Schlechte Kreditvergabe bringt Firmen in Existenznot

Veröffentlicht: 15.05.2025
imgAktualisierung: 15.05.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 2 Min.
15.05.2025
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Nahaufnahme Geschäftsleute mit Taschenrechner und Laptop
itchaz.gmail.com / Depositphotos.com
Fehlendes Kapital führt zunehmend zu mehr Insolvenzen kleiner und mittelständischer Betriebe, warnen Kreditexpert:innen.


Der Zugang zu Krediten und Kapital verschlechtert sich zusehends: 82 Prozent der Kreditexpert:innen beobachten, dass Großbanken oder traditionelle Banken in den letzten 6 Monaten immer restriktiver in der Kreditvergabe für KMU geworden seien, zeigen Daten des Fintech-Unternehmen Iwoca, für die Makler:innen, Banken und Plattformen befragt wurden. Im Vorjahreszeitraum lag der Anteil noch bei 76 Prozent, im Sommer 2024 stimmten aber sogar 94 Prozent dieser Aussage zu, was zumindest eine leichtere Besserung der Situation zeigt.

Doch die Lage bleibt angespannt. „Banken setzen immer neue Vorgaben, insbesondere bei Unterlagen. Viele kleine Unternehmen scheitern trotz guter Auftragslage an diesen Hürden“, erklärt Henrik Schmecht, Firmenkundenberater Leasing bei Compeon, zu dieser Entwicklung. Gleichzeitig würden die Banken selbst mit personellen Engpässen sowie administrativen Aufgaben gefordert sein, was längere Bearbeitungszeiten oder Ablehnungen für Kreditgesuche nach sich ziehe. 

US-Zölle, Steuern und Bürokratie setzen Firmen unter Druck

Die restriktive Vergabe kann existenzielle Folgen haben. Neun von zehn Expert:innen warnen derzeit davor, dass fehlende Finanzierungen zu Insolvenzen führen, die sonst vermeidbar wären, ermittelte Iwoca. „Insbesondere die neuen US-Zölle setzen viele Unternehmen zusätzlich unter Druck. In der Folge könnte der Finanzierungsbedarf vieler KMU deutlich ansteigen“, erklärt Pamela Mischk, Finanzierungsberaterin bei Deutsche Firmenkredit Partner (DFKP GmbH).

82 Prozent der Befragten fordern deshalb, dass der Zugang zu Finanzierungen vereinfacht werden müsse. Auch Steuererleichterungen und weniger Bürokratie stehen bei drei Viertel der Kreditexpert:innen auf der Prioritätenliste weit oben. „Der Druck auf Unternehmen ist immens. Hier herrscht akuter politischer Handlungsbedarf, damit deutsche Unternehmen ihre Rolle als Innovationstreiber und Jobmotor der Wirtschaft weiterhin erfüllen können“, bestätigt Fabian Platzen, Geschäftsführer von Iwoca Deutschland. Um die Lage zu entspannen, müsse die Politik dringend gegensteuern. „Kapitalzugang, Digitalisierung, Fachkräfte und Bürokratieabbau – das muss die neue Regierung jetzt liefern, um unsere Innovationskraft zu sichern“, so Platzen.

Kredite von Banken verlieren für KMU an Bedeutung

Die Bedeutung klassischer Kredite für die Unternehmensfinanzierung scheint darüber hinaus abzunehmen: Nach Erhebungen der Förderbank KfW hat im Jahr 2023 der größte Teil – nämlich 77 Prozent – der kleinen und mittelständischen Betriebe für Investitionen auf Kredite von Banken und Sparkassen verzichtet. Dieser Anteil nahm in den letzten 20 Jahren tendenziell zu, heißt es in einer aktuellen KfW-Auswertung. Je kleiner das Unternehmen, desto seltener werden Kredite zur Investitionsfinanzierung eingesetzt. Werden allerdings Kredite eingesetzt, so hat deren Bedeutung je nach Unternehmensgröße auch ein unterschiedliches Gewicht: Kleinstunternehmen decken im Schnitt 73 Prozent ihrer Investitionen mit Krediten, im Mittelstand liegt dieser Wert bei 58 Prozent.  

„Die Lage vieler KMUs hat sich nur deshalb nicht weiter verschlechtert, weil es inzwischen mehr Anbieter im Bereich Alternative Lending gibt“, meint Alexander Doerk, Corporate Financial Advisor bei Fincompare. 

Veröffentlicht: 15.05.2025
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

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