Der Eintritt in einen fremden Markt ist immer eine große Herausforderung. Schon innerhalb Europas ist es schwierig genug, sich den Gepflogenheiten eines Landes anzupassen. Noch schwieriger wird es, wenn man in den chinesischen Markt einsteigen will. Doch das Geld lockt. Für 2013 wird für China ein E-Commerce-Handelsvolumen von einer Billion Euro vorausgesagt.
Um an einen Stück von diesem Kuchen zu gelangen, bedarf es aber einer ausführlichen Marktanalyse. Hätten Sie zum Beispiel gewusst, auf welchem Online-Marktplatz Sie in China Ihre Produkte vertreiben sollten? Wahrscheinlich nicht. Tatsächlich gibt es in China ein Synonym zu eBay. Das heißt dort Taobao und darüber werden rund 65% des gesamten Online-Einzelhandels abgewickelt. Bislang war Taobao – wie auch eBay bis vor einigen Jahren – eher eine C2C-Plattform. Doch auch Taobao geht immer mehr in Richtung B2C.
So mancher deutsche Online-Händler wird sich verwundert die Augen reiben, wenn er die Gewinnmargen im chinesischen Handel betrachtet. Diese sind um ein Vielfaches geringer als auf dem deutschen Markt und können nur durch hohe Absatzzahlen ausgeglichen werden. Bei etwa 620 Millionen Menschen, die über einen Internetanschluss verfügen, ist das in China möglich. Große Unternehmen wie Adidas und Converse sind ebenfalls auf den Marktplätzen vertreten, fahren aber zweigleisig.
Setup-Gebühr für Marktplätze
Produkte mit speziellen Reduzierungen und das große Produktsortiment sind nur auf den Onlineshops dieser Unternehmen erhältlich. Das dient zur Kundenbindung und erhöht die Markenbekanntheit. Wer einen Shop auf einem der Marktplätze eröffnen will, der sollte wissen, dass alle Marktplätze eine Setup-Gebühr verlangen sowie Transaktionsgebühren für jeden verkauften Artikel.
Neben Taobao ist Tmall einer der größten Marktplätze. Doch bei Tmall gibt es nur Alipay als Zahlungsmethode. Allgemein gilt: Wer auf einem Marktplatz werben will, muss eine in China registrierte Firma sein. Und schwer wird es auch für alle Schnäppchen-Anbieter. Tmall und andere Marktplätze lassen nur 10%-Rabatte gegenüber dem Originalpreis und nur für einen bestimmten Zeitraum zu. Zudem kommt man kaum an Analyse-Daten heran. Diese bleiben meist im Besitz des Marktplatzes.
Lieferzeiten richten sich nach Arbeitszeiten
Wer lieber gleich auf einen eigenen Onlineshop setzt, dem seien folgende Besonderheiten mit auf den Weg gegeben: Die Lieferadresse sollte den Stadtteil enthalten, im Chinesischen gehören Vor- und Nachname zusammen, die Lieferzeit sollte wählbar sein, da Lieferungen zeitlich an die Arbeitszeiten angepasst werden müssen, statt einer Liefer- und Rechnungsadresse werden Eingabefelder zur Erstellung der „Fapiao“ (formelle Rechnung) zur Verfügung gestellt und ortsansässige Liefermethoden müssen angeboten werden.
Was die Technologie betrifft, so muss man in China damit rechnen, dass oft noch veraltete Browser, wie der Internet Explorer 6 verwendet werden. Im krassen Gegensatz dazu ist Mobile Commerce in China ein Boom-Markt. 2012 hatte dieser E-Commerce-Bereich ein Wachstum von 130%. Dazu passt auch der Umgang mit sozialen Plattformen. Empfehlungen haben in China eine wesentlich höhere Überzeugungskraft als klassisches Marketing. Apropos klassisches Marketing: Google hat in China einen Marktanteil unter 10%. Hier gilt es, auf Baidu und kleinere Suchmaschinen zu setzen.
Fazit: Der Markteintritt in China will gut vorbereitet sein. Schon einige Großkonzerne haben den Fehler gemacht und wollten ihre Strategie 1:1 für den chinesischen Markt übernehmen. Man ist gut beraten, ein eigenes Konzept für den chinesischen Markt zu erstellen, das sich an den dortigen Standards orientiert.
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