Darum brechen 56 Millionen Deutsche den Online-Einkauf ab

Veröffentlicht: 07.03.2025
imgAktualisierung: 07.03.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 2 Min.
07.03.2025
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ca. 2 Min.
Paar kauft online auf Tablet ein – Bildschirm zeigt Check-out
AndreyPopov / Depositphotos.com
Für die Hälfte der deutschen Online-Käufer:innen ist der Bezahlprozess zu umständlich, zeigt eine Umfrage von Mastercard.


Online-Shops, die ihren Check-out-Prozess nicht nutzerfreundlich gestalten, riskieren enorme Kaufverluste: Über 56 Millionen Verbraucher:innen in Deutschland brachen im Jahr 2024 Online-Einkäufe an der Kasse ab, weil ihnen der Bezahlvorgang zu aufwendig erschien. Das ergab eine Umfrage unter 18.000 europäischen Online-Käufer:innen, davon 2.000 aus Deutschland, im Auftrag des Kreditkartenanbieters Mastercard. 

Bezahlvorgang: Das nervt Kund:innen am meisten

Durchschnittlich 56 Online-Einkäufe tätigten die Deutschen im letzten Jahr – und verbrachten dabei insgesamt mehr als zwei Stunden mit dem Ausfüllen von Adress- und Zahlungsdetails, ermittelte die Studie. Vier von fünf deutschen Online-Shopper:innen geben bei Kreditkartenzahlungen die 16-stellige Kartennummer von Hand ein. 90 Prozent tippen die komplette Adresse ein. Die Hälfte der Befragten (52 Prozent) empfindet dieses Eingabeprocedere als besonders umständlich. 14 Prozent der 25- bis 34-Jährigen brachen den Kauf ab, weil sie ihre Kartendaten nicht parat hatten.

Bedenken in puncto Sicherheit und Datenschutz halten Kund:innen ebenfalls vom Kauf ab. 42 Prozent der Befragten speichern die Kreditkartendaten nur bei großen Anbietern, 56 Prozent tun dies bei Online-Shops, die sie regelmäßig nutzen. Bei einer großen Mehrheit (87 Prozent) löst es Unbehagen aus, wenn im Check-out zu viele persönliche Informationen abgefragt werden – vier von zehn Käufer:innen fürchten, Unternehmen schon zu viele Daten übermittelt zu haben. Trotzdem haben schon so manche den Überblick verloren, wo sie überall ein Kundenkonto angelegt haben. Jede:r Zweite besitzt inaktive Zombie-Konten. Das ist ein Sicherheitsrisiko, weil Händler:innen und Nutzer:innen gegebenenfalls nicht so schnell registrieren, wenn Accounts gekapert werden. 

Ungeduldige Kundschaft, die Flexibilität schätzt

Es gibt noch weitere relevante Faktoren für Kaufabbrüche kurz vorm Bezahlvorgang, wie eine Untersuchung des Softwareunternehmens Uptain zum Shoppingverhalten im zweiten Halbjahr 2024 ermittelte. Demnach sind die Kund:innen einerseits insgesamt ungeduldiger, was das Bedürfnis nach unkomplizierten Lösungen steigert. Andererseits wünschen sie sich hohe Flexibilität und bevorzugen vielseitige Zahlungsmethoden.

Ein intuitives Design, kurze Ladezeiten und transparente Informationen im Check-out sollten demnach eine positive Wirkung auf das Einkaufserlebnis haben. Auch Bezahllösungen anzubieten, bei denen Daten sicher und zentral hinterlegt sind und nicht jedes Mal eingegeben werden müssen, können helfen. Am meisten Vertrauen haben Kund:innen in Zahlungsanbieter und Banken, in die Lösungen sozialer Netzwerken hingegen kaum. Bei Kreditkartenzahlungen sollten Shops höchsten Wert darauf legen, dass ihre Bezahlmethode die strengen Sicherheitsstandards erfüllt – auch, weil sich die Vorgaben zum 31. März nochmals verschärfen.

Veröffentlicht: 07.03.2025
img Letzte Aktualisierung: 07.03.2025
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

KOMMENTARE
5 Kommentare
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Peter Meier
16.03.2025

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Wenn verfügbar, nutze ich PayPal Express. Sonst Gastkonto selbst wenn ich mehrmals pro Jahr bei einem Anbieter bestelle. Ich kann und will nicht bei hundert Onlinehändlern ein Konto mit Passwort anlegen, ich kann mir weder die Passwörter alle merken noch hinterlege ich Zahlungsdaten. Besonders kundenfreundlich finde ich Kauf auf Rechnung. Aber wenn ich etwas haben will, habe ich keine Muhe, Adressdaten und eMail Adresse einzugeben. Passend getaggt macht das mein Browser von alleine. Das geschilderte Problem ist also kein Problem sondern ein Hoax.
dirk
15.03.2025

