Die Gerüchten um einen geplanten Börsengang von Etsy verdichten sich. Doch große Kritik kommt vor allem von den kleineren Händlern, die um ihre künstlerische Freiheit fürchten. Etsy wird im Fall des Börsengangs dieses Problem lösen müssen.

Eingangsbereich Etsy

Letzten Monat hatte Bloomberg berichtet, dass Etsy den Börsengang anstrebe. Es könnte dem Bericht zufolge der größte Technologie-IPO aus New York seit dem Jahr 1999 werden. Für Etsy wäre das natürlich ein großer Erfolg und ein bedeutender Meilenstein. Doch der Börsengang würde einige Probleme mit sich bringen – und zwar aus den eigenen Reihen.

Etsy-Händler haben laut Internet Retailer in Foren ihre Sorgen hinsichtlich des geplanten Börsengangs geäußert. Die größte Angst ist dabei offenbar, dass Etsy nach dem IPO die Verkaufsgebühren anheben könnte. Stimmen werden laut, dass man im Zweifelsfall auf Konkurrenz-Marktplätze – wie etwa DaWanda – ausweichen würde. Die Ängste der Händler dürften vor allem in dem Konflikt zwischen künstlerischer Freiheit und den Erwartungen der Investoren begründet liegen.

Maximierung des Aktionärswerts ist "albern"

„Es gibt eine natürliche Spannung zwischen Skalierung und Handwerk“, erklärt Max Wolff, Chief Economist bei der Investment-Firma Manhattan Venture Partners. „Investoren wollen Skalierbarkeit und Gewinn-Margen und Wachstum. Kunstgewerbler und Handwerker zu sein ist keine Skalierung. Sie wollen Vertrautheit.“ Das sei der Konflikt, mit dem Etsy seit längerer Zeit zu kämpfen habe.

Von Grund auf hat sich Etsy als Marktplatz für Künstler und Handwerker präsentiert, die ihre handgefertigten Waren an den Kunden bringen wollten – ein Modell, welches den großen Marktplätzen und Online-Händlern mit Massenprodukten gänzlich widerspricht. Mitgründer Robert Kalin betonte in der Anfangszeit immer wieder, dass es bei Etsy um den „kleinen Mann“ ginge – der Versuch, den Aktionärswert zu maximieren, sei „albern“.

Etsy öffnet sich für Massenprodukte

Doch im Fall eines Börsengangs wird Etsy genau das erreichen müssen, ansonsten könnte das Unternehmen in große Schwierigkeiten geraten. Kalin hat das Unternehmen inzwischen verlassen – seitdem wird immer mehr Händlern klar, dass Etsy zunehmend zu einem großen Unternehmen wird. Im Oktober 2013 erlaubte es Etsy Händlern dann, mit größeren Herstellern zusammen zu arbeiten. Das brachte kleinere Händler, die noch auf das Prinzip Handgemachtes setzen, unter Beschuss – ähnliche Produkte fluteten den Markt, aufgrund der Massenfertigung zu einem oft deutlich niedrigeren Preis.

Es scheint, als würde sich Etsy derzeit dem Geschäftsmodell von eBay anpassen. Anstatt liebevoll gefertigte Handarbeiten zu verkaufen, bietet der Marktplatz inzwischen fast alles an – eine Erkenntnis, die auch an den Kunden nicht vorbeigeht.