Seit 20 Jahren ist PayPal in Deutschland aktiv. Genauso lange hat der US-Konzern sein Angebot sukzessive erweitert und bietet heute die beliebteste Bezahlmethode im Internet. In 20 Jahren hat sich die Branche massiv verändert, die Konkurrenz ist gewachsen, rechtliche Rahmenbedingungen haben sich gewandelt, sind restriktiver geworden – und PayPal ist als nichteuropäischer Konzern häufiger das Ziel von Kritik, vor allem von traditionellen Banken.
Dem Erfolg bei Anbietern, also Händler:innen, und Endkund:innen tut das keinen Abbruch, was es für Konkurrenzangebote schwer macht. Paydirekt als prominentes Beispiel in Deutschland hat es nie über den Status eines Nischenprojekts hinaus geschafft. Der neue Konkurrent, bei dem große europäische Banken zusammenarbeiten, soll Wero heißen – und wird es ebenfalls schwer haben.
Wie geht PayPal mit der Konkurrenz um? Warum ist der Weg in den stationären Handel für den Konzern zu schwierig? Und was macht PayPal nach 20 Jahren im deutschen Geschäft aus? Im Exklusiv-Interview mit OHN blickt Jörg Kablitz, der Managing Director für das Geschäft von PayPal in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zurück und voraus.
Fokus auf KMU als Geschäftsstrategie
OHN: PayPal ist seit 20 Jahren in Deutschland aktiv. In dieser Zeit hat sich die Branche massiv verändert, darum einmal umgekehrt: Was hat sich in 20 Jahren bei PayPal NICHT geändert?
Jörg Kablitz: Was sich in den vergangenen 20 Jahren nicht geändert hat und auch künftig nicht ändern wird, ist unsere Kundenzentrierung. Seit 20 Jahren stellen wir bei PayPal in Deutschland – und natürlich auch in den anderen Märkten, in denen wir operieren – die Bedürfnisse unserer Kund:innen in den Mittelpunkt unseres Handelns. Wir geben unseren Händler:innen die Tools und Lösungen an die Hand, die sie benötigen, um ihre Umsätze zu steigern und effizienter zu arbeiten. Händler:innen können sich ganz auf ihr Geschäft konzentrieren, während PayPal ihnen den Rücken freihält.
Das Unternehmen, speziell auch der nicht mehr ganz so neue CEO Alex Chriss, betont immer wieder den Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen. Wie äußert sich das?
Für Alex Chriss, der nun seit etwas mehr als einem Jahr unser CEO ist, spielen kleine und mittelständische Unternehmen – kurz KMUs – eine zentrale Rolle. Er war früher selbst Unternehmer und betont immer wieder, dass KMUs das Rückgrat jeder Volkswirtschaft sind. Das gilt insbesondere für Deutschland: Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft machen KMUs hierzulande mehr als 99 Prozent aller Unternehmen aus.
Um sicherzustellen, dass wir uns bei der Entwicklung neuer Produkte und Lösungen auf das konzentrieren, was für kleine und mittelständische Unternehmen wirklich wichtig ist, hat Alex Chriss zwei separate Geschäftsbereiche für unser Händlergeschäft eingerichtet – einen für KMUs und einen für Großunternehmen.
Was bedeutet das konkret für das Geschäft in Deutschland?
Insgesamt haben sich die Präferenzen der Verbraucher:innen geändert: Sie werden zunehmend digitaler und kaufen häufiger Produkte online, die sie vor fünf Jahren noch eher im Laden gekauft hätten. Händler:innen reagieren hierauf und bauen ihre Online-Präsenz weiter aus. Wir unterstützen sie dabei mit unserem breiten Portfolio an Lösungen für die Abwicklung von Online- und Offline-Zahlungen.
Der Fokus auf KMUs äußert sich in einer Reihe von Neuerungen, die wir in den vergangenen zwölf Monaten eingeführt haben, damit Händler:innen ihre täglichen Abläufe optimieren können. So haben wir unter anderem unsere Komplettlösung PayPal Checkout um neue Zahlungsmethoden und Funktionen erweitert. Im August kam der Service Paketverfolgung hinzu, der Händler:innen die Möglichkeit gibt, den Versandstatus von Bestellungen automatisch mit PayPal zu synchronisieren und so ihre Käufer:innen nahtlos und transparent über Lieferungen zu informieren.
Paketverfolgung für die Zielgruppe
Sie haben es bereits angesprochen, PayPal hat jüngst eine Paketverfolgung für Händler:innen eingeführt. Mal salopp gefragt: Warum braucht es eine weitere Option dafür, ausgerechnet von einem Payment-Anbieter?
Große Online-Shops bieten diesen Service zwar bereits seit einiger Zeit an, aber nicht jedes KMU hat die Mittel und Ressourcen, einen solchen Service ebenfalls auf die Beine zu stellen. Hier setzt unsere Paketverfolgung an. Sie kann Händler:innen dabei helfen, Geld und Zeit zu sparen. Denn sie müssen nicht mehr manuell auf Nachfragen ihrer Kund:innen reagieren, die einen Artikel nicht erhalten haben oder einzelne Produkte reklamieren möchten. Händler:innen in Deutschland können die Paketverfolgung kostenfrei integrieren, entweder über ihren Shopsystem-Anbieter oder per Direktintegration. Die Bereitstellung der Paketverfolgungsdaten an die Kund:innen kann das Erlebnis nach dem Kauf verbessern und zu einer höheren Kundenbindung beitragen. Das ist wichtig. Denn heutzutage kommt es auf jede Facette der Customer Journey an.
Eine Wallet für den stationären Markt
Bisher sind es nur Gerüchte, aber ich versuche es trotzdem: Was hat es mit einer eigenen Wallet auf sich, an der PayPal arbeiten soll?
PayPal verfügt bereits über eine Wallet-Funktion, die es Kund:innen ermöglicht, verschiedene Zahlungsmethoden an einem Ort zu speichern und zu verwalten. In der PayPal-Wallet können Kund:innen ihre Kreditkarten, Debitkarten, Bankkonten hinterlegen. Dies ermöglicht eine bequeme Verwaltung und schnelle Auswahl der Zahlungsmethoden bei Transaktionen.
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