Die Coronakrise schlägt sich deutlich auf die Wirtschaft nieder, das wird nun auch in den Kurzarbeiter- und Arbeitslosenzahlen deutlich. Deutsche Firmen haben bis zum 26. April 2020 für 10,1 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet, berichtet der Spiegel. Damit seien „alle Prognosen übertroffen“ worden – Experten hatten zuvor prognostiziert, dass zwischen drei und sieben Millionen Menschen in Kurzarbeit geschickt würden.
Da Unternehmen Kurzarbeit mitunter aber auch vorsichtshalber anmelden und am Ende doch gegen die Maßnahme entscheiden können, könne der endgültige Wert auch deutlich niedriger liegen. Trotzdem: Die Zahlen stellen einen traurigen Rekord dar. Der bisherige Höchstwert für Kurzarbeit wurde in der Finanzkrise 2009 erreicht. Im Mai dieses Jahres waren 1,44 Millionen Menschen betroffen, für 3,3 Millionen Menschen wurde die Maßnahme angemeldet.
Die Arbeitslosenquote steigt
Kurzarbeit dient dazu, Entlassungen zu vermeiden und Arbeitnehmer mit staatlicher Unterstützung in der Beschäftigung zu halten. Trotzdem sorgt die Coronakrise auch dafür, dass einige Menschen ihren Job verlieren: Die Arbeitslosenzahlen stiegen im April stärker als zu dieser Jahreszeit üblich. Insgesamt stieg die Arbeitslosenquote auf 5,8 Prozent, womit 2,644 Millionen Menschen jobsuchend gemeldet sind. Im April waren 308.000 mehr Menschen jobsuchend gemeldet als noch im Vormonat und 415.000 mehr als im April 2019.
Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, rechne damit, dass die Coronakrise „in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit“ führen dürfte. Dass die Arbeitslosenzahlen im April steigen, sei nun zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik seit dem zweiten Weltkrieg vorgekommen. Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt sorge für gewöhnlich für sinkende Arbeitslosenzahlen in dieser Jahreszeit.
Bedarf nach Arbeitskräften sinkt
Ein dritter Effekt ist die geringere Nachfrage nach Arbeitskräften: Sie sei parallel zum Anstieg der Arbeitslosenquote und dem rekordverdächtigen Niveau der Kurzarbeit „regelrecht eingebrochen“, wie der Spiegel schreibt. Im April 2020 sei die Zahl der unbesetzten Stellen um 169.000 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Saisonbereinigt sei die Zahl der offenen Stellen um 66.000 gesunken.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt um 6,3 Prozent einbrechen dürfe (wir berichteten). Altmaier zufolge könne der Tiefpunkt im zweiten Quartal erreicht werden, die Erholung der Wirtschaft werde allerdings nur langsam einsetzen. Erst 2022 hätte die Wirtschaft dann wieder ihr Niveau von vor der Krise erreicht.
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