Nachhaltigkeit und Beiträge zum Allgemeinwohl werden für Unternehmen immer wichtiger, da Kaufentscheidungen von Verbrauchern mehr und mehr davon abhängen. Laut einer Studie unter Verbrauchern bemühen sich über 59 Prozent von ihnen, bei Marken zu kaufen, die ein soziales Bewusstsein bewiesen haben. Eine noch größere Zahl gibt an, dass das ethische Verhalten eines Einzelhändlers, zum Beispiel eine faire Bezahlung des Personals, Beiträge zur Gemeinschaft und die Rücksichtnahme auf Umwelt und Ressourcen, für sie wichtiger ist als noch vor der Pandemie. Das gesteigerte Bewusstsein für Nachhaltigkeit auf Seiten der Konsumenten gewinnt damit auch in den Bereichen Handel und E-Commerce an Bedeutung.
Mehr Nachhaltigkeit im Unternehmertum fordert auch die Politik. Im November letzten Jahres wurden auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow die Verpflichtungen von Staaten und ansässigen Unternehmen bei der Bekämpfung der Klimakrise weiter konkretisiert. Die EU hatte im Kontext dieser Aufgabe bereits die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erneuert, die 2023 in Kraft tritt.
Dadurch stehen zukünftig nicht mehr nur Konzerne, sondern auch kleinere Unternehmen ab 250 Mitarbeitern in der Pflicht einer erweiterten Nachhaltigkeitsberichterstattung, unter anderem zu Auskünften über Aktivitäten in den Bereichen Umweltengagement sowie über den CO2-Fußabdruck. Das eigene Carbon-Management wird damit langfristig zum businesskritischen Erfolgsfaktor, auch für Händler und E-Commerce-Unternehmen.
Händler sollten sich also schon jetzt mit möglichen Nachhaltigkeitsstrategien auseinandersetzen. Hierbei lohnt es sich, die eigene Wertschöpfungskette auf Stellschrauben zu überprüfen. Doch welche Möglichkeiten gibt es hier überhaupt?
Nachhaltigkeit von Anfang an: Verpackungsmaterial umweltfreundlich gestalten
Ein erster Ansatzpunkt für Händler können die eigenen Produkte sein, die online vertrieben werden. Nach Angaben der Global Consumer Insights Survey beeinflusst Nachhaltigkeit das Kaufverhalten positiv. Demnach bevorzugen deutsche Verbraucher Produkte mit weniger Verpackung (41 Prozent) und vermeiden Plastik, wo immer möglich (42 Prozent). Darüber hinaus sind sie bereit, im Schnitt 2,34 Euro für eine umweltfreundliche Lieferung zu bezahlen. Den Anteil an nachhaltigen Produkten und Verpackungen im Gesamtsortiment auszubauen, wird von Verbrauchern und Verbraucherinnen wertgeschätzt und ist auch ökonomisch sinnvoll. Anerkannte Zertifikate oder qualifizierte Herstellerangaben bieten hier Orientierung.
Während einige Unternehmen stark auf zertifizierte Waren setzen, bauen andere auf das Prinzip „best-in-class“ und auf nachhaltigere Lieferketten, z.B. durch Beschaffung aus der Region (sogenanntes Local Sourcing). Kosmetikunternehmen wie Lush haben ihre Unternehmensphilosophie bereits auf nachhaltigen Konsum ausgerichtet: mittels Technologie lässt das Unternehmen schon jetzt 91 Prozent seiner Verpackungen recyclen. Darüber hinaus führt Lush in mehreren Ländern Stores, die Produkte ganz ohne Verpackungen anbieten. Da sich solche Ansätze auch in anderen Branchen adaptieren lassen, werden zukünftig viele Unternehmen diesem Weg folgen.
Für Händler lohnt es sich außerdem, Kunden im Online-Shop Informationen über das nachhaltige Produktsortiment zur Verfügung zu stellen und sich dadurch zu profilieren. Beim Stöbern können Kunden bei ihren Entscheidungswegen unterstützt werden, indem spezielle Filter- und Suchfunktionen oder nützliche Informationen zur Beschaffenheit (Ausfallen der Größe, Material etc.) der Produkte bereitgestellt werden. Umfassende Produktinformationen können auch dazu beitragen, unerwünschte Retouren zu vermeiden.
