Vor etwa einem Monat startete Lidl mit Lidl Plus eine eigene digitale Kundenkarte mit Funktionen, wie man sie etwa von Payback kennt. Nach eigenen Angaben läuft die zugehörige App sehr erfolgreich, man stehe sowohl im Google Play Store als auch im App Store von Apple „beinahe durchgängig auf Platz 1 der Download-Charts“. Kunden sollen dabei von Rabatten und Preisvorteilen profitieren. Die App soll künftig aber um zusätzliche Funktionen erweitert werden.
Gegenüber der Wirtschaftswoche sagt Dominik Eberhard, Geschäftsführer von Lidl Digital, dass man in Deutschland zunächst „mit den zentralen Funktionen“ gestartet sei, man die „App aber bewusst nicht überfrachten“ wolle. Eine der wichtigsten kommenden Erweiterungen werde eine integrierte Bezahlfunktion sein. In Polen und Spanien sei die Bezahlung per App bereits heute möglich, Kunden müssen dazu ihre Kreditkartendaten in der App hinterlegen. „In Deutschland entwickeln wir derzeit ein lastschriftbasiertes Verfahren. Das ist etwas aufwendiger, aber notwendig, um möglichst alle Verbraucher zu erreichen“, erklärt Eberhard.
Keine Kooperation mit Technikanbietern
Lidl ist mit dem Vorstoß, ein eigenes System entwickeln zu wollen, eine Ausnahme. In der Regel kooperieren Händler, die mobiles Bezahlen anbieten wollen, mit Technologie-Anbietern, vor allem Google Pay oder Apple – oder Alipay, wie es dm und Rossmann machen. Darüber, warum Lidl nicht auch mit einem etablierten System arbeiten will, macht Eberhard keine Aussage. Eine Möglichkeit: Gebühren, die für den elektronischen Zahlungsverkehr anfallen, würde man sparen. Zudem bliebe Lidl damit Herr über die eigenen Kundendaten.
Bis die Bezahlung per App möglich wird, soll die App vor allem als Marketinginstrument dienen, da andere Werbeträger wie etwa die klassischen Handzettel an Bedeutung verlieren. Bei Datenschützern werden die Kundenkarten und ihre technologischen App-Äquivalente indes nach wie vor kritisch gesehen. „Mit Kundenprogrammen, die auf der Analyse des Einkaufsverhaltens basieren, ermöglicht man einen Blick nicht nur in seinen Einkaufskorb, sondern auch in den Haushalt oder sogar in die eigene Persönlichkeit“, beklagt etwa die Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein, Marit Hansen.
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