Was ist eigentlich der erste Eindruck, den ein Nutzer von einem Shop erhält? Er beginnt noch vor der Startseite: Es ist die Zeit, mit der die Startseite lädt. Hier beginnt die „Reise des Kunden“ – und hier endet sie oftmals gleich wieder. Denn viele Nutzer springen bereits ab, wenn die aufgerufene Seite zu lange lädt. Meistens geht es dann zurück zur Google-Suche und zum Shop des Konkurrenten.

Wie wichtig die Ladegeschwindigkeit für Online-Shops darüber hinaus noch ist und wo sich die größten Ladezeit-Blocker verstecken, erklären wir in diesem Artikel.

5 gute Gründe für schnelle Ladezeiten

Die Ladezeit (auch „Page Speed“ genannt) eines Online-Shops hat erheblichen Einfluss auf das Nutzerverhalten. Hier sind 5 gute Gründe dafür, warum Online-Shops schneller laden sollten:

1. Langsame Shops haben eine höhere Absprungrate! Lädt ein Shop länger als 1 Sekunde, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer abspringen. Das hat Google in einer Studie herausgefunden: Bei 3 Sekunden Ladezeit steigt die Bounce Rate etwa um ein Drittel. Bei 6 Sekunden steigt sie schon um das Doppelte!

2. Schnelle Shops gewinnen mehr Kunden und machen mehr Gewinn! Je schneller ein Shop lädt, desto eher werden Nutzer zu zahlenden Kunden. Amazon senkte seine Ladezeit um nur 0,1 Sekunden und steigerte seine Conversion Rate um 1 Prozent. Das Gleiche tat Zalando und machte dadurch 0,7 Prozent mehr Gewinn!

3. Google bevorzugt schnell ladende Webseiten! Seit 2010 ist die Ladegeschwindigkeit Teil des Google-Algorithmus zur Festlegung des Rankings. Mit PageSpeed Insights stellt der Suchmaschinenriese ein Werkzeug zur Messung der Ladezeit bereit. Seit 2018 zählt die mobile Ladezeit für das Ranking.

4. Viele Nutzer shoppen mittlerweile mobil! 2017 nutzten erstmals mehr Menschen das Internet über mobile Endgeräte. Mobile Bandbreiten bleiben in Deutschland noch hinter den Geschwindigkeiten von Hausanschlüssen zurück. Für Online-Händler bedeutet dies, dass sie ihr Angebot auch mobil optimieren müssen.

5. Der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus! Viele Online-Händler haben die Seitenladezeit noch nicht als wichtige Stellschraube erkannt. Nur 5 Prozent der meistbesuchten Webseiten aus Deutschland laden unter 1 Sekunde. Durch Fokus auf schnelle Ladezeiten kann man der Konkurrenz so einen Schritt voraus sein.

So werden Online-Shops beschleunigt

Im Optimalfall benötigt ein Online-Shop nicht länger als 1 Sekunde, um zu laden. Davon sind jedoch die meisten weit entfernt. Da aber wie gesehen schon eine Hundertstelsekunde einen Unterschied machen kann, zählt jede Optimierung. Doch wo soll man anfangen?

Als einfache Faustregel gilt: Je weniger Daten übertragen werden müssen, desto schneller lädt die Webseite.

Produktbilder komprimieren und gezielt laden

Der größte Blocker für die Ladezeit eines Online-Shops sind daher in der Regel Produktbilder. Ob in Produktübersichten oder auf Detailseiten, kein Shop kann auf brillante, hochaufgelöste Fotos seiner Produkte verzichten. Damit ein Shop trotz vieler Produktbilder schneller lädt, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Durch Komprimierung der Produktbilder können diese verkleinert werden. Dies lässt sich manuell über Bildprogramme, über Shop-Plugins oder einen Anbieter für automatisierte Bildoptimierung erzielen. Hierbei muss darauf geachtet werden, einen optimalen Kompromiss zwischen Qualität und Komprimierung zu finden.
  • Mit der Technologie „Lazy Loading“ können gerade Seiten mit vielen Bildern beschleunigt werden. Dabei werden zunächst nur die Bilder geladen, die im Sichtfeld des Nutzers sind. Auch hierzu gibt es neben der eigenen Entwicklungsarbeit auch Alternativen in Plugins und bei Technologie-Anbietern.

