Positionierung der Lichtquelle: Wird ein Objekt seitlich beleuchtet, wirft es – je nach Höhe der Leuchte – einen längeren oder kürzeren Schatten. Dieser Effekt kann genutzt werden, um den Artikel größer oder kleiner wirken lassen. Positioniert man das Leuchtmittel hinter dem Artikel, fällt der Schatten nach vorn und lässt das entsprechende Objekt gedrungener bzw. wuchtiger wirken. Eine Lichtquelle von oben bewirkt nur eine minimale Schattenbildung und lässt die Seiten etwas dunkler erscheinen. Alle Varianten sind denkbar und für eine Produktfotografie grundsätzlich geeignet – mit Licht lässt sich viel und kreativ experimentieren.
Der Blickpunkt macht’s
Damit ein Produktfoto aussagekräftig und vor allem interessant ist, sollte der entsprechende Artikel tendenziell nicht frontal fotografiert werden. Dies könnte das Objekt „platt“ und zweidimensional wirken lassen. Die Produktfotografie sollte stets leicht von oben und schräg, das heißt in einem Winkel zum Beobachter erfolgen. Dadurch können gegebenenfalls mehrere Seiten auf einmal sowie eine leichte Draufsicht erfasst werden. Außerdem ist es förderlich, dem potenziellen Kunden mehrere Bilder eines Artikels anzubieten. Nur dadurch kann der Kunde das Produkt von allen Seiten erfassen und kleinere Details erkennen.
Wichtig ist: Das Objekt, das fotografiert werden soll, steht im Mittelpunkt und sollte dementsprechend im Fokus stehen. Übermäßig breite (Hintergrund-) Ränder und eine unverhältnismäßig kleine Artikelabbildung sollten deshalb vermieden werden.
Der Teufel liegt im Detail…
Auch wenn man all diese Tipps zur Produktfotografie berücksichtigt, gibt es dennoch weitere Grundsätze, die von Online-Händlern beachtet werden sollten: So ist beispielsweise bei der Fotografie von Kleidungsstücken zu beachten, dass diese gebügelt werden sollten. Denn zerknitterte Kleidung sieht grundsätzlich „schmuddelig“ aus und wirkt auf einen potenziellen Käufer eher abschreckend.
Auch halb abgerissene und zerknickte Produkt-Aufkleber und Etiketten sollten nicht auf den Produktfotos zu sehen sein. Selbst wenn die Ware neu und absolut unbeschädigt ist, könnte dies bei den Kunden einen negativen Eindruck machen.
Jeder Fotograf hat seine eigenen Vorgehensweisen und Tricks. Und trotzdem gibt es keine muster- und allgemeingültige Anleitung zur Produktfotografie. Grundsätzlich können die Online-Händler ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Entscheidend ist ein durchgängiges Konzept und Design, das die Vorzüge der angebotenen Ware hervorhebt.
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Mit dem, was hier zur Beleuchtung steht gehe ich nicht ganz konform. Es gibt "Richtlinien", nach denen sich ein Fotolicht aufbaut. Dabei wird für solche Aufgaben in der Regel von einem Hauptlicht ausgegangen, das möglicherweise noch von weiteren Lichtquellen "verfeinert" wird. Drei Lampen braucht es eher selten und sie erfordern schon einiges an Erfahrung.
Es spricht nichts dagegen es selbst zu versuchen. Rolf hat aber Recht. Gute Produktabbildun gen brauchen Zeit. Die ist es, die sich der Profifotograf neben seiner Erfahrung und dem Equipment bezahlen lässt. Wer dieses Geld sparen möchte, muss sich klar sein, dass diese Zeit von der abgeht, die er ansonsten noch für seinen Shop braucht.
Oliver Feld Produktfotograf
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Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre Frage. Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass je höher die Auflösung des Bildes ist desto aussagekräftige r und detailfreudiger ist es auch.
Wenn man jedoch seine Artikel nicht im eigenen Online-Shop anbietet, sondern diverse Verkaufsplattfo rmen nutzt, dann bindet man sich dementsprechend auch an die Vorgaben jener Portale.
Häufig ist dort die Größe oder Pixelzahl beschränkt und gewisse Standardvorgabe n sind zu beachten.
Zudem muss beachtet werden, dass ein großes Bild auch eine längere Ladezeit zur Folge hat. Daher sollte beim Hochladen ein Mittelmaß gefunden werden, um einerseits Bilder mit ausreichenden Details und andererseits mit gemäßigter Größe zu wählen.
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danke für diese kleine Einführung. Klingt eigentlich auch logisch aber wenn man an die Sache herangeht, dann vergisst man bestimmt die Hälfte, weil man eben sich noch nie regelmäßig damit auseinander gesetzt hat.
Ich habe im Moment nur eine Frage: gibt es bestimmte Vorgaben, was die Größe der Bilder betrifft? Wie groß muss/darf so ein Bild ausfallen?
Gruß
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Die beste Empfehlung die man für aussagekräftige Produktfotograf ie geben kann, ist die, sich an einen Fachmann zu wenden. Dieser hat es in der Regel 3 Jahre gelernt oder studiert mit dem Medium Fotografie und Objekten adäquat umzugehen.
In kurzer Zeit entstehen so professionelle Produktaufnahme n und das Geld für die "Studioausrüstu ng" kann so gespart werden, ganz abgesehen von der Zeit, die für Aufnahme und anschliessendes Cleaning am Rechner benötigt wird.
Trotz aller Werbeversprechu ngen beinhalten die aktuellen Fotokameras dann eben doch nicht den "eingebauten kleinen Fotografen"....;-)
Onlinehändler, konzentrier dich auf deine Kernkompetenz, das HANDELN.
Ich komme auch nicht auf die Idee mir meine Rechtstexte selber zusammenzubasteln.
mit freundlichen Grüssen
Rolf Hellmeier
Dipl.Des.Kommunikationsdesign
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Bei den (empfehlenswert en) Energiesparlamp en sollte man Tageslichtlampe n ab einer Lichttemperatur von 6000 Kelvin einsetzen. Statt nur mit Lampen kann man auch sehr gut mit Reflektoren, z.B. einer kleinen Aluplatte vom Baumarkt, arbeiten. Wenn man etwas sucht, das im Text als 'Beleuchtungsdä mpfer' bezeichnet wurde, sollte man das mehr verbreitete Stichwort 'Defusor' verwenden. Um das Problem eines zu klein geratenen Objektes zu beheben empfielt sich das Schneidewerkzeu g eines Grafikprogramms . Letzteres ist eh unvermeidbar. Das Hauptübel, das ich ständig vorfinde, sind Fotos mit Farbstich bedingt durch mangelnden Weißabgleich. Wenn der beim Fotografieren daneben gerät, kann man ihn relativ einfach mit vielen Grafikprogramme n korrigieren. Weiterführende Literatur sei angeraten. z.B. dass man mit einer längeren Belichtungszeit mehr Tiefenschärfe erzeugt u.v.m.
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