Im Februar gab es wieder viel Neues im E-Commerce. Amazon sorgte mit einer neuen Strategie für viel Aufregung. Viele Unternehmen haben ihre Jahresbilanzen für 2015 veröffentlicht. Und auch neue Services und Features sind gestartet. Diese und weitere Themen finden Sie kompakt in unserem Monatsrückblick Februar.

Arbeitsplatz: Rückblick

(Bildquelle Rückblick: Ahmet Misirligul via Shutterstock)

Ebay ignoriert Sicherheitslücke, testet Produktbewertungen und setzt auf kleine Händler

Bei Ebay war es im Februar 2016 vergleichsweise ruhig. Die einzige Aufregung gab es um eine Sicherheitslücke, die von israelischen Sicherheitsexperten auf dem Online-Marktplatz entdeckt wurde. Dieses Leck mache es Angreifern möglich, durch Phishing-Attacken an sensible Informationen der Kunden zu gelangen. Doch obwohl die Experten Ebay bereits im vergangenen Jahr über die Sicherheitslücke informiert haben sollen, hätte sich der Marktplatz dafür entschieden, das Leck nicht zu schließen.

Daneben hat Ebay in Mexiko ein neues Social Media-Projekt namens „eBay Social“ gestartet. Dabei dürfte vor allem die Produktbewertung interessant sein, die Ebay in diesem Zuge erlaubt. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei Ebay Social um eine Art Mischung aus einem Prämienprogramm und einem sozialen Netzwerk, wobei Kunden eigene Profile erstellen und eigene „Kollektionen“ anlegen können. Mit der Einführung einer Produktbewertung würde sich Ebay auf jeden Fall an den Standard von Amazon annähern.

Und zu guter Letzt: Ebay-CEO Devin Wenig hat ganz eindeutig gesagt, worin die Zukunft von Ebay liegt – nämlich in kleinen Händlern. Sein Unternehmen setze künftig nicht unbedingt auf die Zusammenarbeit mit großen Marken und Händlern, sondern glaubt an den Erfolg durch kleinere Boutique, Kunstgewerbler, Anbieter und Handarbeiter. Damit dürfte sich Ebay also weniger an Amazon, sondern vielmehr an Dawanda und Etsy orientieren.

Amazon sperrt Produkte für „normale“ Kunden, plant weitere Buchläden und will eigene Paketkästen aufstellen

Eine Nachricht aus dem Hause Amazon, die wohl alle anderen in den Schatten stellt: Amazon hat damit begonnen, ausgewählte Produkte nur an Prime-Mitglieder zu verkaufen. Für „normale“ Käufer sind diese Produkte gesperrt und können nicht – oder vielmehr nur über externe Anbieter – erworben werden.

Nicht weniger weitgreifend und Branchen verändernd dürfte die Meldung gewesen sein, dass Amazon mehr als 300 Buchläden in Planung hat. Zwar ruderte der Gerüchtestreuer, der diese Nachricht in Umlauf gebracht hatte, später zurück, doch die Ausweitung eigener Amazon-Buchläden dürft große und kleine Händler stark interessieren.

Auch im Bereich Logistik gab es Neues: So hat soll Amazon heimlich damit begonnen haben, die Einführung von Amazon Prime Now in Deutschland voranzutreiben. Das Unternehmen teste bereits eine super-schnelle Lieferung innerhalb von 90 Minuten in Berlin und soll sogar eine Zustellung innerhalb von nur 60 Minuten ins Auge fassen.

Doch das ist längst nicht alles: Daneben sei die Aufstellung hauseigener Paketkästen in ganz Europa in Planung. Mithilfe der vollautomatischen Packstationen könnten Kunden ihre Bestellungen nicht nur jederzeit und unkompliziert abholen, sondern auch Retouren abgeben. Zunächst seien Stationen in Deutschland und Frankreich anvisiert.

Zahlen über Zahlen: Otto, Twitter, Groupon und Co.

Otto hat im Februar seine aktuelle Bilanz für 2015 vorgelegt und freut sich über eine schwarze Null: Man erwarte zudem für 2015/16 ein Wachstum von mehr als vier Prozent, sodass der Umsatz auf über 12 Milliarden Euro angepeilt wird. Der Umsatz werde darüber hinaus um rund vier Prozent weiter wachsen, sodass Otto im folgenden Geschäftsjahr die Ergebnisse noch steigern werde.

Das angeschlagene Rabattportal Groupon hat im Februar nicht nur seinen milliardsten Deal verkauft, sondern auch überraschend gute Zahlen für 2015 vorgelegt: Die Erlöse stiegen im letzten Quartal um rund vier Prozent auf 917 Millionen US-Dollar. Auch die Nutzerzahlen wuchsen um drei Prozent auf etwa 49 Millionen User. Zwei Wermutstropfen sind allerdings, dass das Transaktionsvolumen um ein Prozent auf 1,7 Milliarden US-Dollar zurückging und unterm Strich ein Verlust von über 46 Millionen US-Dollar stand.