Antworten

Ein einfacher, intuitiver Checkout ist wichtig, keine Frage. Aber man soll die Kirche doch bitte auch im Dorf lassen. Bei 56 Einkäufen pro Jahr hätten die Onlineshopper insgesamt mehr als 2Std. im Checkout verbracht - was bedeutet das? Der Abschluss jedes Einkaufs hat etwas mehr als 2 Minuten gedauert. Es ist sicher nicht falsch, wenn auch Online-Kunden bewusst einkaufen, ihre Daten genau prüfen, ebenso den Warenkorb und den Preis noch mal checken, bevor sie auf Kaufen klicken. Denn die Realität sieht eher so aus: Guck-Click-Kauf. Scheißegal. Schrei vor Glück oder schick's zurück. Dann steht halt die Straße dreimal in der Adresse, aber die Hausnummer fehlt. Oder die PLZ hat Zahlendreher. Oder die eigene Straße ist falsch geschrieben. Oder bei Paypal steht immer noch der alte Name in der Lieferadresse, obwohl man vor Monaten geheiratet hat und nun anders heißt. All diese automatisierten Ausfüllhilfen, die das Leben vermeintlich einfacher machen, entfremden nicht nur den Käufer immer mehr vom eigentlichen Kauf - die wenigsten wissen auch, wie man diese bedient, konfiguriert oder Fehler korrigiert werden. Und wenn dann mal wieder das Paket zurückkommt, weil die (falsche/alte) Adresse nicht gefunden werden kann? Na egal, schicken sie's bitte noch mal! In Zeiten der allgemeinen 30sekündigen-TikTok-Verblödung muss alles ruckzuck gehen - ohne Nachzudenken. Damit noch mehr Zeit für TikTok bleibt. Merkste selber, neh?
BallettBekleidungde
10.03.2025

Antworten

Das Kaufabbrüche durch die Bezahlvarianten hervorgerufen werden ist von Anbeginn des Onlinehandels eine irrwitzige Vermutung. Wir sind seit 25 Jahren Onlinehändler und natürlich rufen uns regelmäßig Bezahldienste an mit der hohen Erwartung durch Einführung weiterer Bezahlvarianten mehr Umsatz zu generieren. Es war in der Tat nie der Fall, lediglich eine Verlagerung. Hauptgrund warum im Bezahlbereich abgebrochen wird ist der dass Kunden in mehreren Shops gleichzeitig die Warenkörbe füllen und sich vor dem Bezahlvorgang wenn Versandkosten und Produktpreise feststehen für einen Anbieter entscheiden. Wir bieten mittlerweile nur noch Vorkasse direkte Überweisung auf unser Konto und Paypal an. Es meldet sich einmal im Jahr jemand er würde gern per Kreditkarte zahlen. Wenn Kunden von den Leistungen des Shops überzeugt sind kaufen sie, selbst wenn sie per Onlinebanking die ÜBerweisung durchführen müssen - bei uns zahlen 55% der Kunden per Überweisung und erhalten einen kleinen Bonus, Rest Paypal. Läuft und bleibt so.
Robert
08.03.2025

Antworten

Ich breche meistens Onlinekäufe ab, wenn ich mich zwangsweise registrieren muss. Für mich ist eine Bestellung als Gast vor allem bei der ersten Bestellung Pflicht. Des Weiteren breche ich auch ab, wenn mir ständig zu meinem Wunschartikel diverse weitere unnütze Artikel mit angeboten werden, sowas mag ich überhaupt nicht. Ich will einen bestimmten Artikel, auschecken und Ende und das soll keine Minute dauern.
hafami
08.03.2025

Antworten

Es wäre schön, wenn der Zahlungsprozess _echten_ Datenschutz bieten würde. Darunter verstehe ich eine _echte_ Alternative zu bspw. amerikanischen Zahlungsdienstleistern, bei denen an irgendeiner Verflechtung ein hochgradig fragwürdiger Entrepreneur namens Elon Musk drinsteckt und was dort dann, gemeinsam mit einem unzuverlässigen amerikanischen Staat mit diesen Daten angestellt wird, das kann derzeit kein Mensch mehr abschätzen. Am besten die unlautere Datenmonetisierei ganz bleiben lassen. DAS nervt nämlich enorm! Fragwürdig auch die Praxis von Mastercard, die von mir eingestellten Sicherheitsvorkehrungen einfach zu umgehen: obwohl eingestellt ist, dass absolut jede Transaktion mit der Authentifizierungsapp meiner Bank bestätigt werden muss, setzt sich Mastercard einfach darüber hinweg, und zwar wenn man in "vertrauenswürdigen Shops" einkauft. Allerdings können diese vertrauenswürdigen Shops rein gar nichts dagegen tun, sollte meine Karte mal geklaut werden und gut informierte Diebe mit meiner Karte online shoppen gehen. Die Mastercard ist mittlerweile nur noch ein Backup für unvorhergesehene Notfälle unterwegs. Sehr unangenehm auch, dass Paypal / Klarna immer häufiger im Hintergrund zur Zahlungsabwicklung eingesetzt werden, selbst wenn man z.B. kein Paypal-Konto hat. Klarna ist zwar europäisch, hat sich aber in der Vergangenheit dermaßen unsympathisch drangestellt, dass ich es grundsätzlich boykottiere. Deswegen habe ich mich noch nicht mit deren Datenhandel-Verhalten auseinandergesetzt. Ich informiere mich beim Kauf grundsätzlich über die Zahlungsmöglichkeiten und wer dort in welcher Weise Dinge, die ihn nichts angehen, zu Geld machen will - sprich, meine Daten. Wenn mir das fragwürdig erscheint, kaufe ich nicht. Denn auf den allgegenwärtig grassierenden Datenkuhhandel lasse ich mich nicht mehr ein. Dann verzichte ich lieber auf einen Kauf oder versuche mir das gewünschte stationär zu organiseren. Ansonsten wähle ich Vorkasse per Überweisung, wenn die üblichen Shop-Bewertungsportale hier eine gute Vertrauensbasis erkennen lassen. Und auch nur, wenn die Vorkasse nicht über Paypal & Co. abgewickelt wird. Es gibt übrigens seit letztem Sommer ein europäisches System namens WERO. Das ist mir nur noch nirgends begegnet.