Code-Dateien verkleinern und Plugins ausmisten

Neben Produktbildern sind vor allem Code-Dateien für lange Ladezeiten verantwortlich. Über diese Dateien werden die Funktionalität und das Design des Shops bereitgestellt. Allerdings werden dabei oft große Code-Bibliotheken implementiert, deren voller Umfang gar nicht genutzt wird. Installierte Plugins benötigen zudem oft eigene Bibliotheken oder laden diese doppelt herunter. 

Es kann also weiterhelfen, Shop-Plugins auszumisten und vor jeder Neuinstallation zu überprüfen, ob der Einsatzzweck nicht auch auf anderem Weg erreicht werden kann. Wie Bilder können Code-Dateien darüber hinaus komprimiert werden. Dabei werden sie von Leerzeichen bereinigt und vom Webserver ähnlich wie eine Zip-Datei an den Browser versendet.

Datenübertragung aktualisieren

Neben der Größe der Daten ist auch das Verfahren zur Datenübertragung entscheidend für die Seitenladezeit. Die meisten Webserver verwenden dabei immer noch eine veraltetes Verfahren. Daten werden dabei nicht in einem Zug übertragen, sondern für jede einzelne Datei muss erst eine neue Verbindung aufgebaut werden. Das kostet natürlich Zeit.

Mit der Umstellung auf das aktuelle Verfahren “HTTP/2” wird die Datenübertragung erheblich beschleunigt. Im Gegensatz zu früheren Verfahren wird bei HTTP/2 nur eine einzige Verbindung zur Übertragung aufgebaut und Dateien können so viel schneller vom Webserver an den Browser versendet werden. Die Umstellung kann über den Webserver vorgenommen werden. Hierzu kann man sich an den Hoster des Online-Shops oder einen Technologie-Dienstleister wenden.

Online-Händler steigert Conversion Rate um 12 Prozent

Der Online-Shop des Möbelhändlers delife.eu erkannte die Möglichkeiten der Ladezeit-Optimierung früh. Durch die Umsetzung der oben beschriebenen Maßnahmen gelang es dem Coburger Online-Händler, die Startseite von 4,2 auf 1,9 Megabyte zu reduzieren. Dadurch wurde auch die Ladezeit um die Hälfte gesenkt.

Schon nach drei Monaten konnte der Online-Shop den Erfolg der Maßnahmen messen: Die Conversion Rate konnte so um ganze 12 Prozent gesteigert werden. Gleichzeitig sank die Bounce Rate im Shop um 18 Prozent. Durch die schnell ladenden Seiten kamen also mehr Nutzer auf den Online-Shop und mehr von ihnen wurden zu zahlenden Kunden. Hier geht es zu der ganzen Erfolgsstory.

Fazit: Jetzt Ladezeiten optimieren

Die Optimierung von Ladezeiten ist die Stellschraube für Online-Händler, um für ihre Shops mehr Traffic und mehr Kunden zu gewinnen. Dies beweisen nicht nur zahlreiche Studien, sondern auch ein Fallbeispiel aus dem Mittelstand.

Es gibt zahlreiche Wege, um die Ladegeschwindigkeit eines Shops zu beschleunigen. Die wichtigsten Maßnahmen haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Sie können diese Maßnahmen in Eigenleistung, durch Plugins oder durch einen Technologie-Anbieter wie den Cloud-Service wao.io vornehmen.

In unserem Whitepaper zum Thema Ladezeit-Optimierung gehen wir noch genauer auf die Bedeutung und Hintergründe der Ladegeschwindigkeit ein. Anhand praktischer Beispiele erklären wir das technische Thema „Ladezeit“ einfach und nachvollziehbar.

Jan Webering Sevenval

Über den Autor

Jan Webering ist Mitbegründer und CEO der Sevenval Technologies GmbH.

Seit 1999 unterstützt der Web Frontend Pionier aus Köln mit seinem Team komplexe Organisationen bei der digitalen Transformation.