Boris Johnson und die Conservative Party haben in der Wahl am Donnerstag das beste Wahlergebnis für die Konservativen seit 1987 erzielt. 364 Sitze werden die Tories im Parlament haben, die sozialdemokratische Labour Party kommt gerade mal auf 203 Sitze. Mit einem derart deutlichen Ergebnis hatte wohl niemand gerechnet.
Freie Fahrt für den Brexit
Damit hat Johnson eine mehr als komfortable Mehrheit im britischen Parlament, um sein entscheidendes Wahlversprechen einzulösen: Get Brexit Done! Das Austrittsabkommen mit der EU war schon vor der Wahl von Johnsons Regierung und den Unions-Mitgliedstaaten verhandelt worden. Es scheiterte allerdings mehrfach im Parlament, was dann zur Neuwahl führte. Nun hat Johnson die Mehrheit, die er braucht, um das Abkommen im nationalen Unterhaus anzunehmen.
Sollte es so kommen und das Abkommen wird ratifiziert, wird Großbritannien voraussichtlich am 31. Januar 2020 aus der EU austreten. Aber damit wird das Brexit-Thema nicht vorbei sein. Dann müssen Handelsabkommen folgen, Zölle bestimmt werden und allerhand Verträge ausgehandelt werden.
Worauf müssen Online-Händler achten?
Derzeit ist noch nicht im Detail abzusehen, wie sich der Brexit im Detail auf den Online-Handel auswirken wird. Man muss sich als Händler und Verbraucher darauf einstellen, dass Produkte aus dem Vereinigten Königreich teurer werden. Da die Briten den europäischen Binnenmarkt verlassen, drohen neue Kosten für britische Produkte: Zölle, höhere Versandkosten, Anpassung von IT-Systemen oder Einfuhrumsatzsteuer sind nur einige der denkbaren Kostenpunkte. Und dementsprechend werden auch Produkte deutscher Online-Händler für Kunden in Großbritannien teurer.
Außerdem wird es spannend zu beobachten sein, wie sich das britische Pfund verhält. Nach dem Brexit-Referendum fiel es in den Keller. Heute, nach dem Landrutsch-Wahlsieg von Johnson, stieg das Pfund jedoch rasant im Wert. Es ist daher noch nicht absehbar, wie sich die britische Währung beim tatsächlichen Ausstieg Großbritanniens aus der EU im Vergleich zum Euro verhält.
Digitalsteuer nach französischem Vorbild
Die großen Akteure wie Amazon müssen sich außerdem darauf einstellen, dass das Vereinigte Königreich im April 2020 eine Digitalsteuer von 2 Prozent einführen wird, wie die BBC berichtet. Frankreich, Österreich, Italien und Tschechien haben diese bereits eingeführt. Und obwohl Johnson die Nähe zu US-Präsident Donald Trump sucht, der aufgrund der französischen Steuer im offenen Konflikt mit Frankreich ist, sind die Briten entschlossen, das nächste europäische Land zu werden, dass Internetriesen zur Kasse bitten wird.
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