Es war einmal vor langer Zeit… Damals entdeckten die Verlage das Internet für sich und auch die Bürger schalteten Tag für Tag ihre PCs an und suchten im Netz nach Neuigkeiten und Fakten. Und die Verlage, die spannenden und hochwertigen Inhalt kostenlos zur Verfügung stellten, dachten sich: „Wir brauchen mehr Werbung. Wie in unserem Printmagazinen. Dann können wir noch mehr Geld verdienen.“ Und kaum gesagt, schon erledigt. Banner, PopUps – unauffällige und kreischende Werbung besetzte die Seiten. Immer mehr und mehr…
Die User waren genervt, fanden Sie doch kaum noch den Artikel unter dieser ganzen Werbung. Das war die Geburt von Adblockern. Der wohl bekannteste ist AdBlock, der 2009 als unabhängiger Werbeblocker veröffentlich wurde und im Oktober 2015 vom Unternehmen Eyeo GmbH, der Betreiber von Adblock Plus, übernommen wurde.
„Warum sehe ich BILD.de nicht?“
Wann genau der Startschuss zum Kampf „Verlage vs. Adblocker“ gefallen ist, ist kaum festzumachen. Offensichtlich ist hingegen, dass der Schlagabtausch sowohl qualitativ als auch quantitativ extrem zugenommen hat. Gab es im letzten Jahr mehrere Gerichtsverhandlungen vor unterschiedlichen Landgerichten (Hamburg, Köln und Berlin), bei denen der Axel Springer Verlag immer wieder gegen AdBlock Plus verloren hat, hat der aktuelle Fall ganz andere Dimensionen erreicht.
Wer aktuell auf Bild.de geht (warum auch immer) und einen Adblocker verwendet, bekommt keinen Inhalt mehr angezeigt. Stattdessen erscheint in großen schwarzen Buchstaben die Frage „Warum sehe ich BILD.de nicht?“.
Die Erklärung ist einfach und mittlerweile überall bekannt. Bild.de ist laut eigener Ansage auf die Werbeeinnahmen angewiesen, weswegen der Nutzer entweder den Adblocker ausschalten oder ein kostenpflichtiges Abo abschließen soll. Tatsächlich ein rigoroser Schritt, der für viel Wirbel im Netz gesorgt hat. Neben viel Hohn und Spott gab es auch viel Schadenfreude zu lesen – vorzugsweise natürlich auf Twitter.
Mittlerweile häufen sich die Meldungen, dass auch andere Verlage nachziehen wollen. So hat Gruner + Jahr eine Schranke für Geo.de eingeführt. Gerüchteweise wird aktuell gemunkelt, dass auch die Newsseiten Spiegel Online und Stern.de zukünftig nur noch mit ausgeschaltetem Werbeblocker funktionieren sollen.
Stellt die journalistischen Inhalte in den Vordergrund!
Mit etwas Abstand betrachtet stellt sich mir tatsächlich die Frage, ob es sich hier um eine Art Generations-Kampf handelt. Oder alte Welt gegen neue Welt. Und es ist ein Kampf, den meiner Meinung nach die Verlage verlieren werden. Das Netz ist lebendig und wie heißt es so oft: „Internet – Do your Thing!“ Und genau das tut es. So hat sich kurz nach dem Block eine Solidaritätswelle über AdBlock Plus ergossen. Das Unternehmen verzeichnete 4-mal so hohe Spendeneinnahmen wie vorher. Anleitungen, wie man die Sperre umgehen kann, finden sich zu Haufe im Netz. Es gibt sogar mittlerweile ein Add-on, dass alle Axel Springer Seiten im Netz blockt.
Aber wo soll das hinführen? Die Verlage lassen sich was Neues einfallen, das Netz kommt kurze Zeit später mit einer Lösung. Es ist ein sinnloses Katz und Maus Spiel und die Community wird den längeren Atem haben. Stellt sich also die Frage nach alternativen Methoden. Welche Möglichkeit haben Verlage denn noch? Eigentlich eine ganz klare: Gestaltet die Werbung um!
Folgendes Beispiel zeigt die Bild-Seite mit und ohne eingeschalteten Adblocker.
Oben: @BILD mit aktiviertem #adblocker, unten ohne adblocker pic.twitter.com/SYTIthgdg1
— Mem (@moderitz) October 23, 2015
Ganz im Ernst: Nein! Von der Seite fangen einem an die Augen zu bluten. Das tut richtig weh. Warum sich Bild.de noch wundert, warum User einen Adblock verwenden, kann ich nicht nachvollziehen.
Es ist einfach an der Zeit umzudenken. Keine Neonfarben mehr, keine sich selbst startenden Videos, keine geschmacklosen Bilder mehr – es wird Zeit, das Werbung wieder in den Hintergrund rückt und nicht von dem abhält, weswegen die User eigentlich auf der Seite sind. Nämlich wegen des Inhaltes.
Wobei das bei der Bild so eine Sache ist. Beim letzten Verfahren in Köln gegen AdBlock Plus wurde Axel Springers Meinung zum Verhältnis von Journalismus und Werbung sehr eindeutig. Wie es bei Golem.de heißt, erklärten die Springer-Anwälte dem Gericht in einem Schriftsatz: "Das Kerngeschäft der Klägerin ist die Vermarktung von Werbung. Journalistische Inhalte sind das Vehikel, um die Aufmerksamkeit des Publikums für die werblichen Inhalte zu erreichen."
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