Homeoffice hat in der Coronakrise Hochkonjunktur, viele Unternehmen merken in diesen Wochen und Monaten, dass Heimarbeit, virtuelle Meetings oder sogar Konferenzen durchaus machbar sind und Vorteile bringen. Das könnte die Arbeitskultur in deutschen Konzernen offenbar auch über die Coronakrise hinaus beeinflussen. Aus einer branchenübergreifenden dpa-Umfrage unter deutschen Konzernen geht hervor, dass viele auch die Zahl der Dienstreisen auch künftig reduzieren wollen.
Deutsche Post, Deutsche Telekom, Zalando, Evonik, RWE oder Bayer – alle geben sie an, dass sie, auch wenn die Krise irgendwann vorbei ist, weniger Dienstreisen anordnen und mehr Treffen virtuell abhalten wollen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation: Fast 90 Prozent von 500 befragten Unternehmen wollen Dienstreisen künftig zumindest kritischer hinterfragen. Es werde selbstverständlicher werden, virtuelle Zusammenkünfte statt Dienstreisen zu organisieren, so die Studienautoren.
„Enormes Sparpotenzial“
Videokonferenz gehören für global agierende Unternehmen wie die Deutsche Post zwar schon zum Alltag, doch die Pandemie habe „hier als Katalysator fungiert und der virtuellen Zusammenarbeit einen weiteren Schub gegeben“, sagt eine Post-Sprecherin. Beim Rüstungskonzern Rheinmetall seien Video- und Telefonkonferenzen in den vergangenen Monaten um das Sechsfache gestiegen, während die Reisekosten um 80 Prozent gesunken seien. Hier sehe man „enormes Sparpotenzial“, zitiert der Spiegel den Konzern.
Allerdings herrsche auch Einigkeit darüber, dass virtuelle Treffen nicht alle persönlichen Kontakte ersetzen können. Zwar gebe es Ersparnisse bei Geld und Zeit und schütze sogar noch das Klima, aber: „Klar ist, dass virtuelle Konferenzen den persönlichen Kontakt nicht vollständig ersetzen können“, so eine BMW-Sprecherin. Es entwickle sich in Zukunft eher hin zu einer Mischung aus virtuellen und echten Treffen. Für Kundenmeetings könnten künftig zehn bis 20 Prozent weniger Reisen notwendig sein, schätzt dem Spiegel zufolge der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing.
„Die hohe Bereitschaft und Akzeptanz zum mobilen Arbeiten hat ganz automatisch dazu geführt, dass die Notwendigkeit von Dienstreisen auf allen Ebenen hinterfragt wurde – sei es mit Kollegen, Kunden oder Dienstleistern“, heißt es von Evonik. Persönliche Treffen würden weniger erwartet, Dienstreisen müssten nicht zwangsläufig als Form der Wertschätzung angesehen werden, wenn sie nicht absolut notwendig sind.
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