Bei Etsy lief es nicht so gut: Das Handmade-Portal konnte zwar seinen Umsatz um 35 Prozent auf rund 88 Millionen US-Dollar steigern, musste aber dennoch einen Verlust von 4,2 Millionen US-Dollar einstecken. Bei Twitter zeigt sich ein ähnliches Bild: Man konnte die Umsätze auf 2,2 Milliarden Dollar steigern. Dennoch steht unterm Strich ein Minus. Doch immerhin konnten die Verluste um 50 Millionen US-Dollar verringert werden.

Services, Features und Aktionen: Kundenzufriedenheit in vielen Facetten

Kundenzufriedenheit ist für viele Unternehmen eines der wichtigsten Punkte. Kein Wunder, denn zufriedene Kunden kaufen nicht nur einmal, sondern kommen häufig auch wieder. Und so haben im Februar zahlreiche Anbieter versucht, Kunden glücklich zu machen: Der Valentinstag bot dazu auch in diesem Jahr wieder reichlich Gelegenheit. Ganz unabhängig vom Sortiment veranstalteten die verschiedensten Anbieter wie MyMüsli, Amorelie, Lush, BloomyDays oder auch Jochen Schweizer eine romantische Sonderaktion zum Tag der Liebe.

Auch Zalando hat sich zum Thema Kundenzufriedenheit etwas ausgedacht und eine neue Kategorie namens „The StyleList“ gestartet, in der Zalando-Mitarbeiterinnen ihre eigenen Lieblings-Outfits vorstellen und den modebewussten Kundinnen somit frische Inspirationen geben. Eine ähnliche Content-Marketing-Strategie verfolgt auch Deichmann. Das Schuhunternehmen hat kürzlich eine Kooperation mit bekannten Bloggern und Bloggerinnen bekannt gegeben und will auf diese Weise den Kunden ebenfalls in modischen Angelegenheiten umfassend zur Seite stehen.

Eine technische Strategie verfolgt dagegen Media Saturn: Das Elektronikunternehmen will nach erfolgreichen Tests in seinen Geschäften (das heißt bei Media Markt und bei Saturn) nicht nur elektronische Preisschilder einführen, sondern setzt auch auf virtuelle Realitäten. Der Konzern experimentiert in den Saturn-Filialen in Ingolstadt und Berlin nämlich die Planung von Küchen mithilfe von 3D-Datenbrillen.

Ebenfalls technischer Natur ist ein neues Feature bei Kisura: Mit einem Live-Chat will das Curated Shopping-Unternehmen seine Serviceleistungen auf eine neue Stufe heben.

Neue Shops bei Kaufland, Mister Spex und Otto

Otto feiert mit verschiedenen Spezial-Shops große Erfolge: In der Vergangenheit hatte der Konzern bereits Shops für Matratzen, Wohnen & Einrichten oder auch Elektronik gestartet. Nun ist mit Yourhome ein neues Online-Portal für Möbel an den Start gegangen, das sich nahtlos in das bestehende Portfolio einfügt. Ebenfalls einen neuen Online-Shop hat Kaufland in Planung. Die Supermarktkette will im kommenden Jahr (also 2017) in den E-Commerce einsteigen und in einem eigenen Shop Lebensmitteln, Mode und auch Haushaltswaren verkaufen.

Anders herum macht es der Online-Optiker Mister Spex. Das Unternehmen, das bisher ausschließlich über das Internet aktiv war, hat nun seine erste eigene Filiale in Berlin eröffnet. Auf rund 150 Quadratmetern präsentiert es rund 1.400 Brillen und Sonnenbrillen.

Entlassungen, Kritik & Online-Bedrohungen

Mit weniger guten Nachrichten mussten Delivery Hero und Yahoo im vergangenen Monat auskommen: Beide Anbieter kamen in die Schlagzeilen, da sie Mitarbeiter entlassen. Bei Delivery Hero sind es 30 Entwickler, die durch eine neue Fokussierung innerhalb des Unternehmens ihre Stühle räumen müssen. Bei Yahoo sind es dagegen rund 15 Prozent der Stellen – das heißt, insgesamt feuert der Online-Pionier etwa 1.500 Mitarbeiter.

Eine ebenfalls kritische Berichterstattung gab es bei Paypal. Der Zahlungsdienst hatte ein Kundenkonto gesperrt, weil der betroffene Nutzer in einer Zahlung „Damascus“ als Betreff angegeben hatte. Da die USA jedoch Sanktionen gegen Syrien erlassen haben und Damaskus die syrische Hauptstadt ist, schlugen die Warn-Algorithmen von Paypal Alarm. Hinter dem Kauf bzw. der Bezahlung stand allerdings kein terroristischer oder illegaler Akt. Ein Computerspieler hatte lediglich ein virtuelles Messer gekauft, das in der Realität aus Damaszenerstahl gefertigt wurde. Die unbedachte Betreffzeile verursachte dann die Sperrung.

In eigener Sache: Händlerbund veröffentlicht Studie zu Abmahnungen

Jeder fünfte Online-Händler wurde 2015 abgemahnt – das ist das Ergebnis der neuen Händlerbund-Studie. Die Hälfte der betroffenen Händler verzeichneten sogar einen Anstieg der Abmahnungen. Ein Trend, der vielen kleinen Anbietern zu schaffen macht, schließlich kosten Abmahnungen nicht nur Zeit und Nerven, sondern sind in vielen Fällen auch kostenintensiv. Weitere Einzelheiten und Details zur Studie finden Sie hier.