Der Modebereich hatte in den vergangenen Monaten schwer zu kämpfen. Insolvenzen zahlreicher großer Fashionanbieter prägten das Jahr 2020, und das wird sich auch im kommenden Jahr wohl nicht ändern, wie aus einer Erhebung des Versicherungsunternehmens Euler Hermes hervorgeht.
„Insgesamt sind acht große textile Einzelhändler in den ersten neun Monaten des Jahres in die Insolvenz geschlittert“, so Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Das sind fünf mehr als im Vorjahreszeitraum, was einer Zunahme um rund 166 Prozent entspricht. Auch im Non-Food-Einzelhandelssektor gab es 2020 vier weitere große Pleiten.“
Milliardenverluste in der Branche
Fast alle Unternehmen der Branche mussten während der Coronakrise erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Euler Hermes erwartet im Bekleidungseinzelhandel für das Jahr 2020 einen Umsatzverlust von rund 12 Milliarden Euro, ein Minus von 19 Prozent. Zwar gingen die Umsätze nach den Geschäftsschließungen im März und April langsam wieder nach oben, dennoch lagen sie mit minus 26 Prozent in den Monaten Januar bis September deutlich unter dem Vorjahresniveau.
Besonders für Anfang 2021 sehen die Analysten von Euler Hermes kaum Besserung. Im Gegenteil, es könnte zu einer großen Pleitewelle kommen. „Die traditionell eher umsatzschwache ‚Saure-Gurken-Zeit‘ von Januar bis März ist lang und wird für einige Unternehmen zu einer Zerreißprobe“, so die Prognose von Van het Hof. „Die Bonität der Branche ist seit Jahren unterdurchschnittlich. 2020 war für viele ein verlorenes Jahr und sie setzen jetzt auf 2021. Aber nur wer jetzt wenigstens im Weihnachtsgeschäft ein kleines Polster anlegen kann, wird sich bis zum Frühjahrsgeschäft über Wasser halten können.“
Mit Multichannel aus der Krise
Allerdings werden viele Konsumenten auch beim Kauf der Weihnachtsgeschenke auf den Online-Handel zurückgreifen, einem der großen Gewinner der Coronakrise. „Es wird also weiterhin Insolvenzen geben“, ist sich der CEO sicher. Um dem zu entgehen, sollten stationäre Mode-Händler auf eine maßgeschneiderte Multichannel-Strategie setzen und sich so den geänderten Konsumgewohnheiten anpassen. „Wer auch online kann, kommt jetzt besser durch die Krise“, betont Ron van het Hof.
Insgesamt konnten die Umsätze im Online-Handel in den Monaten Januar bis August um 22 Prozent zulegen, für das Gesamtjahr erwartet Euler Hermes ein Wachstum von 18 Prozent, was deutlich über dem Langzeitdurchschnitt von sieben bis acht Prozent liegt. Und auch für 2021 prophezeit das Versicherungsunternehmen Anstiege um rund zehn Prozent.
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