CO2-Kompensation beim Check-out: Integrieren Sie Konsumenten in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie
Mit Einsetzen der Pandemie sind Online-Bestellungen für viele Menschen zum Alltag geworden. Mit dem veränderten Konsumverhalten ging aber auch ein zunehmendes Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz einher. In einer Studie unter Verbrauchern in Deutschland gaben 61 Prozent der Befragten an, verantwortungsbewusste Händler zu bevorzugen, die während der Pandemie soziales Bewusstsein gezeigt oder gemeinnützige Initiativen unterstützt haben. Die Bereitschaft der Verbraucher, aktiv zum Umweltschutz beizutragen, ist also da. Händler können dem entgegenkommen, indem sie ihren Payment-Prozess durch eine Spendenfunktion ergänzen.
Hierfür gibt es unterschiedliche Modelle: Händler können im Online-Checkout oder an der Ladenkasse eine Spendenoption integrieren, über die Kunden eine Organisation, die sich für Klima- und Umweltschutz einsetzt, auswählen und dieser einen festgelegten Betrag spenden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Kunden ihren Einkauf und die daran gebundenen CO2-Emissionen kompensieren zu lassen. Einige Payment Service Provider bieten Tools an, die den individuellen CO2-Fußabdruck eines Kaufvorgangs berechnen und in einen Geldwert zur Kompensation überführen, der dann von den Kunden getragen werden kann. Dies wirkt sich für Händler zweifach positiv aus: Der durch den Kunden hervorgerufene CO2-Abdruck wird ausgeglichen und gleichzeitig macht der Verbraucher eine positive Kauferfahrung, da er seinen Teil zum klimabewussten Konsum beitragen kann.
Nachhaltiger Versand: Slow Delivery und gebündelte Lieferungen
Eine weitere Stellschraube für eine Nachhaltigkeitsstrategie im E-Commerce ist der Versand. Laut der IPC Shopper Survey 2019 spielen vor allem im internationalen E-Commerce die Lieferkosten, der Lieferort, die Sendungsverfolgung und das Retourenhandling die entscheidenden Rollen für die Kundenzufriedenheit, nicht aber die Versandzeit. Händler können dementsprechend auch alternative Versandoptionen wie zum Beispiel Slow Delivery anbieten.
Ein Versand, bei dem auf Express oder Next Day Delivery und zusätzlich auf Teillieferungen verzichtet wird, ist dementsprechend nachhaltiger. Während Express- und Priority-Sendungen meist mit dem Flugzeug transportiert werden, werden Economy-Sendungen je nach Lieferstrecke auf der Straße transportiert und gesammelt. Dementsprechend ist es sinnvoll über einen Versand-Mix nachzudenken und den Kunden verschiedene Lieferoptionen anzubieten.
Neben der Versandart ist auch die Menge der Zustellungen ausschlaggebend für die CO2-Bilanz. Bei einigen Bestellungen können Teillieferungen anfallen, wenn einige Produkte nicht zum gleichen Zeitpunkt verfügbar sind und deshalb separat voneinander verschickt werden. Teillieferungen belasten den CO2-Fußabdruck enorm. Den meisten Kunden ist diese Tatsache jedoch gar nicht bewusst. Händler können ihre Kunden darüber informieren und mit Rabatten arbeiten sowie Kunden, die sich für eine gebündelte Bestellung entscheiden, einen Discount gewähren. Eine Default-Einstellung im Online-Shop kann automatisch dafür sorgen, dass die Ware gebündelt verschickt wird und somit zu einer CO2-Einsparung beitragen.
2022 – Packen wir es an!
Nachdem die letzten beiden Jahre für den E-Commerce einen enormen Auftrieb bedeutet haben und Händler sich in puncto Verfügbarkeit von Online-Plattformen und sicheren Einkaufs- und Bezahlmöglichkeiten neu aufstellen mussten, wird es 2022 darum gehen, ein nachhaltiges Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Dazu kann jeder in Form von Audits die Wertschöpfungskette überprüfen und geeignete Stellschrauben wie etwa bei der Zahlungsabwicklung identifizieren. Gelingt dies, können Händler einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machen und ihre Kunden dabei mitnehmen.
Über Alexa von Bismarck: Alexa von Bismarck ist seit 2013 für Adyen tätig und seit Mai 2018 Country Managerin Deutschland. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich Payment führt Alexa von Bismarck Adyens Expansion in Deutschland fort. Als weltweit einziger Zahlungsanbieter für Unified Commerce bietet der europäische Zahlungsdienstleister Händlern eine einheitliche Plattform, um Zahlungen über alle Verkaufskanäle direkt mit Visa, Mastercard und anderen weltweit genutzten Zahlungsmethoden abzuwickeln.
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