Die Informationslage um die Coronakrise ist sehr dynamisch: Täglich neue Fallzahlen, Regelungen und Meinungen. Trotzdem hat der E-Commerce-Dienstleister Arvato Supply Chain Solutions das Thema analysiert und verschiedene Prognosen gewagt, wie sich das Virus, die gesetzlichen Einschränkungen und das damit verbundene Kaufverhalten auf den Online-Handel in Deutschland auswirken könnten. Dabei hat das zu Bertelsmann gehörende Unternehmen für seine Analyse „Der E-Commerce-Markt nach Corona“ unter anderem die Lage in Deutschland mit dem Verlauf der Pandemie in China verglichen.
Coronakrise: So könnte sich der Online-Handel erholen
Die Daten der Analyse sind auf dem Stand vom 30.März. Der Einfluss der Coronakrise auf den deutschen E-Commerce wird im Wesentlichen vom Verlauf in den nächsten zwei Wochen – also bis Ostern – abhängen, so die Autoren. Das erste Szenario geht davon aus, dass in Deutschland – wie auch in China – der Höhepunkt neuer Infektionsfälle bald erreicht sein wird und die in den Bundesländern teils unterschiedlichen Beschränkungen eventuell gelockert werden. Dann könnte es im Online-Handel zu einem sogenannten V-Verlauf kommen: Nach einem schnellen und starken Einbruch des (Online-)Handels würde sich dieser auch relativ schnell wieder erholen. Die Umsätze könnten in der folgenden Phase wieder stark steigen. Von dieser Entwicklung gehen laut Arvato auch die Wirtschaftsweisen in Deutschland aus. In Deutschland hat bereits jeder zweite Online-Händler mit Umsatzeinbußen zu kämpfen.
Längere Beschränkungen: Schwere Folgen für den deutschen E-Commerce
In einem zweiten Szenario gehen die Experten davon aus, dass das Hoch der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland aber erst Ende April oder Mai erreicht wird – dies hätte schwerwiegendere Folgen. Denn wenn die aktuellen Beschränkungen in Deutschland noch für weitere vier bis sechs Wochen gelten, „werden sich Konsumenten auch weiterhin nur auf die wesentlichen Einkäufe beschränken, weil große Unsicherheiten bezüglich des Arbeitsmarktes bestehen“, erklärt Franziska Kier vom E-Commerce Competence Center von Arvato. „Das könnte für viele kleinere und mittelständische Unternehmen Personalentlassungen oder sogar die Insolvenz bedeuten, was zu einer deutlich langsameren und unvollständigen Erholung des Online-Handels in 2020 führen würde.“ Dabei spricht man von einem sogenannten U-Verlauf – also einer deutlich längeren Krisenphase und einer langsameren Erholung der Wirtschaft. Ein solcher Verlauf wird etwa für die besonders betroffenen Länder Italien und Spanien erwartet.
Diese Bereiche des Online-Handels wären besonders betroffen
Ein solcher U-Verlauf würde im E-Commerce im Bereich Mode das sogenannte High Street Segment betreffen – ein Begriff, der eigentlich aus dem stationären Handel kommt und das Angebot in der Haupteinkaufsstraße bezeichnet. Hingegen würden die Bereiche Beauty-, Sport- und Luxusprodukte weniger leiden und sich schneller wieder erholen, so die Prognose. Weitere mögliche Entwicklungen: Die Verkäufe im Sommer könnten deutlich stärker ausfallen, weil Kunden jetzt kaum Frühlingsware kaufen. Auch auf Online-Käufe aus China könnte sich die Coronakrise auswirken: Europäische Kunden werden auch in Zukunft eher zögerlich sein, Produkte „Made in China“ zu bestellen, vermuten die Experten.
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