Das Netz feiert bunt. Als vor wenigen Tagen die sogenannte „Homo-Ehe“, also die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren, in den Vereinigten Staaten legalisiert wurde, war die Freude groß. Nicht bei allen natürlich. Aber bei vielen. Vom kleinsten Otto-Normal-User, über prominente Persönlichkeiten, bis hin zu führenden Politikern und Großunternehmen wurden Glückwünsche und Freudensbekundungen laut.

Unter dem Hashtag #LoveWins finden sich seither zig-Tausende, wenn nicht Millionen von Nachrichten, die die gleichgeschlechtliche Ehe und den „Sieg der Liebe“ thematisieren.

 

 

„Schön und gut“, könnten Sie sich jetzt fragen. „Aber was hat #LoveWins eigentlich mit dem Online-Handel zu tun?“ – „Erschreckend wenig“, könnte die Antwort sein. Denn betrachtet man sich die Quote der Werbeanzeigen, die als Zielgruppe Schwule und Lesben forcieren oder gar mit gleichgeschlechtlicher Liebe werben, war diese in den vergangenen Jahren (wie gesagt) erschreckend gering.

Natürlich hat der Online-Handel nicht per se die Pflicht, sich zu solchen familienpolitischen Belangen zu positionieren oder sich in diese einzubringen. Jedoch sollte er sich bzw. sollten sich die namhaften Unternehmen selbst in die Pflicht nehmen, ein entsprechendes Engagement zu zeigen. Schließlich wollen sich die Anbieter stets auch nah am Kunden präsentieren. Wollen sich als wichtigen Teil der Gesellschaft und des Konsums wissen.

Und gerade weil sie sich als Teil der Gemeinschaft, als Anlaufstelle, als Partner der Endverbraucher, vielleicht sogar als Helfer und Wegweiser sehen, sollten zumindest die Großkonzerne und namhaften Unternehmen der Branche solche gravierenden Einschnitte und Umbrüche nicht unbeachtet vorüberziehen lassen. Denn die Entscheidung in den USA ist nicht „irgendein“ Urteil von vielen. Es ist für Tausende, für Millionen Menschen lebensverändernd. Es beendet eine Ära, in der zwar alle Menschen gleich waren, aber doch manche Menschen gleicher als andere. Es ist ein Urteil für mehr Toleranz, für mehr Liebe.

Es kommt nicht oft vor, dass solche lebensverändernden Entscheidungen gefällt werden. Doch wenn es der Fall ist, sollten die mächtigen Player Stellung beziehen und sich einbringen. Und zwar nicht etwa, weil sie dazu verpflichtet wären oder weil sie auf einen Zug der Aufmerksamkeit aufspringen wollen. Sondern weil sie bis zu einem gewissen Grad eine Vorbildfunktion inne haben.

Es zeigt sich: In den vergangenen Tagen haben es sich in der Tat einige Unternehmen nicht nehmen lassen, mit entsprechenden Marketing-Aktionen dem Urteil ihren Tribut zu zollen. Auch E-Commerce-Player waren dabei: Google, Airbnb, Spotify, Youtube, Uber, Netflix… um nur einige zu nennen:

 

 

 

 

 

 

Neben dem emotionalen Blickpunkt und dem Aspekt der Toleranz gibt es natürlich noch einen weiteren Punkt, den es für Unternehmen zu berücksichtigen gilt. Die Welt brachte es kürzlich in einem Artikel über lesbische Frauen auf den Punkt: „Die Szene öffnet sich. Und die Wirtschaft entdeckt eine neue Zielgruppe für sich, die reisefreudiger, modeinteressierter und kaufkräftiger ist als weite Teile der heterosexuellen Bevölkerung: Frauenliebe wird zum Wirtschaftsfaktor.“ - Und genau dieses wirtschaftliche Potenzial haben Konzerne und Unternehmen in der Vergangenheit allzu oft verschenkt.

Doch das aufkeimende Interesse der Wirtschaftplayer leitet möglicherweise eine Wende ein. Die Unternehmen werden aktiv. Und jene, die sich der Freude und Euphorie von #LoveWins anschließen bilden die Vorhut der Toleranz und sollten auch anderen Online-Unternehmen als Vorbild dienen. Sie geben Hoffnung, dass Schwule und Lesben künftig stärker in Werbeaktionen integriert werden. Sie deuten an, dass Werbung mehr sein kann, als der heteronormative Brei, den viele Firmen den Endverbrauchern vorsetzen. Für mehr Freiheit in der Werbung und mehr Farbe auf den Marketing-Tellern.