Zalando wurde in den Medien immer wieder aufgrund seiner vermeintlich schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert. Nun hat sich erstmal ein konzernweiter Betriebsrat nach europäischem Recht bei dem Online-Händler gegründet. Er vertritt alle 7000 Mitarbeiter.
Vorsitzender des neuen Betriebsrats von Zalando ist der Schwede Michael Lindskog, der als Manager das Skandinavien-Geschäft verantwortet. Dustin Köster, Teamleiter im Logistikzentrum Erfurt, ist der stellvertretende Vorsitzende. Lindskog will in seiner Funktion den „offenen und konstruktiven Dialog“ mit dem Zalando-Management suchen, wie der Tagesspiegel berichtet.
Zalando hat sich kurz vor dem Börsengang im Oktober in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) umgewandelt und beschäftigt inzwischen 7000 Mitarbeiter in ganz Europa. Die Kompetenzen des SE-Betriebsrats sind laut Tagesspiegel nicht unbegrenzt: „Das Gremium hat lediglich Informations- und Anhörungrechte für Fragen, die den Gesamtkonzern und grenzüberschreitende Fragen betreffen. Allerdings hat der SE-Betriebsrat Einfluss auf die Besetzung der Arbeitnehmersitze im Aufsichtsrat, außerdem ermöglicht er in EU Ländern, die keine gesetzliche Mitbestimmung kennen, ein Mindetsmaß an Beteiligung.“
Zweistufiges Wahlverfahren
Das Wahlverfahren zum Betriebsrat lief in zwei Stufen ab: Die Beschäftigten wählten zunächst Wahldelegierte und konnten sich selbst als Delegierte aufstellen lassen. Die wiederrum wählten aus einem Kandidationkreis die Mitglieder des sechsköpfigen Betriebsrats – ein Verfahren, welches die Gewerkschaft Verdi kritisiert. Die Wahl habe einen „Casting“-Charakter gehabt und die Kandidaten hätten Englisch sprechen müssen – schlechte Voraussetzungen für „weniger gut qualifizierte deutsche Beschäftige“, meint die Gewerkschaft.
Zalando-Sprecher Boris Radke weist diese Vorwürfe zurück. „Wir haben eine internationale Belegschaft. Englisch ist die meistgesprochene Sprache bei uns“, erklärt er dem Tagesspiegel. Hätte Zalando darauf bestanden, deutsch zu sprechen, würde dies die Mitarbeiter aus dem Ausland benachteiligen – allein in Berlin stammen 40 Prozent der Beschäftigten nicht aus Deutschland. Der von der Verdi kritisierte „Casting“-Charakter sei zudem ein ausdrücklicher Wunsch der Mitarbeiter gewesen.
An mehreren Zalando-Standorten in Deutschland haben sich bereits lokale Betriebsräte gegründet, die die Interessen der Mitarbeiter vor Ort vertreten. Der Online-Modehändler betont dabei immer wieder, dass man das Gespräch mit den eigenen Mitarbeitern bevorzugt direkt suche, anstatt den Dialog über die Gewerkschaft zu führen.
Kommentar schreiben
Antworten
Ihre Antwort schreiben