Der E-Commerce bietet sehr einfache Möglichkeiten für internationalen Vertrieb, theoretisch kann jede Webseite entsprechende Nutzer auf der ganzen Welt erreichen. Wer seine Produkte also über einen Online-Shop verkauft, der sollte diese Möglichkeit mittel- bis langfristig in jedem Fall einplanen, um die Reichweite kontinuierlich zu erhöhen oder sich zumindest Gedanken darüber machen, ob Internationalisierung ein Ziel sein kann. Hochwertige, an das jeweilige Land und die Sprache angepasste Inhalte sind für eine solche Überarbeitung des Shops selbstverständlich. Doch auch darüber hinaus gibt es einige Aspekte zu berücksichtigen, um bei der Mehrsprachigkeit des Online-Shops alles richtigzumachen.

Schon kleine Übersetzungsfehler können fatale Folgen haben 

Die Herausforderungen eines mehrsprachigen Online-Shops bestehen anfänglich hauptsächlich in Übersetzungsarbeiten. Nicht nur die einzelnen Produktbeschreibungen und Seiteninhalte, auch sämtliche Navigations- und Bedienelemente müssen exakt übersetzt werden. Schon kleine Fehler können fatale Auswirkungen haben, denn es gibt kaum ein besseres Anzeichen für Nutzer, dass es sich um einen unseriösen Shop handelt. Muttersprachler sollten also in jedem Fall an der Übersetzung mitarbeiten und keinesfalls darf nur die Google-Übersetzung für diese Arbeit herangezogen werden.

Was für viele unter Umständen das größte Problem darstellen kann, ist auch einen Kundensupport in der jeweiligen Landessprache anzubieten. Ggf. können an dieser Stelle externe Dienstleister / Callcenter mit ins Boot geholt werden.

Suchmaschinen nicht vergessen 

Marketingkampagnen, Linkbuilding, Suchmaschinenoptimierung (SEO) sowie das Einrichten von der technischen Infrastruktur (Hosting, Domain, URL-Struktur) müssen unter strenger Berücksichtigung von landesspezifischen Anforderungen erfolgen, um effektiv zu sein. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang internationales SEO dar, neben einer optimalen Übersetzung des Keyword-Sets müssen weiterhin technische Mittel wie Verlinkungen und Weiterleitungen oder die Entwicklung einer passenden Seitenstruktur durchgeführt werden.

Wichtig: Für Google muss durch die URL-Struktur der Seite klar erkennbar sein, welche Bereiche in welcher Sprache geführt werden. Sub-Verzeichnisse wie /en/ oder /fr/ können eine entsprechende Kennzeichnung sicherstellen. Natürlich kann man auch überlegen, eine separate Domain für die landesspezifische Version des Online-Shops anzulegen. Daraus ergeben sich folgende Vor- und Nachteile.

Vorteile eigenständige Domain:

  • Der Shop ist eindeutig auf das Zielland ausgelegt
  • Die heimische Domainendung erweckt oft mehr Vertrauen bei den lokalen Nutzern
  • Länder-spezifische Settings lassen sich oft leichter handhaben

Nachteile der eigenständigen Domain:

  • Im Gegensatz zur bestehenden Domain, ist für Suchmaschinen die ggf. neu angelegte Domain erst einmal ein unbeschriebenes Blatt.
  • Mehrere Domains bedeutet auch mehrere Shopsystem-Installationen, die separat gemanagt werden müssen
  • Der ggf. erwünschte Wiedererkennungswert durch den Domainnamen kann eingeschränkt sein, insbesondere wenn keine exakt passende Domain mit der anderen Länderkennung mehr frei ist.

Ob man nun Unterverzeichnisse oder eine separate Domain einrichten sollte, hat also durchaus verschiedene Aspekte und bedarf einer jeweils individuellen Analyse.

Je nachdem für welches Land der Online-Shop angepasst wird, kann es notwendig sein, zusätzliche Suchmaschinen in die SEO-Arbeit mit einzubeziehen. Während im Europäischen und US-amerikanischen Markt Google weiterhin die meistgenutzte Suchmaschine bleibt, sieht das in Russland oder Asien schon anders aus. So nutzen Russen bevorzugt die Suchplattform Yandex, in China ist Baidu die Nummer 1 und wer in den japanischen Markt einsteigen möchte, sollte Yahoo in die SEO-Strategie unbedingt mit einbeziehen.  

Shopsystem und rechtliche Aspekte 

Auch das Shopsystem spielt eine erhebliche Rolle, wenn es um die Mehrsprachigkeit von Online-Shops geht – nicht alle Lösungen sind auf die Nutzung verschiedener Sprachen hin ausgelegt. Unter Umständen kann es sein, dass das Shopsystem gewechselt werden muss. Eine gute Wahl ist zum Beispiel das Shopsystem JTL Shop 5. JTL-Software geht seit der Versionsnummer 5 verstärkt auf den internationalen Markt zu und bietet die Möglichkeit sehr viele Sprachen auf einfache Art und Weise abzudecken. Durch den UTF-8-Support stehen einem auch spezielle Sonderzeichen oder auch die kyrillische oder chinesische Schrift zur Verfügung.

Die rechtlichen Anforderungen, die ein Shop-Betreiber in anderen Ländern erfüllen muss, unterscheiden sich zum Teil stark, von den deutschen bzw. europäischen Regelungen. Online-Händler sollten sich also genau erkundigen, welche spezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt werden müssen. Sobald die Bestellung in einem deutschen Online-Shop in einer anderen Sprache getätigt werden kann, muss der Betreiber alle notwendigen Pflichtangaben auch in der jeweiligen Landessprache angeben. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, sich diesbezüglich an spezialisierte Rechtsdienstleister zu wenden und sich in entsprechende Rechtsfragen einzulesen.

Fazit

Expansion und die Erschließung neuer Märkte wird in vielen Branchen zukünftig immer wichtiger werden, um langfristig erfolgreich im E-Commerce zu sein. Die relativ einfachen Möglichkeiten sollten Online-Händler also definitiv in Betracht ziehen und ggf. geeignete neue Zielmärkte definieren. Dabei gilt ist natürlich stets abzuwägen, welcher technischer sowie administrativer Aufwand für die Erschließung eines Marktes am Ende auch lohnenswert ist.


autor ali oukassi

Über den Autor

Mohamed Ali Oukassi ist seit über einem Jahrzehnt im E-Commerce Bereich unterwegs und Gründer / Inhaber der E-Commerce Agentur eBakery. Mit seinem Team aus Spezialisten kümmert er sich zum Beispiel um die Einrichtung, Umstellung sowie Optimierung von Shopsystemen, die Ausarbeitung von Strategien im Marketing, SEO, Shopdesign, Templates und vieles mehr.