Deliveroo stampft sein Deutschland-Geschäft ein. Tja, nun. Wir werden es wohl verschmerzen. Der Essens-Lieferdienst hat in Deutschland nie so richtig Fuß gefasst, die Konkurrenz von Takeaway, dem Konzern, dem quasi alle anderen Lieferdienste (Lieferando, Lieferheld, Foodora) gehören, war zu groß. Dem Endkunden ist freilich vollkommen egal, welcher – wahnsinnig hippe, aber eigentlich ungelenk um die Ecke benannte – Anbieter nun die Bestellung beim Lieblings-Pizzadienst abholt. Die Marke Deliveroo dürfte aus dem kollektiven Gedächtnis ziemlich schnell wieder verschwunden sein, weil sich ohnehin kein Mensch die ganzen total kreativen StartUp-Namen merken kann. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dass Deliveroo nun vom deutschen Markt (vorerst) verschwindet, ist weder besonders schade oder überraschend. Wenn sich ein Konzern (Takeaway) den Markt quasi allein aufteilen kann, dann hat es die Konkurrenz schwer. Selbst wenn Deliveroo international ein Schwergewicht ist und sogar von Amazon bezuschusst wird. Diesem Schwergewicht tut es auf der anderen Seite dann auch nicht besonders weh, einen wenig lukrativen Markt fallen zu lassen. Dass Deliveroo in Deutschland Probleme hatte, wurde schon vor ziemlich genau einem Jahr deutlich, als man sich – ebenfalls vorerst – aus zehn Städten verabschiedete. Schon damals wollte man den Rückzug vom Rückzug nicht ausschließen, weil: Wer weiß, was die Zukunft bringt, schließlich ist Deutschland ja eigentlich doch irgendwie lukrativ.
Nette Worte für die Fahrer
Schon damals bedauerte man den Rückzug ganz ganz heftig und auch diesmal sei es dem Unternehmen nicht leicht gefallen. Das sind zwar nette automatisiert versandte Newsletter-Worte, in der Praxis dürfte sich das Bedauern in Grenzen halten, denn was kein Geld bringt, wird eingestampft. Das ist nicht schade, das ist Kapitalismus.
Was ebenfalls nicht schade ist, sondern respektlos und kritikwürdig, ist das Verhalten von Deliveroo gegenüber seinen Fahrern. Denn diese haben von dem Rückzug ebenso unvermittelt erfahren wie die Kunden. In einer knappen E-Mail ohne große Erläuterungen. Das Problem: Die etwa 1.100 Fahrer sind freiberuflich für Deliveroo tätig, sie haben weder Anspruch auf eine Abfindung noch auf Arbeitslosengeld I. Deliveroo verspricht zwar „angemessene Vergütungs- und Kulanzpakete“, davon können sich die Fahrer aber wohl sprichwörtlich nichts kaufen. Der Fahrer Christopher M. nennt das gegenüber Spiegel Online „einen billigen Versuch des Unternehmens, sich ‚freizukaufen‘.“ „Ich kenne viele Menschen, die diese Lieferungen hauptberuflich machen“, sagt Christopher M., „die können sich nicht mit zehn Tagesvergütungen einen neuen Job suchen.“
Das Vorgehen von Deliveroo kommt dabei kaum überraschend. Immer wieder gab es Kritik an den Arbeitsbedingungen, die Gründung von Betriebsräten soll unterbunden worden sein, die Bezahlung sei ungenügend, Fahrer stünden unter ständiger Kontrolle. Das Image in Deutschland war nie das allerbeste. Vielleicht auch deshalb kam Deliveroo beim deutschen Kunden nie richtig an.
Kommentar schreiben