Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie ist und bleibt ein wichtiges Thema. In vielen Supermarktregalen finden Kunden nunmehr Obst und Gemüse ohne unnötige Umverpackung. In vielen Großstädten gibt es mittlerweile Unverpackt-Läden. Und auch der Online-Handel muss sich zunehmend mit diesem Thema beschäftigen. Eine neue Studie mit dem Titel „Nachhaltige Produktverpackungen (2)” von Simon-Kucher & Partners gibt Aufschluss über die konkreten Wünsche der Verbraucher.
Die in diesem Jahr als Online-Befragung durchgeführte Studie befragte 1.001 Konsumenten in Deutschland zu ihren Wünschen zur Kennzeichnung. Von den Befragten wünschten 66 Prozent eine Kennzeichnung direkt auf der Verpackung, 20 Prozent ziehen den Vermerk am Supermarktregal, beziehungsweise in der Artikelbeschreibung im Online-Shop vor. Ein Drittel der Befragten gab weiterhin an, auf unabhängige Zertifikate und Labels, wie den „Blauen Engel“ zu achten.
Eine Frage der Kommunikation
Die Kundennachfrage nach Nachhaltigkeit ist da. Die Produkte auch. Doch die Kommunikation weist deutliche Lücken auf. „Nur elf Prozent der Konsumenten fühlen sich überhaupt gut informiert“ so Dr. Daniel Bornemann, Experte für Paper & Packaging bei Simon-Kucher & Partners.
Am nützlichsten scheinen für den Verbraucher dabei Informationen zum Recycling (37 Prozent), fairen Produktionsbedingungen (37 Prozent) sowie Materialherkunft (35 Prozent) zu sein. Die Sache mit der CO2-Bilanz ist dagegen für viele offenbar wenig greifbar und deshalb weniger relevant (18 Prozent). „Die geringe Relevanz der CO2-Bilanz überrascht auf den ersten Blick, zeigt aber auch, dass Verpackungen bislang primär mit Abfall in Verbindung gebracht werden. Die Herstellung und der damit verbundene CO2-Fußabdruck werden noch selten assoziiert“, kommentiert Bornemann.
Verpackungsflut durch Online-Handel
Der Einzelhandel hat hier den Vorteil, dass Kunden unverpackte Dinge selber abfüllen und verpacken können. Große Umverpackungen bleiben in der Regel gänzlich aus. Im Online-Handel sieht das ganz anders aus. Nicht erst seit dem Online-Shopping-Boom, den die Coronapandemie auslöste, fallen hier erheblich höhere Mengen an Verpackungsmaterialien an. Die Wege, diese zu minimieren, sind beschränkt. Schließlich müssen Verkäufer sicherstellen, dass verkaufte Waren auch intakt beim Kunden ankommen. Ein aufgrund von unzureichender Schutzverpackung defekt ankommender Artikel verursacht Retouren und damit erhöhten CO2-Ausstoß.
Mögliche Konzepte für mehr Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie stellten wir im Februar bereits im Detail vor. Die Problematik läuft letztlich immer auf das Gleiche hinaus: Umwelt oder Mehrkosten – was ist dem Verbraucher wichtiger? Kunden, die nach mehr Nachhaltigkeit schreien, müssen auch darauf eingestellt sein, sich von gratis Versand und Retoure zu verabschieden.
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