Gleiche Rechte, gleiche Chance, gleiche Anerkennung bei gleicher Leistung – das wünschen sich viele Frauen. Und der Weltfrauentag ist Jahr für Jahr ein gern genutzter Anlass für Frauen, um solche Wünsche zu äußern und den eigenen Kampfeswillen zu demonstrieren.
Auch viele Unternehmen nutzen den Frauentag, um ihre Wertschätzung zu demonstrieren. Manche Chefs verteilen Blumen, andere Schokolade, um der weiblichen Belegschaft an diesem Tag eine Freude zu machen. Dass das grundsätzlich gut ankommt, bewies mir auch in diesem Jahr ein Blick in die strahlenden Gesichter meiner Kolleginnen, die gestern (genau wie ich) ebenfalls eine kleine Aufmerksamkeit bekamen. Wer sich als Unternehmen jedoch dazu entschließt, den Frauentag auch im Rahmen einer Werbekampagne zu nutzen, bewegt sich – meiner Erfahrung nach – auf dünnem Eis.
Frauentag: Zwischen Kampfgeschrei und Desinteresse
Wie ernst oder gelassen jemand den Weltfrauentag nimmt, könnte innerhalb der Gesellschaft kaum unterschiedlicher ausfallen. Manche Frauen werden als feministische Kämpferinnen (oder geradezu Furien) wahrgenommen. Andere lässt der Frauentag kalt. Ein Blick in die sozialen Medien untermauert diesen Eindruck:
Ich tausche die Mon Cheri gegen Lohngerechtigkeit, die Rasierklingen gegen Gleichberechtigung und die Duftkerzen gegen mehr Selbstbestimmung.#Weltfrauentag #Frauentagfails pic.twitter.com/DdifnAw2PN
— Raffaela Versa (@DieRaffa) 8. März 2018
Ich brauche keinen #Weltfrauentag Ich feiere mich jeden Tag.
— Stadthuhn (@stadthuhn) 8. März 2018
Das machen übrigens alle Frauen so.
Auch bei Männern gibt es gravierende Unterschiede:
Hab meiner Freundin heute den Abwasch ans Bett gebracht. #Weltfrauentag
— NichtKuchenTV (@NichtKuchenTV) 8. März 2018
Schade, dass es noch einen #Weltfrauentag geben muss, weil es bedeutet, dass wir 2018 immer noch weit von Gleichberechtigung entfernt sind.
— Dominik (@dieserDopo) 8. März 2018
An die großartigen Frauen: wir müssen gemeinsam dran bleiben.
An die großartigen Männer: eurer Großartigkeit wird dabei nix genommen! ??
Gerade mit Blick auf den Frauentag gibt es häufig Meinungen, die nicht etwa gemäßigter Natur sind, sondern an den verschiedenen Enden emotionaler Extreme liegen – sei es nun extreme Kampfeslust, extremes Desinteresse oder extreme Ablehnung.
Werbung kommt nicht immer gut an…
Trotz (oder vielleicht sogar aufgrund) wallender Emotionen entscheiden sich doch viele Unternehmen (neben den kleinen Aufmerksamkeiten für weibliche Mitarbeiter), den Weltfrauentag auch für Werbezwecke zu nutzen. Während man am gestrigen Abend (un)passenderweise Topmodels im Fernsehen dabei zuschauen konnte, wie sie in glitzernden Kostümkleidern auf Einhörnern ritten und einen wenig feministischen Auftritt hinlegten, konnte man in Reklamezeitschriften von rabattierten Produkten zum Frauentag lesen:
So warb das österreichische Unternehmen Bipa mit preisgesenkten Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln und fing sich dafür gleich kritische Kommentare.

Auch bei der Drogeriekette Rossmann – die sich zur Feier des Tages „Rossfrau“ nannte – gab es Haushaltswaren wie Geschirrtabs und Hygieneartikel zum Spezialpreis. Auch hierfür hatten viele Nutzer kein Verständnis.
Lasst die Frau raus! Mit Einmal-Handschuhen, Windeln, Spülmaschinentabs und Hygiene-Spüler! #rossfrau pic.twitter.com/PmIN99VGQ2
— dominik (@blumicenter) 1. März 2018
Zu guter Letzt fanden sich noch unbekleidete Damen auf Werbeflyern von CallaPizza. Diese waren vielleicht nicht gezielt für den Weltfrauentag konzipiert, doch wenn sie an einem solchen Tag im Umlauf sind, dann kann man quasi sicher gehen, dass die Kritik nicht lange auf sich warten lässt:
Gestern so im Briefkasten ... von dem plumpen "Hauptsache Brüste drauf"-Motiv mal abgesehen, war das Timing (Weltfrauentag und so) auch grandios. #HowNotToMarketing #Fail pic.twitter.com/zAMKtZDIra
— Michael Pohlgeers (@mpohlgeers) 9. März 2018
Der Frauentag ist ein riesiges Fettnäpfchen – gerade für Werbetreibende
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für Unternehmen nicht immer leicht ist, den Frauentag als werblichen Aufhänger zu nutzen. Gut durchdachte Kampagnen gibt es sicher. Zum Beispiel finde ich persönlich den aktuelle Spot der Deutschen Bahn gar nicht schlecht:
Es heißt ja nicht umsonst "Die Bahn".#Weltfrauentag #IWD2018 https://t.co/EPF4GCE7Jk pic.twitter.com/WGuYam8zbd
— Deutsche Bahn AG (@DB_Presse) 8. März 2018
Doch nicht weniger häufig scheinen Anbieter – trotz großer Mühe und gutem Willen – einfach daneben zu liegen und mit großem Anlauf in ein Fettnäpfchen zu springen. Mit Bauchklatscher.
Gerade weil die Gemüter auf solche Tage gelegentlich empfindlich reagieren, sollten sich Unternehmen und Werbetreibende entweder genügend Zeit und Budget einräumen, um eine durchschlagende Kampagne zu kreieren oder sich womöglich Anlässe suchen, die besser zu ihren Sortimenten und Unternehmensphilosophien passen. Offizielle und inoffizielle Feiertage gibt es genug – und zwar sowohl seriöse als auch solche, die mit einem Augenzwinkern genutzt werden können.
Das soll natürlich nicht heißen, dass es sich nicht lohnt, sich für die Gleichberechtigung einzusetzen. Das tut es gleichwohl! Doch eins steht fest: Mit einer halben Pobacke lässt sich eine Werbekampagne zum Frauentag nicht erfolgreich umsetzen. Versprochen!
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es wird mal Zeit das sich die Männer von dieser dauernden Feminismusdebat te emanzipieren.
übrigens mein Name HeideMANN und nicht Frau.
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