Die Inflation, aber auch gewisse Versorgungsengpässe würden es derzeit zwei von drei Verbraucher:innen erschweren, bewusst und nachhaltig einzukaufen. Drei Viertel seien hingegen der Ansicht, dass Unternehmen und Marken in Bezug auf die eigene Nachhaltigkeit verantwortungsvoller handeln sollten.
Doch gleichzeitig schöpfe ein Teil der Kundschaft viele Möglichkeiten zum Umweltschutz beim Shopping selbst noch nicht aus. Das ergab eine aktuelle, repräsentative Umfrage des E-Commerce-Softwareunternehmens Manhattan Associates und des Meinungsforschungsinstituts YouGov, für die Ende Mai rund 2.000 Personen zur Nachhaltigkeit beim Online-Shopping befragt wurden.
Nachhaltige Retourenoptionen als Chancen für den Handel
Demnach geben sich 22 Prozent der Befragten keine Mühe, um beim Online-Einkauf gar nicht erst Waren zurücksenden zu müssen. Demgegenüber gibt es aber auch einen positiven Trend: So würde jede:r Zweite bereits beim Bestellprozess sehr genau auf Produktmaße und -beschreibungen schauen, um schon vor der Bestellung zu wissen, ob der Artikel der richtige ist und somit gar nicht erst zurückgehen muss. Online-Shops mit entsprechend detaillierten Hinweisen sind in puncto Nachhaltigkeit demnach gut aufgestellt.
Ist ein Artikel defekt oder passt schlicht doch nicht, gibt es der Erhebung zufolge weitere Möglichkeiten, um auch den Retourenprozess umweltfreundlicher zu gestalten: 41 Prozent der Befragten wünschen sich von Unternehmen etwa die Möglichkeit, defekte Dinge reparieren zu lassen, anstatt sie zu ersetzen. 18 Prozent sehen Unternehmen zudem in der Verantwortung, dass es einen nachhaltigen Produktlebenszyklus gibt, zurückgegebene Produkte also vollständig recycelt werden.
Noch etwa jedes sechste Handelsunternehmen entsorgt allerdings die Retouren, die nicht wieder in den Verkauf gehen, wie gerade erst eine Studie von DHL Supply Chain ergab. Überdies gibt es vor allem bei dem Verbleib von überschüssiger und retournierter Kleidung sowie bei Alttextilien weiterhin eklatante Missstände, wie jüngst Recherchen zu Zalando und H&M aufdeckten.
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Secondhand werden vor allem Kleidung und Bücher geshoppt
In Bezug auf einen nachhaltigen Produktlebenszyklus spielt auch das Thema Secondhand eine wichtige Rolle. In bestimmten Kategorien wird bereits verstärkt auf den Einkauf von Gebrauchtwaren Wert gelegt: So shoppen etwa 43 Prozent der Befragten regelmäßig oder immerhin manchmal Secondhand-Kleidung, bei gebrauchten Büchern liegt dieser Anteil bei 59 Prozent. Bei Elektro- oder Haushaltsgeräten greifen bislang nur fünf Prozent auf gebrauchte Artikel zurück, vier von zehn Leuten kaufen aus diesen Produktbereichen jeweils lieber Neuware.
„Verbraucher wünschen sich zwar mehr Nachhaltigkeit von Unternehmen – aber die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen erschweren es vielen von ihnen, beim Online Shopping konsequent auf Nachhaltigkeit zu achten“, meint Pieter Van den Broecke, Managing Director bei Manhattan Associates. „Unternehmen müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und ihren Kunden komfortable, nachhaltige Optionen bieten.“
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