Viele Online-Shop-Betreiber sehen Online-Marktplätze als Konkurrenz zu ihrer eigenen Plattform. Marketplaces wie Amazon, Ebay oder Kaufland können jedoch auch eine praktische zusätzliche Alternative darstellen. Warum ist das so und welche Vorteile können Marktplätze bieten? Was hat das Such- und Kaufverhalten von Online-Shoppern damit zu tun? Diese Fragen erläutern wir in diesem Artikel.

Wo die Suche startet

Bekannte Suchmaschinen unterscheiden sich grundlegend voneinander. Google, Bing und Co. können sowohl informationsorientierte, navigationsorientierte und transaktionsorientierte Anfragen beantworten. Bereits seit einigen Jahren lässt sich jedoch eine Verschiebung der transaktionalen Anfragen weg von Informationssuchmaschinen hin zu Online-Marktplätzen als Produktsuchmaschinen beobachten. Für diese Entwicklung gibt es verschiedene mögliche Ursachen, von denen hier einige aufgezeigt werden.

Online-Shopping ist inzwischen fester Bestandteil der Kaufkultur. Noch vor einigen Jahren starteten die meisten Suchanfragen auch nach Produkten bei Google. Dabei sind Marktplätze in den Suchergebnissen meist auf den präsenten vorderen Positionen sowohl bezahlt als auch organisch vertreten. Also genau auf den Platzierungen, die den Nutzern besonders ins Auge stechen. Daher landet der Suchende meist – wenn er in seiner Suchanfrage nicht bereits einen konkreten Online-Shop mit angegeben hat – über die vorgeschlagenen Suchergebnisse bei Marketplaces.

Google möchte den Usern das beste Ergebnis liefern. Dadurch versucht Google, transaktionale Suchen direkt auf Marktplätze weiterzuleiten. Kunden werden dadurch häufig von den Google SERPs auf Online-Marktplätze weitergeführt und kaufen dort. Nach einem zufriedenstellenden Kauf startet die nächste Produktsuche daher häufig direkt auf dem Marktplatz und nicht mehr über die Informationssuchmaschine.

Aber auch ein Wandel der benutzten Endgeräte, über die bestellt wird, kann hier ein wichtiger Faktor sein. Auf Mobile Devices wie Smartphone oder Tablet können Apps genutzt werden. Und über diese Endgeräte erfolgen immer häufiger die Bestellungen. Viele Marktplätze bieten den Zugang über eine App. Dadurch sind sie nicht nur über den Browser zugänglich, sondern auch direkt über die Anwendung auf den mobilen Endgeräten. Ein Kunde, der bereits eine Marktplatz-App installiert hat, startet sehr wahrscheinlich die Produktsuche genau dort. Die Einkaufsumgebung ist bereits bekannt und der Weg zum Onlineshoppen.

Was bedeutet das also für Online-Shops, die auf Marktplätzen nicht vertreten sind?

Wenn Online-Kunden Produkte direkt auf Marketplaces suchen, können Produkte von Online-Shops, die dort nicht verkaufen, gar nicht erst gefunden oder gekauft werden. Aber auch wenn Kunden über Suchmaschinen den Online-Einkauf beginnen, sind die Topplatzierungen für generische Keywords rund um das Thema Produktsuche meist hart umkämpft. Die vorderen Plätze organisch sowie bezahlt liegen dabei häufig in der Hand von Online-Marktplätzen wie zum Beispiel Amazon. Bei spezifischen Keywords haben Online-Shops gegenüber den Marketplaces in den Informationssuchmaschinen eine größere Chance, da im eigenen Webshop gute Möglichkeiten bestehen, den eigenen Content und USPs besonders hervorzuheben. Allerdings müssen hier Kunden bereits sehr genau wissen, was für Anforderungen sie an das gesuchte Produkt stellen.

Diese Verschiebung führt dazu, dass Online-Kunden, die auf einem Marktplatz bereits ein passendes Produkt gefunden haben, wahrscheinlich nicht nach Alternativen in Informationssuchmaschinen suchen und somit nicht auf Online-Shops stoßen. Die exklusiven Produkte, die nur über Shops vertrieben werden, bleiben für diese Art von Online-Shoppern unsichtbar.

