Die Coronakrise belastet die Wirtschaft in Deutschland, aber die Auswirkungen im zweiten Quartal waren geringer als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte zwar in den betreffenden drei Monaten um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, erste Schätzungen des Statistischen Bundesamts gingen aber noch von einem Rückgang von 10,1 Prozent aus. Wie die Zeit berichtet, handelt es sich dennoch um den stärksten Rückgang seit 1970, als die vierteljährlichen Berechnungen begonnen wurden.
Grund für den Rückgang der Wirtschaftsleistung seien vor allem die Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie, die im März und April ergriffen wurden und weite Teile der Wirtschaft eingeschränkt hatten. Geschäfte, Hotels und Restaurants mussten schließen, die Produktion in Fabriken wurde eingestellt oder verringert, die Event-Branche wurde stillgelegt. Die Maßnahmen wirken stellenweise noch bis heute nach, der Tourismus kam im Laufe des Sommers langsam wieder ins Rollen – Großveranstaltungen sind allerdings noch immer Zukunftsmusik.
Der Konsum ging deutlich zurück
Die Auswirkungen der Maßnahmen schlugen sich im zweiten Quartal deutlich nieder: Die privaten Konsumausgaben sanken um 10,9 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres. Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge brachen sogar um 20 Prozent ein und auch Bauinvestitionen waren rückläufig. Gleichzeitig litt auch die Export- und Importwirtschaft enorm unter der Krise: 20,3 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen als im Vorquartal wurden von April bis Juni exportiert, die Importe gingen um 16 Prozent zurück.
Die Coronakrise hat ein gewaltiges Loch in den Staatshaushalt gerissen: Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen haben nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts in der ersten Jahreshälfte zusammen 51,6 Milliarden Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Überschuss von 46,5 Milliarden Euro realisiert worden.
Defizit dürfte sich durch das Gesamtjahr ziehen
Im ersten Halbjahr 2020 standen Einnahmen von 766,7 Milliarden Euro Ausgaben von 818,3 Milliarden Euro gegenüber. Der Bund verzeichnet dabei mit 27,1 Milliarden Euro das größte Finanzierungsdefizit, die Länder weisen ein Minus von 10,2 Milliarden Euro aus. Niedriger fielen die Defizite der Sozialversicherungen (7,8 Milliarden Euro) und der Gemeinden (6,4 Milliarden Euro) aus.
Das Defizit dürfte sich durch das gesamte Jahr ziehen. Die Bundesbank rechnet dem Spiegel zufolge mit einem Minus von etwa sieben Prozent. „Die Steuereinnahmen brechen weg, während die Ausgaben nicht nur weiterlaufen, sondern teilweise – wie bei der Arbeitslosenversicherung – krisenbedingt stark steigen“, heißt es. Das Deifizit im ersten Halbjahr 2020 entspricht 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
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