Die Coronakrise belastet die deutsche Wirtschaft, aber die Auswirkungen fallen weniger stark als befürchtet aus, wie das Münchner Ifo-Institut berechnet hat. Demnach dürfte die Wirtschaft im laufenden Jahr um 5,2 Prozent schrumpfen. Prognosen waren bisher von einem Rückgang von 6,7 Prozent ausgegangen. Sollte die Einschätzung des Ifo-Instituts zutreffen, fällt der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sogar etwas geringer aus als in der Finanzkrise 2009, wie Zeit Online berichtet – damals brach die Wirtschaft um 5,7 Prozent ein.
Wirtschaftlicher Ausblick „mit vielen Unwägbarkeiten verbunden“
Das Ifo-Institut gehe trotz dieser vergleichsweise guten Nachrichten davon aus, dass das BIP erst im vierten Quartal 2021 wieder auf dem Niveau vor der Coronakrise liegen werde. Diese langsame Erholung liege vor allem daran, „dass das Angebot an Dienstleistungen, die im Zusammenhang mit sozialen Konsumausgaben stehen, weiterhin beschränkt bleibt“. Zudem habe sich das Verhalten von Verbrauchern und Unternehmen dauerhaft geändert. Auf der anderen Seite werde die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen durch „zahlreiche fiskalpolitische Maßnahmen, die die Einkommen der Verbraucher stabilisieren und ihre Kaufkraft stärken“ gestützt.
Der wirtschaftliche Ausblick sei insgesamt aber noch „mit vielen Unwägbarkeiten verbunden“, wie das Ifo-Institut anmerkt. Sollte es zu einem zweiten Shutdown in Deutschland oder einem Partnerland kommen, könnte das eine zweite Rezession auslösen. Die Unsicherheit bei den Prognosen sei „sehr groß“, denn niemand könnte den weiteren Verlauf der Coronapandemie vorhersehen – ebensowenig wie den Brexit und den Verlauf der Handelskriege.
Einzelhandel wächst dank Online-Handel
Der deutsche Einzelhandel stellt sich derweil offenbar auf ein Umsatzplus im Jahr 2020 ein. Prognosen des Handelsverbands Deutschland (HDE) gehen von einem Anstieg von 1,5 Prozent auf 552 Milliarden Euro aus, berichtet der Spiegel. Trotz der Einschränkungen im Frühjahr habe sich „die Geschäftslage im Einzelhandel insgesamt deutlich erholt“, heißt es.
Die von den Einschränkungen betroffenen Teilbranchen dürften den Berechnungen zufolge Umsatzeinbußen von elf Prozent verzeichnen, was einem Rückgang von 21 Milliarden Euro entspreche. Der wächst der Online-Handel insgesamt stark: Hier sei ein Plus von 15 Prozent auf 68 Milliarden Euro zu erwarten, während die Ladengeschäfte stagnieren. Generell sei eine stärkere Verschiebung auf den Online-Absatzkanal zu beobachten: Als Geschäfte im Frühjahr geschlossen bleiben mussten, sei der Online-Anteil im Nicht-Lebensmittelbereich zeitweise auf fast 50 Prozent gestiegen.
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