Heute, am 23. August, sind es noch 124 Tage bis Weihnachten. Das sind nicht einmal mehr 18 Wochen, also mal gerade noch gut vier Monate. Weihnachten ist also quasi übermorgen und ich habe, am 23. August, mitten in der Vorweihnachtszeit, noch nicht einen Lebkuchen im Supermarkt gesehen. Das muss man sich mal vorstellen. Da wollen die Menschen, ganz kurz, bevor es zu spät ist, dem wohlig-kapitalistischen Konsum frönen, damit die geselligen Stunden an Heiligabend bloß nicht allzu gesellig geraten – und was macht der Handel, nur noch Stunden, bevor es zu spät ist? Nichts.
Entschuldigen Sie, es geht gleich wieder. Es ist nur etwas ungewohnt, Ende August noch keine Lebkuchen kaufen zu müssen. Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Haben Sie eigentlich dieses Jahr schon an Weihnachten gedacht? Haben Sie das Sortiment für die heißen Tage bereits gesichert, Saisonkräfte eingestellt, Logistikabläufe geplant, steigende Retouren einkalkuliert und die Server auf Kundenanstürme vorbereitet? Nun, dann wird es Zeit. Und das ist leider kein Scherz.
Früher ist besser als später
Wer sich als Händler spätestens ab November nicht in die Bredouille manövrieren will, der muss perfekt vorbereitet sein. Denn Kunden sind konditioniert auf Feiertage. Und sie werden jedes Jahr wieder (und jedes Jahr mehr) vor den Feiertagen die Kreditkarte bereitlegen und konzentriert Monatsgehälter in Online-Shops verbrennen. Jeder weiß, dass Schlitten im Sommer und Flip-Flops im Winter am günstigsten sind, trotzdem wird nach Bedarf gekauft. Immer. Der Bedarf für Weihnachtsgeschenke meldet sich leise im November und spätestens am Black Friday und Cyber Monday (Service-Info: dieses Jahr am 29. November und am 2. Dezember) enorm lautstark. Ist das Lager zu Stoßzeiten nicht gefüllt, kann man Anfragen nicht mit Angebot begegnen und der monatelang beschäftigungslose Kundenservice nicht vernünftig reagieren, dann bleiben nicht nur Jahreshöchsteinnahmen aus, sondern leiden im schlimmsten Fall auch Image und Marke.
Revolution!
Darum haben wir hier alle zusammen jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wird das Weihnachtsgeschäft hinter den Kulissen schleunigst vorbereitet, damit es statt bösem Erwachen klingelnde Kassen gibt. Oder, und dazu will ich unbedingt ermutigen: Wir durchbrechen den Kreis! Kein Vorbereiten auf spezielle Feiertage, schon gar nicht auf dieses samtrotglitzernde Coca-Cola-Werbefestival mit Knopfdruckbesinnlichkeit und Lametta-Überdosis. Kein Lageraufstocken, keine Weihnachtsdeals, kein ausgelatschtes Feiertagsdesign im Online-Shop. Zwingen wir den Kunden die echte Weihnachtsbesinnlichkeit auf, weil die Tablets, Lego-Baukästen und Smart Watches genau so viel kosten wie den gesamten Rest des Jahres. Nein, machen wir alles noch teurer, damit erst niemand auf die Idee kommt, überhaupt einzukaufen. Damit auch die Online-Händler endlich mal besinnliche Feiertage haben. Sollen die großen Marktplätze doch mal schauen, wo sie ohne die Händler-Angebote hinkommen. Entkapitalisiert den Feiertag des sündhaften Konsums. Erzwingt die Herrschaft des Digital Detox. Macht Weihnachten wieder weihnachtlich!
Kommentar schreiben
Antworten
Ihre Antwort schreiben