Rechnungskauf – der Deutschen liebste Zahlungsart verliert in der Gunst der Konsumenten. Dieses Ergebnis der 20. Ausgabe der ECC-Köln Payment-Studie ist ein Paukenschlag. Es ist sogar mehr! Es ist: Oh Gott, hier geht das Abendland unter und die Welt wird im Chaos versinken! Rechnungskauf – seit Anbeginn des Online-Shoppings setzen die Deutschen auf diese Zahlungsmethode und jetzt soll die Beliebtheit sinken? Woran liegt das? Was bedeutet das?
Online-Shopper wissen was sie tun
Tatsächlich ist es gar nicht so abwegig, dass die Beliebtheit von Rechnungskauf langsam aber sicher sinkt. Denn im Gegensatz zur Kanzlerin, ist für den Großteil der Deutschen das Internet kein Neuland mehr. Und immer mehr Leute shoppen im Netz und nutzen die Möglichkeiten, die Ihnen geboten werden.
Wer quasi schon vor drei Jahren den Online-Handel für sich entdeckt hat, war damals vielleicht noch vorsichtig. Das war dann so: Oh je, kann ich dem vertrauen? Werde ich mein Geld wiederkriegen, wenn irgendwas schief geht? Lass mal lieber mit Rechnung bezahlen – das hat immer funktioniert und ist sicher. Heute, im Jahre 2016, haben alle mehr Erfahrungen. Menschen ohne Paypal-Konto gibt es kaum noch – aber es gibt sie. Ich kenne einen. Jedenfalls haben viele die Erfahrung gemacht, dass gerade Paypal mit seinem Käuferschutz sehr zuverlässig ist und im Falle eines Falles auch reagiert und das Problem regelt. Weiterer Vorteil: Man kann es nicht vergessen! Seien wir doch ehrlich – die Ausrede „Ach, dass mach ich morgen.“ haben wir alle schon angeführt und schwupp-die-wupps war die Zahlungsfrist um und es gab Ärger.
Zeigt sich: Sowohl Erfahrung, also auch Convenience tragen dazu bei, dass Rechnungskauf nicht mehr das Nonplusultra ist. Klar – für 40 Prozent der Deutschen ist es immer noch die liebste Zahlungsmethode, aber 2014 hat das noch jeder Zweite gesagt. Ganz wird Rechnungskauf natürlich nie verschwinden, aber vielleicht sind in fünf Jahren die Zahlungsarten Paypal und Kreditkarte dann gleich auf.
Entwicklungen brauchen Zeit und Sicherheit
Und das bringt uns zur zweiten Frage: Was bedeutet diese Veränderung? Die Antwort: Die Verbraucher werden offener. Wir leben in einer Zeit, in der Payment-Anbieter daran forschen, das Bezahlen per Selfie zu ermöglichen. Oder via Herzschlag. Als Grund wird dafür oft Sicherheit angegeben. Das leuchtet ein – schließlich kann man Accounts mit normalen Passwörtern einfacher hacken. Beim Herzschlag wird es da schon schwieriger.
Wer jetzt allerdings glaubt, dass ab morgen alle mit einem Zwinkern, Lächeln, Hampelmann oder was auch immer bezahlen, der irrt sich. Immerhin hat auch Paypal echt lang gebraucht, um so beliebt zu werden. Selbst das mobile Bezahlen mit dem Smartphone steckt ja noch in den Kinderschuhen und wird gerade in Deutschland nur von wenigen genutzt. Warum auch? Man kann so gut wie überall mit EC-Karte zahlen oder eben mit dem guten alten Bargeld. Und tatsächlich sehe ich es nicht als so bequem an – von sicher mal ganz zu schweigen. Auch wenn vielleicht jeder Dienst gehackt werden kann, sind für mich Smartphones in puncto Sicherheit doch eher sehr fragwürdig. Ob Viren, Trojaner und was weiß ich – ein Smartphone ist schnell infiziert und schon können wichtige private Daten ausgelesen werden.
Und hier schließt sich der Kreis wieder. Denn neben Erfahrung und Convenience braucht es noch einen dritten Faktor, um Payment-Arten zu etablieren. Und dieser Faktor ist Vertrauen. Wenn die Verbraucher kein Vertrauen in den Service haben, werden sie ihn auch nicht nutzen. Die Angst, dass etwas schief gehen kann, ist da oft einfach zu groß.
In diesem Sinne sollten Payment-Anbieter vielleicht gar nicht so sehr am Bezahlen via Selfie, Iris, Fingerabdruck, Herzschlag oder was auch immer forschen. Die Zeit sollte vielleicht eher darin investiert werden, bereits vorhandene Dienste sicherer zu machen. Denn erst, wenn dass der Fall ist, werden Verbraucher ihn auch benutzen.
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