Deutschland ist aufgrund unterschiedlicher Aspekte ein überaus spannender Markt und Standort für den europäischen E-Commerce. Zu den Gründen gehört unter anderem die zentrale geografische Lage innerhalb Europas. Somit ist Deutschland sowohl für Firmengründungen als auch Auslandsexpansionen bereits bestehender Unternehmen gleichermaßen interessant. Allerdings gilt es, dabei einige Punkte zu beachten.

Die Vorteile des Standorts Deutschland

Eine Gründung im deutschen Markt beziehungsweise die Ausweitung unternehmerischer Tätigkeiten aus dem Ausland auf Deutschland sind eine lohnenswerte Überlegung. Viele Punkte sprechen dafür:

  • Größe von Land und Einwohnerzahl mit entsprechend vielen potenziellen Käufern und hoher Kaufkraft.
  • Die zentrale Lage innerhalb Europas ist ideal, um von Deutschland aus auch Auslandsgeschäfte zu betreiben.
  • Stabile politische Verhältnisse und positive Wirtschaftslage mit guter Infrastruktur und hohem Bildungsniveau bieten perfekte Rahmenbedingungen.

Erste Schritte: Planung und Bürokratie

Gründen ist keine spontane Aktion, sondern ein langwieriger Prozess. Bereits bevor ein Unternehmen entsteht, müssen diverse Überlegungen unternommen werden. Dazu zählt beispielsweise die Wahl der passenden Rechtsform der Firma: Hier gilt es, den Sinn und die Eignung von GmbH und Co. zu hinterfragen sowie Kosten beziehungsweise Aufwand dem Nutzen und Vorteilen gegenüberzustellen. Darüber hinaus sind zahlreiche bürokratische Hürden zu nehmen, geltende Rechtsvorschriften zu beachten und einzuhalten. Dies gilt ebenso nach der Gründung – Beispiele sind hier Rechnungswesen, Buchhaltung und Steuern.

Insbesondere bei rechtlichen Themen, die ein hohes Maß an Wissen und Fachkenntnissen voraussetzen, ist es ratsam, auf professionelle Hilfe zu setzen und beispielsweise (Fach-)Anwälte zurate zu ziehen. In Deutschland – sowie anderen EU-Staaten auch – ist außerdem zu bedenken, dass es zur Anwendung unterschiedlicher Gesetze (deutsches Recht versus EU-Recht) kommen kann, sodass hierbei besondere Vorsicht geboten ist. Das Ganze erhält noch eine zusätzliche Dimension, wenn der Firmensitz außerhalb Deutschlands liegt oder Server im Ausland gehostet werden. Hier sollte aus den genannten Gründen auch der finanzielle Aspekt eine eher untergeordnete Rolle spielen und die Einhaltung der Rechtsvorschriften mit den bestmöglichen Mitteln sichergestellt sein.

Deutsche Kunden verstehen

Der Konsument sollte bei jedem Unternehmen, das Produkte im Sinne von Waren und Dienstleistungen anbietet, im Zentrum der Bemühungen stehen. Innerhalb Deutschlands können unter anderem die folgenden Bereiche als Eigenarten betrachtet werden und sollten dementsprechend Berücksichtigung finden:

  • Zahlung
  • Datenschutz
  • Werbung

(1) Die beiden erstgenannten Punkte lassen sich unter dem Stichwort Sicherheit zusammenfassen. Deutsche Konsumenten wollen bei der Zahlung von online bestellten Waren ein möglichst geringes Risiko eingehen. Insbesondere, wenn sie planen, Waren gegebenenfalls zu retournieren. Deshalb zählen die Zahlarten PayPal und Rechnung in Deutschland zu den beliebtesten Alternativen – gerade der Rechnungskauf gilt hierbei als „deutsches Phänomen“. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dem Kunden geeignete beziehungsweise nachgefragte Zahlungsmethoden anzubieten, da diese mitentscheidend für den Verkauf sind und ihr Fehlen häufig zum Bestellabbruch führt.

(2) Beim Thema Datenschutz greift seit dem 25. Mai 2018 die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU. Diese setzt klare Regeln, die beispielsweise bei der Ausgestaltung von AGB berücksichtigt werden müssen und gegebenenfalls zusätzliche juristische Expertise verlangen. Um bei Verbrauchern das für den Kauf nötige Vertrauen zu erzeugen, bieten sich Gütesiegel und Zertifizierungen an. Auf diese Weise können auch relativ unbekannte Shops ihre Verkaufszahlen fördern.

(3) Doch um überhaupt verkaufen zu können, muss das angebotene Produkt bekannt gemacht werden. In puncto Marketingaktivitäten lässt sich eine weitere Besonderheit in Deutschland feststellen: Während soziale Netzwerke weltweit als wichtigste Informationsquelle gelten, rangieren Facebook und Co. für diesen Zweck in Deutschland noch deutlich hinter klassischen Medien wie der Zeitung – allerdings ist dies auch altersabhängig, sodass im Zweifel für jedes Produkt (und die zugehörige Zielgruppe) im Einzelfall entschieden werden sollte, wo es die ideale Werbefläche findet.

Real Lars Ehrlich

Über den Autor

Lars Ehrlich arbeitet als Online-Redakteur bei real.digital. Er schreibt unter anderem für den firmeneigenen B2B-Blog real2business, der Händler und Brancheninteressierte über Entwicklungen und Trends im E-Commerce informiert.