Fünf Stunden dauerte die Anhörung auf dem Capitol Hill: Facebook-Chef Mark Zuckerberg musste sich den Fragen der Senatoren stellen. Während Zuckerberg sich hauptsächlich auf bereits althergebrachte Aussagen verließ, brachte ihn eine Frage sichtlich aus der Fassung.

Mark Zuckerberg in der Anhörung
Screenshot: KPIX 5 via Twitter

Man muss Senator Dick Durbin einiges an Respekt zollen. Der Politiker hat es geschafft, innerhalb der fünfstündigen Anhörung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg ein deutliches Signal zu setzen – und das in nur einer Frage, die in anderen Anhörungen vielleicht nach Belanglosigkeit ausgesehen hätte. Bis dahin hatte Zuckerberg sich mit altbekannten Aussagen und beschwichtigenden Sätzen durch die Anhörung vor dem Kongress gehangelt. Facebook sehe sich als Plattform für alle Ideen, man sei gegen Hassrede und Hetze, der Einfluss ausländischer Dienste auf Wahlkämpfe sei das Thema mit höchster Priorität. Man habe Fehler gemacht, werde sich bessern – alles Aussagen, die Zuckerberg schon früher getätigt hatte.

Senator Richard Blumenthal ließ laut CNN ein Schild hochhalten mit früheren Entschuldigungen es Facebook-Chefs. 2006 wurde „ein großer Fehler“ eingestanden, der Zuckerberg leid tue. 2007 und 2011 folgten weitere Entschuldigungen, die in der Wortwahl der aktuellen Erklärung im Fall von Cambridge Analytica ähnlich sind. „Diese Entschuldigungstour haben wir schon zuvor gesehen“, urteilt Blumenthal zurecht. Zuckerberg fährt ein Programm ab, das vor allem dem politischen Schauspiel dient.

Die Frage nach dem Hotel

Doch zurück zur Frage von Senator Durbin: In den fünf Stunden, die wie ein Hin und Her einstudierter Fragen und Antworten wirken, wirft der Politiker dem Facebook-Chef eine Frage hin, die die ganze Tragweite des Skandals auf den Punkt bringt. „Herr Zuckerberg, wären Sie dazu bereit, uns den Namen des Hotels zu nennen, in dem Sie vergangene Nacht untergekommen sind?“ – und der Facebook-Chef stockt und lacht verlegen. Diese Frage muss er sichtlich verarbeiten. Nach sieben Sekunden kommt die Antwort: „Ähm… Nein.“ Zuckerberg lächelt. Ihm ist klar, in welche Situation er da gebracht wurde.

Durbin legt nach: „Falls Sie jemandem diese Woche eine Nachricht geschrieben haben, würden Sie uns die Namen Ihrer Kontakte nennen?“ Auf diese Frage kommt die Antwort schneller: „Senator, nein, das würde ich vermutlich nicht hier öffentlich machen.“

Für Facebook wird das Schauspiel zum Erfolg

Und genau darum geht es, wie auch Durbin anmerkt. Zuckerberg will sein Recht auf Privatsphäre, aber seine Plattform wurde (und soweit wir wissen wird) dafür genutzt, um die Standorte, Kontakte, Nachrichten, Gefühle, Aussagen und Verhaltensweisen seiner Nutzer bis aufs Kleinste zu ermitteln. Überrascht das? Nein, wer sich mit der Geschichte von Facebook beschäftigt, wird vermutlich nur mit den Schultern zucken. Zuckerberg hatte die Plattform gegründet, um den sozialen Graphen zu ermitteln – also die Verbindungen zwischen Menschen, wer wen kennt und wer wen über wie viele Ecken kennt.

Das scheinen sich auch viele andere Menschen bewusst zu sein: Die fünfstündige Anhörung von Zuckerberg, die den Skandal beleuchten und Klarheit bringen sollte, artete auch TechCrunch zufolge zu einer „langweiligen“ Partie aus. Für Facebook war sie aber von Erfolg gekrönt: Der Aktienkurs des Unternehmens stieg um 4,5 Prozent. „Die Investoren haben Facebook für seine Monotonie belohnt“, urteilt TechCrunch. Das politische Schauspiel mit seinen oft inhaltslosen Aussagen hat also seinen Dienst getan – aber offenbar nicht im Sinne der Facebook-Nutzer.