Ebay gegen Icahn, Unister gegen Kirchhof, Metro gegen Kellerhals – immer wieder kommt es in großen Unternehmen zu internen Machtkämpfen, die in regelrechte Rosenkriege und jahrelange Fehden ausarten. Carl Icahn gehört zu den bekanntesten und berüchtigsten Anteilseignern, die gerne einmal ein Unternehmen in die Knie zwingen. Doch die Teilnehmer dieser kleinen Scharmützel verlieren das große Ganze aus den Augen und riskieren, ihre Unternehmen ernsthaft zu gefährden.
Carl Icahn hat sich einen Namen gemacht: Er ist der Mann, der sich mit Ebay überworfen hatte und die Paypal-Abspaltung forderte. Der Streit zwischen dem Online-Unternehmen und der Anteilseigner wandelte sich zusehends zu einer wahren Schlammschlacht, in der keine Beschuldigung abwegig genug war, um den Gegner in Verruf zu bringen. Ebay sei unehrlich, Icahn habe jeglichen Bezug zur Realität verloren. Am Ende knickt Ebay ein und will Paypal nun abspalten – so wie es Icahn, der zur fraglichen Zeit lediglich ein Prozent an Ebay hielt, verlangt hatte.
Welche Auswirkungen die Abspaltung des Umsatztreibers Paypal auf Ebay haben wird, lässt sich noch nicht ganz absehen. Klar ist bisher nur, dass das Marktplatzgeschäft in jüngster Zeit stagnierte. Der Zahlungsanbieter kann dagegen ein deutliches Wachstum vorweisen – ohne Paypal könnte Ebay also in Bedrängnis geraten.
"Ein Irrenhaus"
Einen ähnlichen Machtkampf durchlebt auch Unister. Zwar steht hier nicht die Abspaltung eines Unternehmensteils im Zentrum der Diskussion, aber die verschiedenen Gesellschafter der Holding sind derzeit „heillos zerstritten“. Bei Unister stehen sich zwei Parteien gegenüber – die eine angeführt von Firmengründer Thomas Wagner, die andere von Daniel Kirchhof. Nun geht es um die Anteile von Kirchhof, die Wagner sich selbst sichern wolle, um Unister allein zu führen. Der Machtkampf hat das Leipziger Internet-Unternehmen, wie der Spiegel es ausdrückt, „in ein Irrenhaus verwandelt“.
Und jetzt erhitzt sich auch bei einem weiteren Unternehmen ein Dauerstreit: Es geht um die Metro und Erich Kellerhals, die sich um die Zukunft von Media-Saturn streiten. Ähnlich wie bei Ebay und Carl Icahn, handelt es sich bei der Metro um den Mehrheitsgesellschafter und bei Erich Kellerhals um den Minderheitsgesellschafter. Wie die FAZ berichtet, soll nun der Verkauf oder die Teilung von Media-Saturn zur Diskussion stehen – erinnert Sie das an etwas?
Unternehmerische Entscheidungen hin oder her, der Ton dieser Streitigkeiten ist eindeutig und von Vorwürfen und engstirnigem Verhalten geprägt. Im Streit um Media-Saturn seien gegenseitige Vorwürfe inzwischen „an der Tagesordnung“ – genauso wie juristische Auseinandersetzungen. Bei Unister hat man Kirchhof sogar Hausverbot erteilt. Wenn die Gesellschafter sich aber nicht bald am Riemen reißen, riskieren sie über ihre Streitigkeiten ihre Unternehmen.
Es leiden immer die Kinder...
Derartige Machtkämpfe haben nämlich vor allem einen Effekt: Sie bringen das Unternehmen in ernste Schwierigkeiten. Unister hat inzwischen einen Schuldenberg von 85 Millionen Euro angehäuft, die zerfahrene Unternehmensführung scheint keine eindeutige Linie mehr zu finden. Bei der Metro ist man sich zumindest einig, „dass der Gesellschafterstreit für das operative Geschäft der mit der Konkurrenz starker Online-Händler wie Amazon kämpfenden Handelsgruppe alles andere als förderlich ist“, wie die FAZ schreibt. Richtig, eine Erkenntnis, die fast Applaus verdient. Fast, denn eine wirkliche Einigung bringt diese Erkenntnis dann doch nicht mit sich. Verträge von Geschäftsführern wurden bisher nicht verlängert, eine „Kopf- und Führungslosigkeit“ wird befürchtet.
Und damit zeigt sich mal wieder das, was auch in jedem Scheidungsprozess gilt: Es leiden immer die Kinder...
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