Für den E-Commerce gibt es gute Nachrichten: Wer regelmäßig online shoppt – und das tut in Europa bereits ein sehr großer Teil – ist und bleibt offensichtlich von den damit verbundenen Vorteilen, wie etwa der Angebotsvielfalt, Zeitersparnis oder Stressvermeidung, überzeugt. Diese Auffassung habe auch dem derzeitigen hohen wirtschaftlichen Druck standgehalten. Das ergab jetzt das E-Shopper-Barometer 2022 des Logistikers DPD, für das 36.000 Online-Interviews in 22 europäischen und 9 Nicht-EU-Ländern durchgeführt wurden.
„Nach Jahrzehnten stetigen Wachstums war die Gesundheitskrise im Jahr 2020 ein Wendepunkt für die gesamte Branche: Die Kunden entschieden sich massiv für das Online-Shopping und sorgten für ein Wachstum, das alle Erwartungen übertraf. Trotz einer natürlichen Anpassung nach dem Ende der Begrenzungen haben sich die Verbrauchergewohnheiten radikal verändert. Die Verbraucher können nun Online- und traditionelle Einkäufe frei kombinieren, um ihrem Budget, ihrem Geschmack, ihren Vorlieben und ihren gesellschaftlichen Überzeugungen gerecht zu werden“, fasst Jean-Claude Sonet, EVP, verantwortlich für Marketing, Kommunikation und Nachhaltigkeit bei GeoPost/DPDgroup, zu den Ergebnissen zusammen.
Das ist die typische Online-Kundin
Regelmäßig online kauft der Untersuchung immerhin fast die Hälfte der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie sind zwischen 18 und 70 Jahre alt und bestellen jeden Monat mindestens Waren aus einer Produktkategorie online – und erhalten durchschnittlich 5,3 Pakete pro Monat.
Der Logistiker hat in seiner Branchenuntersuchung zudem typische Daten herausgearbeitet, wer regelmäßig online shoppt. Dabei zeigen sich folgende demografische und geografische Trends:
- 56 Prozent der regelmäßigen Online-Shopper sind Frauen, 44 Prozent sind Männer
- 45 Prozent sind verheiratet, 29 Prozent sind ledig
- 86 Prozent leben in Städten
- regelmäßige Online-Shopper sind im Durchschnitt 42,4 Jahre alt
Zusammengefasst handelt es sich bei der typischen Zielgruppe also um eine 42-jährige Frau, die verheiratet ist und in einem städtischen Umfeld lebt.
Im Ländervergleich zeigt sich, dass die deutsche Bevölkerung besonders gerne im Netz einkauft: Im Schnitt zählen 77 Prozent in Europa zu den Online-Käufern, hierzulande sind es sogar 80 Prozent. Getoppt wird dies von Italien (83 Prozent) sowie Großbritannien und Bulgarien (je 81 Prozent), Frankreich liegt mit 67 Prozent merklich unter diesem Durchschnittswert.
Online-Kauf von Lebensmitteln und Gesundheitsprodukten wird zur Normalität
Aufgrund der Preissteigerungen wurde im vergangenen Jahr allerorten verstärkt auf gute Deals geachtet. Impulskäufe gingen merklich zurück. Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass sie beim E-Commerce Geld sparen. Außerdem stiegen Verkäufe zwischen Privatpersonen an: 57 Prozent der europäischen E-Shopper kauften etwa einmal im Monat Produkte auf Secondhand-Plattformen.
Mode wird nach wie vor am liebsten und häufigsten online geshoppt. Doch die Palette an Waren, die man mittlerweile häufig im Netz kauft, ist breiter geworden. Dazu zählt etwa der Handel mit Frischwaren bzw. Lebensmitteln für den täglichen Bedarf: Infolge der Pandemie haben viele Menschen in Europa die Vorzüge, online Lebensmittel einzukaufen, schätzen gelernt. Es sei „eine dauerhafte Beliebtheit“ zu erkennen, die in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass diese Art des Einkaufens schlicht als sehr bequem empfunden werde, heißt es in der Studienauswertung. 35 Prozent der europäischen E-Shopper kaufen frische Lebensmittel und Getränke.
Darüber hinaus konnte DPD auch in den Bereichen Beauty sowie vor allem auch bei Gesundheits- und Medizinprodukten einen Aufschwung beobachten. Eine Erklärung für Letzteres bietet ebenfalls die Coronakrise, da sie „die Digitalisierung des Gesundheitssektors vorantrieb und die Entwicklung von Online-Apotheken beschleunigte“, führt zu dieser Entwicklung Frédéric Bernard, Direktor des französischen DPD-Ablegers für die Lieferung von Gesundheitsprodukten Chronopost Healthcare, aus. „Durch die Pandemie ist auch die Zahl der Online-Arztbesuche stark gestiegen, und der Online-Kauf von Medikamenten ist der logische nächste Schritt zum Online-Arztbesuch. Aus all diesen Gründen erlebt der E-Health-Sektor insgesamt ein starkes Wachstum.“
Online-Kundschaft ist anspruchsvoller, als je zuvor
Ebenfalls kommt der Logistiker zu dem Schluss, dass die Erwartungen der E-Shopper deutlich gestiegen sind. Die Kundschaft sei „anspruchsvoller als je zuvor“ – erwartet wird bekanntermaßen ein reibungsloses Kauferlebnis, aber auch eine rasche und zuverlässige Lieferung. Ebenfalls zum Standard zählt für die Käuferinnen und Käufer die Möglichkeit, ihre Pakete zu verfolgen sowie die Freiheit, selbst zu entscheiden, wann und wohin sie geliefert werden. So ist auch die Wahl von Lieferzeitfenstern oder Liefergeschwindigkeiten immer relevanter beim Einkauf. Die Zustellung in einem Paketshop findet vor allem in Nord- und Osteuropa hohen Anklang, die Lieferung nach Hause bleibt aber die bevorzugte Option.
Besonders wichtig sind aber die Versandgebühren: Als eines der 10 wichtigsten Kriterien beim Online-Kauf wurde die kostenlose Lieferung genannt, mit Abstand. Auch kostenlose Rücksendungen sowie Transparenz bei den Kosten waren wesentliche Nennungen.
Die Lieferzufriedenheit habe zuletzt sogar nachgelassen. Das sei etwa der Fall bei weißer Waren und Haushaltsgeräten, aber auch bei frischen Lebensmitteln und Getränken. Genau darin spiegele sich der steigende Anspruch der Konsumierenden an das Liefererlebnis wider, so DPD. So gebe es einen immer stärker werdenden Wunsch danach, das Liefererlebnis zu steuern und zu personalisieren. Und jüngere Online-Shopper waren oft schneller enttäuscht, weil sie auf ihnen unbekannten Websites gekauft hätten – und dann unzufrieden mit dem Lieferzeitfenster, fehlenden Benachrichtigen oder Tracking-Optionen waren. „Diese Gründe für die Verärgerung unterstreichen die Schlüsselrolle, die zuverlässige Lieferdienste für die Kundenzufriedenheit spielen können“, resümiert DPD.
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