Im zweiten Teil unserer Reihe zu internationalen Marktplätzen widmen wir uns Polen. Unser großes Nachbarland im Osten hat nicht nur ca. 38,5 Millionen Einwohner, sondern auch eine relativ junge Bevölkerung. Mehr als die Hälfte von ihnen kauft regelmäßig online ein, wodurch Polen den stärksten E-Commerce-Markt in Osteuropa hat. Zudem ist der polnische E-Commerce zwischen 2016 und 2017 um 17,2 Prozent gewachsen und hat somit eine wesentlich höhere Wachstumsrate als Großbritannien und Frankreich.
Besonderheiten im polnischen Online-Handel
Polnische Kunden kaufen ganz unterschiedliche Produkte online: von Elektronik und Büchern über Mode und Kosmetik bis hin zu Autoteilen. Bisher hat Amazon noch nicht den Sprung nach Polen gewagt, sodass viele Leute hier in den Online-Shops großer Marken einkaufen. So werden Kosmetikprodukte beispielsweise häufiger bei Rossmann bestellt, Bekleidung bei H&M und Technik bei Media Markt. In Bezug auf Bezahlmethoden beim Online-Shopping kann man Unterschiede zu Deutschland feststellen. Häufig bezahlen polnische Kunden ihre Bestellungen per Überweisung, aber auch die Bestellung auf Rechnung wird gern genutzt. Zudem gibt es eine typisch polnische Bezahlmethode: PayU. Dieser Dienst erfreut sich in Polen großer Beliebtheit und ist hier weiter verbreitet als PayPal. Die Registrierung ist kostenlos und über PayU können Käufern auch Ratenzahlungen angeboten werden.
Zudem ist es für deutsche Händler einfacher, in Polen zu verkaufen, als man denken könnte. Nicht nur dank der geografischen Nähe, sondern auch aufgrund der EU-Zugehörigkeit unseres Nachbarlandes ist der Verkauf hier nicht schwieriger als in anderen EU-Ländern. Man sollte allerdings immer im Hinterkopf behalten, dass polnische Kunden sich über Promotionen und Rabatte freuen, besonders in Bezug auf Versandkosten, und auch kostenlose Rücksendungen sind gerne gesehen.
Der stärkste Marktplatz Polens
Mit einem Marktanteil von 40 Prozent und mehr als 14 Millionen Kunden, von denen 90 Prozent regelmäßig auf der Website shoppen, ist Allegro der größte polnische Marktplatz. In Polen hat Allegro eine Markenbekanntheit von nahezu 100 Prozent, was ihn für Händler zum perfekten Einstieg in den polnischen Markt macht. Um auf Allegro zu verkaufen, ist keine Autorisierung oder Einladung notwendig. Man kann sich ganz einfach als Verkäufer registrieren. Auch die Verkaufsgebühren sind im Vergleich zu anderen europäischen Marktplätzen relativ niedrig. Man benötigt zwar kein polnisches Bankkonto, um Produkte auf Allegro zu verkaufen, es könnte jedoch nützlich sein, um hohe Wechselgebühren aus der Landeswährung Złoty zu vermeiden.
Die Produkt-Listings können direkt im Allegro-Konto erstellt werden. Es gibt keine Vorlagedateien, um gleichzeitig viele Produkte auf dem Marktplatz hochzuladen, man kann sich jedoch selbst ein „Musterprodukt“ anlegen und als Vorlage für ähnliche Produkte nutzen. Wenn man eine große Anzahl an unterschiedlichen Produkten auf Allegro verkaufen möchte, lassen sich Produkt-Listings auch mithilfe eines Listing-Tools in größerer Anzahl auf einmal erstellen. Allegro ist mit dem Listing-Tool Linnworks integriert. Zudem ist es möglich, den Marktplatz über eine WebAPI-Schnittstelle mit anderen Listing-Tools zu verbinden.
Anforderungen an Verkäufer
Die größte Hürde für deutsche Händler, um auf Allegro zu verkaufen, ist vermutlich die Sprache. Der Marktplatz ist bisher nur auf Polnisch verfügbar, jedoch ist zumindest die Registrierung in englischer Sprache möglich. Zudem sollten alle Produktinformationen ins Polnische übersetzt werden und Kundenservice in polnischer Sprache wird dringend empfohlen. Für Händler, die gerne nach Polen expandieren möchten, jedoch selbst nicht die entsprechenden Ressourcen an muttersprachlichen Angestellten haben, besteht die Möglichkeit, die Übersetzung der Produktinformationen, den Kundenservice sowie das Einrichten des Kontos und das Hochladen der Produkte auf Allegro an eine Agentur auszulagern, die Erfahrungen in diesem Bereich hat. So lassen sich die Risiken minimieren, damit die Expansion gen Osten ein Erfolg wird.
Über die Autorin
Franziska Patzer arbeitet seit 5 Jahren als Übersetzerin und Account Managerin bei InterCultural Elements. In ihrer Freizeit bereist sie gerne die Länder, mit denen sie bei der Arbeit täglich zu tun hat.
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