So verlockend wie globaler E-Commerce auf den ersten Blick scheint, gibt es einige Herausforderungen zu beachten. Denn der Versand über Ländergrenzen ist weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Lena Bettin von Ecosistant erklärt, welche fünf Stolpersteine zu beachten sind, damit die Expansion des Online-Handels ins Ausland funktioniert.

1. Zölle und Abgaben

Während der Zoll für Unternehmen, die innerhalb der EU verkaufen, kaum eine Rolle spielt, gibt es beim Verkauf in Nicht-EU-Länder einige Aspekte zu beachten. 

Die Höhe der Zollgebühren für Sendungen über internationale Grenzen hinweg hängt hauptsächlich von drei Faktoren ab: 

  • Handelsvereinbarungen zwischen verschiedenen Ländern,
  • Von den Eigenschaften der Ware (Wert, Herstellungsland und Verwendungszweck),
  • Dem HS-Code, der auf der Website der Zollbehörde des jeweiligen Landes abgerufen werden kann.

Zölle und Steuern werden auf der Grundlage der Angaben auf der Handelsrechnung und anderen relevanten Dokumenten berechnet. Daher ist es wichtig, dass Daten wie der HS-Code auf diesen Dokumenten angegeben sind.

Die genaue Höhe der Zölle hängt vom Zielland und den dortigen Anforderungen an die versandte Ware ab.

2. Einhaltung von Umweltgesetzen

Über die Einhaltung von Umweltgesetzen wird bisher kaum aufgeklärt, obwohl bei falscher Befolgung hohe Strafen drohen.    

Neben den EU-Staaten haben auch andere Länder Gesetze erlassen, die Hersteller, Importeure und sogar Online-Händler dazu verpflichten, Gebühren für das Recycling bestimmter Produkte zu zahlen. Das Prinzip der sogenannten „erweiterten Herstellerverantwortung“ soll als Anreiz dienen, den Abfall insgesamt zu reduzieren. Durch die anfallenden Gebühren werden nationale Recyclingsysteme finanziert. 

Für Verpackungen, Elektronik und Batterien aber auch für Textilabfälle gibt es in jedem Land andere Herausforderungen. Hilfe zu Verpackungslizenzen bietet etwa die Seite Verpackungslizenz.online. Um einen Überblick über geltende Recycling-Gesetze und die Teilnahme an Recycling-Systemen in den einzelnen Ländern zu erhalten, ist es sinnvoll, Beratungsleistungen – wie beispielsweise die von ecosistant in Anspruch – zu nehmen

3. Umsatzsteuer

Sobald ein bestimmter Schwellenwert überschritten wird, sind Online-Händler dazu verpflichtet, sich in dem jeweiligen Land für die Umsatzsteuer zu registrieren. Seit dem 01.07.2021 gilt der EU-weite Schwellenwert von 10.000 Euro.

Grundsätzlich gilt, dass die Umsatzsteuer dort erhoben und geschuldet wird, wo die Ware beim Endverbraucher ankommt. Gegenüber der lokalen Steuerbehörde muss nachgewiesen werden können, dass die Umsatzsteuer im jeweiligen Land bezahlt wurde. 

Die Höhe der Umsatzsteuer hängt vom Zielland aber auch von der Art der gesendeten Ware ab. 

4. Zahlungsarten

Je nach Zielland unterscheiden sich Vorlieben für Zahlungsmöglichkeiten. Da potenzielle Kunden nicht kurz vorm Bezahlvorgang abspringen sollen, ist es wichtig, die richtigen Zahlungsarten anzubieten. 

Während in Deutschland der Rechnungskauf und die SEPA Lastschrift gerne genutzt wird, werden in China die meisten Einkäufe über digitale Geldbörsen getätigt. In den Niederlanden hingegen ist die Banküberweisung die beliebteste Zahlungsmethode für Online-Einkäufe. 

Der Worldpay Global Payments Report kann bei der Wahl der Zahlungsmittel hilfreich sein, da hier die verschiedenen Möglichkeiten nach Ländern und Regionen aufgelistet sind.

5. Marketing-Lokalisierung

Schließlich ist es wichtig, den neuen Zielmarkt gründlich zu betrachten. Die Berücksichtigung aller vorherigen Punkte ist sinnlos, wenn Inhalte und Strategien nicht an den neuen internationalen Markt angepasst sind.  

Oft reicht es nicht aus, die bestehenden Inhalte zu übersetzen. Vor der Internationalisierung des Versands ist es daher empfehlenswert, Marketingstrategien für die entsprechenden Standorte zu erstellen, um lokale Inhalte anzubieten.

Da jedes neue Zielland anders ist, lohnt es sich, für jeden neuen Markt eine neue Kunden- und Marktanalyse aufzusetzen. 

Internationalen Versand gut planen, um Hindernisse zu überwinden

Vorbereitung ist alles. Vor der Internationalisierung des Versands sollte der Zielmarkt genau unter die Lupe genommen werden. So können Herausforderungen gemeistert und das volle Potenzial des globalen Online-Handels ausgeschöpft werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, kann jederzeit ein erfahrener Berater zu Rate gezogen werden.


Über die Autorin

Lena Bettin (23) ist seit 2021 beim digitalen Beratungsunternehemen für Recycling-Compliance ecosistant. Als Umweltwissenschaftlerin schreibt und forscht sie über Themen rund um Nachhaltigkeits-Compliance und E-Commerce.