Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben untersucht, wie gefälschte Waren in die Europäische Union kommen. Das Ergebnis: Die Zollbehörden beschlagnahmen immer häufiger auch kleine Postsendungen mit gefälschten und unerlaubt hergestellten Waren. Insgesamt kommt die große Mehrheit der Produktfälschungen jedoch nach wie vor über den Seeweg in Großcontainern.
Bei den Untersuchungen fanden die Beamten sechs von zehn Produktfälschungen in kleinen Paketen. Laut Studie waren in 84 Prozent der beschlagnahmten Pakete Schuhe. 77 Prozent enthielten gefälschte optische, fotografische und medizinische Produkte (hauptsächlich Sonnenbrillen) und 63 Prozent enthielten gefälschte Uhren, Ledererzeugnisse (z. B. Gürtel), Handtaschen und Schmuck. Dabei war bei mehr als der Hälfte aller Beschlagnahmen nur ein Gegenstand in der Sendung. In den Kleinsendungen waren meist insgesamt nicht mehr als zehn Gegenstände.
Darum sind Fälschungen in kleinen Paketen schwerer zu finden
Das Problem bei den Fälschungen in kleinen Paketen: Solche Paketsendungen, die über Post- oder Kurierdienste versendet werden, seien für Zollbeamte viel schwieriger zu verfolgen und zu beschlagnahmen, erklärt Christian Archambeau von der EUIPO. „Unser Bericht analysiert ein wachsendes und beunruhigendes Phänomen im Bereich der Produktfälschung. Wir hoffen, dass die Erkenntnisse der Studie für die politischen Entscheidungsträger bei der Ausarbeitung von Methoden zur Fälschungsbekämpfung von Nutzen sein werden“, so Archambeau. Bei der Verfolgung von kleinen Sendungen fehlen den Zollbeamten oft Informationen, die bei großen Lieferungen im Seeverkehr vorliegen, wie etwa das Ladungs- oder Schiffsmanifest. Daher könnten Daten von Post- und Kurierdiensten für den Zoll eine wertvolle Ressource für den Kampf gegen Produktfälschungen sein, heißt es im Bericht.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Fälschungen 2,5 Prozent des Welthandels ausmachen – das sind umgerechnet 338 Milliarden Euro pro Jahr. In der EU sind 5 Prozent der Einfuhren Fälschungen. Für Deutschland wurde der Schaden durch Produktfälschungen durch eine andere EUIPO-Studie auf 8,3 Milliarden Euro beziffert. Der Bericht ist der fünfte in einer Reihe von Studien über den internationalen Handel mit gefälschten und unerlaubt hergestellten Waren. Dabei wurden unter anderem auch Handelswege von gefälschten Waren und die Rolle der Freihandelszonen unter die Lupe genommen.
Hier kann man die komplette Studie einsehen(pdf, 86 Seiten).
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