Der Austritt Großbritanniens aus der EU zieht sich und zieht sich und zieht sich. Ursprünglich sollte das Land zum 28. März aus der Union austreten, aber das hat das Vereinigte Königreich aufgrund von brachialer Uneinigkeit im Parlament nicht geschafft. Dann gab es einen Aufschub bis zum 12. April, bis zu dem ein Austrittsabkommen entschieden werden musste, sonst würde es unter Umständen eine Verlängerung bis zum 22. Mai geben. Und jetzt hat Großbritannien es irgendwie geschafft, den EU-Mitgliedsstaaten eine Verlängerung bis spätestens zum 31. Oktober aus den Rippen zu leiern.
Passt ja auch irgendwie: Der verschobene, verschobene, verschobene Brexit soll jetzt halt an Halloween, dem Tag der Geister und Untoten, durchgeführt werden. Ob sich die Briten bis dahin einigen können, unklar. Theresa May hat jetzt jedenfalls noch ein halbes Jahr mehr Zeit, die Parlamentarier weiter aufzureiben und zu zermürben, damit sie endlich ihr Austrittsabkommen, das schon dreimal abgelehnt wurde, endlich mal durchbekommt.
Wer nicht hören will, muss fühlen weiter bedroht werden!
Für Europa und die Briten bedeutet die Frist aber eine Verlängerung der Ungewissheit. Mittlerweile hätte man sich endlich mal eine klare Entscheidung der britischen Politik gewünscht. Oder eben ein klares Durchgreifen der EU: Ihr habt es nicht geschafft, bis zur Deadline eine Entscheidung zu treffen? Dann fliegt ihr halt ohne Austrittsabkommen raus, so wie wir es monatelang und bis zuletzt angedroht haben.
Klar, das hätte wirtschaftliche Konsequenzen zur Folge. Aber die Wirtschaft leidet auch unter der Ungewissheit. Die EU lässt sich mittlerweile wieder auf der Nase herumtanzen. Von der harten Linie, die zu Beginn und nun zum Ende Zwischenstand der Brexit-Verhandlungen angekündigt wurde, keine Spur mehr. Nun dürfen die Briten also an der EU-Wahl teilnehmen, sofern ihnen nicht doch noch bis zum 22. Mai der Austritt gelingt.
Das ist ein Problem von Zukunfts-Brexit
Und damit kommt die Folge-Ungewissheit: Was passiert, wenn Großbritannien an der EU-Wahl teilnimmt? Werden die gewählten britischen Politiker dann nach dem Brexit aus dem Parlament entfernt? Oder müssen sie bleiben, während ihr Land die EU verlassen hat? Fragen, Fragen, Fragen – und noch immer keine Antwort. Dass überhaupt letztendlich eine Entscheidung getroffen wird, scheint inzwischen unrealistisch. Die einzige Entscheidung, die die Briten und die EU-Staaten bisher getroffen haben, war, die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Oder, um den großen Wolfgang „Wolle“ Petry zu zitieren: „Ganz oder gar nicht, geh’n oder bleiben – ganz oder gar nicht, du musst dich entscheiden!“
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