Früher waren das Fernsehen, Radio und Tageszeitungen die vorherrschenden Medien, wenn es um die Meinungsbildung der Bevölkerung geht. Doch der Status wackelt. Aus der aktuellen Ausgabe des Medienvielfaltsmonitors der Landesmedienanstalten geht hervor, dass die Relevanz des Fernsehens für die überregionale Meinungsbildung in den vergangenen fünf Jahren von 36,9 auf 32,7 Prozent gesunken ist. Im gleichen Zeitraum legte das Internet von 17,9 auf 27,7 Prozent zu.
Das mag trotz der hohen Steigerungsraten zunächst nach wenig klingen, doch wenn man sich die Altersstruktur der Befragten ansieht, wird deutlich, welchen Relevanzgewinn das Internet tatsächlich verzeichnet. Bei den Über-50-Jährigen dominiert das Fernsehen mit 42,1 Prozent nach wie vor, das Internet spielt mit gerade einmal 2,4 Prozent quasi keine Rolle. Die 30-bis-49-Jährigen bilden sich ihre Meinung hingegen zu 36 Prozent vornehmlich im Internet (TV: 27,6 Prozent). Bei den 14-bis-29-Jährigen liegt das Meinungsgewicht des Internets sogar bei mehr als 54 Prozent.
Konzentration der Medienkonzerne
Eine Konzentration der Meinungsmacht ist bei den Medienkonzernen zu erkennen. 55,2 Prozent im Meinungsmarkt entfällt mit ARD, ZDF, Springer, ProSiebenSat.1 und Bertelsmann auf nur fünf Konzerne. Zwar folgt dahinter eine große Zahl an weiteren Medienunternehmen, weshalb die Landesmedienanstalten von einer großen Anbietervielfalt sprechen, große Anbieter wie ARD oder ZDF, die durch regionale und Nischenangebote eine starke Reichweite erzielen, bestimmen jedoch das Bild.
In einer Schwerpunktstudie haben sich die Landesmedienanstalten zudem mit der Meinungsmacht von sozialen Netzwerken beschäftigt. Google und Whatsapp sind demnach mit einer Tagesreichweiter von jeweils über 47 Prozent die Spitzenreiter, gefolgt von YouTube (25,6 Prozent), Facebook (21,4 Prozent) und Instagram (12,2 Prozent). Zu „informierenden“ Zwecken werden die Online-Angebote aber in sehr unterschiedlicher Ausprägung genutzt. Google führt die Rangfolge mit 22,9 Prozent vor Facebook mit 12,1 Prozent an. Bei YouTube liegt die Informationsquote bei nur 7,2 Prozent.
Achtung, Filterblase
Auch hier zeigt sich tendenziell eine höhere Informationsnutzung jüngerer Menschen im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt. Nutzung heißt interessanterweise nicht gleich Vertrauen. Nur 19 Prozent vertrauen sozialen mehr als klassischen Medien. Dabei sind die, die diese am häufigsten nutzen, nämlich die 14- bis 29-Jährigen, sogar die, die sie überdurchschnittlich kritisch betrachten. 15,7 Prozent stimmen in dieser Altersgruppe zu, sozialen Medien mehr zu vertrauen. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es über 24 Prozent.
Die Jüngeren sind sich auch der Problematik bewusster, online in einer Filterblase zu landen. 79,2 Prozent stimmen der Aussage zu, dass man „durch Kommentare von anderen Nutzern leicht einen falschen Eindruck von der vorherrschenden Meinung in der Bevölkerung bekommt“. Von den Über-50-Jährigen stimmen der These knapp 64,9 Prozent zu.
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