Retouren sind ein großes Problem für den Online-Handel. Jedes Jahr entstehen den Händler:innen durch Rücksendungen erhebliche Kosten und logistische Herausforderungen. Häufig sind die Waren zwar unbeschädigt, doch der Aufwand für die Rückabwicklung und die Wiedereinlagerung ist immens. Seit Kurzem gibt es deutschlandweit einige Automaten, über welche derartige Retouren quasi als Überraschungspakete verkauft werden (wir berichteten).
„Die Idee, Retouren über Automaten zu verkaufen, ist ein kreativer Ansatz, um überschüssige Waren zu verwerten und gleichzeitig die Entsorgungskosten zu senken“, sagt Konstantinos Vasiadis, CEO der Elvinci.de GmbH und Experte für Retourenmanagement. „Allerdings muss man die langfristige Wirtschaftlichkeit und die Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit sorgfältig abwägen. Es ist wichtig, dass Händler nicht nur kreative Lösungen finden, sondern auch die Ursachen für die hohe Retourenquote angehen.“
Retourenautomaten als umweltfreundliche Alternative?
OnlinehändlerNews: Retouren und nicht zugestellte Pakete weiterzuverkaufen, ist nichts Neues. Warum wird das Thema gerade jetzt so gehypt?
Konstantinos Vasiadis: Retouren und nicht zugestellte Pakete weiterzuverkaufen, ist tatsächlich keine neue Praxis. Der aktuelle Hype um dieses Thema lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: Zum einen hat die zunehmende Beliebtheit des Online-Handels während der Pandemie die Anzahl der Rücksendungen erheblich gesteigert. Das hat sich bis heute nicht geändert, sondern die Tendenz der Retouren nimmt eher zu. Händler suchen deshalb verstärkt nach innovativen Lösungen, um die dadurch entstehenden Kosten und logistischen Herausforderungen zu bewältigen.
Zum anderen spielt die steigende Sensibilität der Verbraucher für Nachhaltigkeit eine große Rolle. Immer mehr Kunden legen Wert darauf, dass Produkte und Ressourcen mit Bedacht genutzt werden. Das Wiederverkaufen von Retouren über Automaten empfinden viele als umweltfreundliche Alternative. Natürlich tragen auch die Medien, vor allem Social Media, derzeit dazu bei, dem Thema mehr Aufmerksamkeit beizumessen.
„Auf Dauer braucht es langfristigere Konzepte“
Hat der Hype langfristiges Potenzial?
Wie erfolgreich die Retourenautomaten sind, hängt von einigen Voraussetzungen ab. Aktuell ist es ja so, dass die Automaten Retouren verkaufen, man aber überhaupt nicht weiß, was man am Ende erwirbt. Ein wenig wie eine Wundertüte – und demnach hat der Kauf einen gewissen Reiz. Der Automat ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, die Gesellschaft auf die Massen an Retouren aufmerksam zu machen.
Gewiss lohnt es sich auch, wenn man den Automaten als Teil seiner Retourenstrategie einsetzt. Auf Dauer braucht es allerdings weitere und langfristigere Konzepte. Händler müssen die Ursachen für hohe Retourenquoten analysieren und angehen. Dazu gehören beispielsweise bessere Produktbeschreibungen, hochwertige Produkte und ein effizienteres Retourenmanagement.
Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter:innen, die eigene Automaten aufstellen. Was müssen Interessenten beachten, die auf den Zug aufspringen wollen?
Zunächst einmal ist es entscheidend, einen geeigneten Standort für die Automaten zu finden. Dieser sollte gut besucht und leicht zugänglich sein, damit am Ende genügend Leute den Automaten nutzen. Einkaufszentren, Bahnhöfe oder stark besuchte Innenstadtlagen bieten sich hier an. Außerdem sollte man sich über mögliche rechtliche Rahmenbedingungen und Genehmigungen informieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Qualität der angebotenen Produkte. Die Ware in den Retourenpaketen sollte trotz der Rücksendung in einwandfreiem Zustand sein. Kunden dürfen nicht das Gefühl haben, minderwertige oder beschädigte Artikel zu erhalten. Natürlich muss man den Nutzern preislich entgegenkommen, gleichzeitig aber auch wirtschaftlich rentabel bleiben. Damit sich der Verkauf für beide Seiten lohnt, sollte man vorher demnach gut kalkulieren. Zusätzlich ist ein durchdachtes Marketingkonzept wichtig, damit die Konsumenten überhaupt vom Automaten Kenntnis nehmen und ihn langfristig nutzen.

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