Darum sind Online-Marktplätze eine zusätzliche Alternative zum eigenen Online-Shop

Die Vorteile, die Online-Shopper in Marktplätzen sehen, lassen sich meist auf Einfachheit und Vertrautheit zurückführen. Die weitaus wichtigere Frage ist jedoch: Welche Vorteile können Marketplaces Online-Händlern bieten?

Händler sollten Online-Marktplätze nicht primär nur als Konkurrenz für den eigenen Online-Shop sehen, sondern vielmehr als Brücke, um neue Zielgruppen und Kunden anzusprechen. Händler, die auf Marktplätzen verkaufen, profitieren von den Vorteilen, dass Marktplätze in den SERPs von Informationssuchmaschinen die Top-Platzierungen einnehmen und bereits einen großen Kundenstamm besitzen.

Auch bei der Nutzung der marktplatzeigenen Apps ist dieser Berührungspunkt gegeben. Online-Marktplätze bieten also neue und zusätzliche Berührungspunkte zu potenziellen Kunden. Durch eine ansprechende Marken- und Produktpräsentation können so neue Kundengruppen gewonnen werden. Gerade bei dem Online-Shopper noch unbekannten Marken und Händlern können Marktplätze einen weiteren Vorteil bieten. Durch das Vertrauen in den Marktplatz aufgrund bereits getätigter Einkäufe ist die Hemmschwelle zu einem Kauf auf dem Marketplace geringer. Dazu geben Produktbewertungen anderer Kunden tiefere Einblicke in das Produkt und können eine Kaufentscheidung unterstützen.

Während einige Nutzer Online-Marktplätze für Bestellungen nutzen, verwenden andere es als Suchmaschine, um einen Überblick über die Angebotsvielfalt zu bekommen. Wenn Produkte überzeugen, gehen diese Interessenten im Anschluss auf die Suche nach dem Online-Shop und kaufen direkt dort. Marktplätze können so für Online-Händler also auch eine zusätzliche Chance bieten, mit ihren Produkten sichtbarer zu sein.

Gerade Marken haben auf vielen Marktplätzen wie Ebay oder Amazon inzwischen zudem die Funktion, nicht nur ihre Produkte, sondern auch ihre Brand mittels Marktplatz-internen Shopseiten zu präsentieren. So können bei ansprechendem Content Marktplatzkunden auch zu Online-Shop-Kunden gewandelt werden, wenn Marke und Produkte überzeugen können.

Wie Händler eine geeignete Marktplatzstrategie aufbauen und nach den Best Practices anwenden können, kann im Whitepaper „Marktplatz-Strategien: Für Ihren Erfolg auf Online-Marktplätzen“ der Eomazy GmbH nachgelesen werden.

Fazit

Wenn Online-Händler Marketplaces nicht für sich nutzen, können sie eine Konkurrenz darstellen, da Produktsuchen häufig nicht mehr über Google, Bing usw. starten oder in diesen Suchmaschinen die Top-Rankings von Online-Marktplätzen besetzt werden.

Für jeden Händler ist es wichtig, sein Ziel und die Zielgruppe zu kennen. Dadurch kann man entscheiden, welcher Marktplatz der Richtige für einen ist. Händler für Garten- und Handwerksartikel sind beispielsweise bestens auf ManoMano, Amazon oder Kaufland aufgehoben, Mode-und Fashion Verkäufer finden ihre Zielgruppe hauptsächlich auf Zalando, Otto und Co.

Marketplacee bieten zusätzliche Quellen für einen neuen Kundenstamm. Genauso umgekehrt: Ein neuer Verkaufskanal stellt für Kunden eine zusätzliche Plattform zur Präsentation des Händlersortiments dar. Damit eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, um Reichweite, Umsatz und Markenbekanntheit mittels neuer Verkaufskanäle via Marketplaces zu eröffnen.


Autorenbild Sergej Semjonow

Über den Autor: Sergej Semjonow ist als Head of Marketplaces federführend bei der eomazy GmbH tätig und betreut leidenschaftlich Kunden bei all ihren Marktplatzprojekten. Sein umfangreiches Faschwissen teilt er regelmäßig in Webinaren und Fachbeiträgen.