Neu ist die Art von Geschäft sicherlich nicht, dennoch hat der Bericht von letzter Woche vielfältige Reaktionen hervorgerufen: Konkret ging es um einen Händler und Hersteller, der seine Produkte auf Amazon anbietet und nicht schlecht gestaunt hat, als seine Angebote eins zu eins kopiert bei Ebay auftauchen. Der Clou an der Sache: Der Ebay-Händler betreibt gewissermaßen Dropshipping. Das heißt: Er bietet die Produkte teurer an. Bestellt der Kunde bei ihm, wird dieser durch Amazon beliefert. Der Amazon-Händler erhält seinen normalen Preis; der Ebay-Verkäufer streicht die Differenz als Gewinn ein.
Wir fragten unsere Leser konkret nach ihren persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema – und erhielten ganz unterschiedliche Antworten.
Viele Betroffene
Zunächst einmal haben sich viele Händler gemeldet, denen diese Vorgehensweise nicht neu ist. Manche Leser berichteten, dass nur ein, oder zwei Artikel kopiert wurden; mal war es aber auch das ganze Sortiment. Besonders ärgerlich ist es für Händler natürlich, wenn das kopierte Angebot eher gefunden wird, als das eigene: „Uns stört auch, dass diese Händer bei der Suche so weit vorne sind. Die Shops geben meist kein Impressum an.” Das bei vielen der Nachahmer das Impressum fehlt, führt natürlich direkt zur nächsten Problematik: Die fehlenden Kontaktdaten erschweren es, wegen der geklauten Bilder und Texte gegen diejenigen vorzugehen.
Außerdem berichteten viele Leser, dass das Problem nicht nur auf Ebay anzutreffen ist: „Ein Wish-Händler kopierte unsere Amazon-Angebote und ließ diese von uns ausliefern, indem er bei uns eine Amazon-Bestellung mit Lieferadresse des Kunden auslöste, sobald er wiederum eine Bestellung bei Wish hatte.” Von einem weiteren Händler wird Wish sogar als rechtsfreier Raum beschrieben, da dort kaum ein Händler ein Impressum habe. Von Wish selbst kämen bei Meldung solcher Angebote lediglich automatisierte E-Mails ohne Sachbezug.
Alles halb so wild?
Die meisten unserer Leser finden dieses System alles andere als lustig. Als besonders störend wird dabei der Diebstahl der Bilder gewertet. Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Ansprechende Produktfotos kosten Zeit und Geld. Viele sprechen auch von einem Imageverlust, da der Kunde denken könnte, der Händler würde versuchen sein Produkt überteuert an einen bestimmten Kundenkreis zu verkaufen. So denkt allerdings nicht jeder: „Der ‘Imageverlust’ ist doch eher fiktiv, der Kunde weiß ja nicht, daß es verschiedene Preise gibt, sonst hätte er es auf Amazon bestellt.” Manch einer sieht das ganze auch positiv: „Ich kann die Beschwerden nicht nachvollziehen. Habt ihr falsch kalkuliert? Wenn ihr merkt das eure Produkte über einen oder mehrere Händler teurer verkauft werden solltet ihr zum ersten froh sein da sich dieser Händler für euer Produkt entschieden hat. Offensichtlich lässt es sich verkaufen.” Andere Händler sind durch die kopierten Angebote auch gerade erst auf die Idee gekommen, ihre Produkte auch auf Ebay anzubieten und damit einen neuen Kundenstamm zu erschließen.
Außerdem, so meinen andere, sei letzten Endes der Käufer selbst Schuld, wenn er keinen Preisvergleich durchführe und unterm Strich wesentlich mehr für ein Produkt bezahlt. Schlimmer wäre es doch, wenn das kopierte Angebot wesentlich billiger wäre.
Was Händler unternehmen
So unterschiedlich die Meinungen zu diesem Thema sind, so unterschiedlich gehen auch betroffene Händler damit um.
Manch einer moniert, dass es kompliziert sei, bei Ebay wegen der gestohlenen Bilder gegen diese Händler vorzugehen: „Beschwerden bei Ebay wurden entweder überhaupt nicht beantwortet oder mit Verweis auf den Rechtsweg abgetan.” Dass der Markplatz auf den Rechtsweg verweist, liege wohl daran, dass Ebay selbst nicht nachvollziehen könne, wer die Rechte an den Bildern habe. Gute Erfahrungen wurden hingegen mit dem Veri-Programm von Ebay gemacht.
Andere wenden sich auch direkt an die Verkäufer: „Viele dieser Händler habe ich direkt angeschrieben und mit rechtlichen Schritten gedroht. Oft folgt dann eine Entschuldigungsmail und die genannten Artikel werden gelöscht. Aber bereits am nächsten Tag tauchen die Artikel wieder unter anderem Händlernamen auf.” Ein Händler berichtet, dass er erfolgreich Schadensersatz wegen der widerrechtlich verwendeten Bilder einfordern konnte. Andere resignieren einfach: „Wir wissen auch nicht wie wir verfahren sollen und können, täglich anschreiben, kostet ja ein Haufen Zeit und scheint ein Kampf gegen Windmühlen zu sein.“
Wiederum andere werden kreativ und finden eine äußerst effektive Lösung, die zugleich noch kundenorientiert ist: „Zuerst waren wir auch verwundert und verärgert, dann muss ich gestehen fand ich die Idee wirklich gut. :) Wir haben das Problem gelöst, indem wir die Produkte selbst bei Ebay gelistet haben.”
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