Unbestritten hat die Corona-Pandemie dem E-Commerce zu enormem Auftrieb verholfen, gleichsam aber auch zu wesentlichen Veränderungen. „Dieses Jahr war sehr bedeutsam für den Online-Handel. Nicht zuletzt durch Corona hat die gesamte Branche einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Wir bei Shopify glauben, dass der Handel sich grundlegend verändert – die Zukunft des Handels startet jetzt“, formuliert Roman Rochel, Deutschlandchef bei dem Shopsystem-Anbieter Shopify im Zuge des Reports „Zukunft des Handels“. In diesem hat der E-Commerce-Plattform-Anbieter erstmals anhand von Daten und Erkenntnissen sowohl von Verbrauchern als auch von mehr als einer Million Händlern aus elf Märkten einige Prognosen aufgestellt, wie sich das Geschäft im Netz künftig verändern wird.
Demnach werden vor allem junge Verbraucher die Geschäftswelt verändern, der Einzelhandel wird sich wandeln – wenngleich lokale Unternehmen an Bedeutung gewinnen. Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit der Händler und Marken entscheiden zunehmend darüber, ob gekauft wird.
Versand und Verfügbarkeit als wichtigste Kaufkriterien
In einer Verbraucherumfrage des Plattform-Anbieters gaben 87 Prozent der Deutschen an, online eingekauft zu haben, seitdem der Ausbruch des Coronavirus zur Pandemie erklärt wurde. Ein gutes Drittel (36 Prozent) investierte zudem für Online-Shopping mehr Geld als zum Jahresanfang. Gerade junge Menschen seien hier die treibende Kraft: 57 Prozent der 18- bis 34-Jährigen gaben mehr aus, bei den über 55-Jährigen war es nur etwa ein Fünftel.
Die jüngere Altersgruppe stellt dabei neue Anforderungen an den Kauf: 65 Prozent erwarten einen schnellen Versand, lange Lieferzeiten werden als negativ angerechnet. Gleichsam schätze die jungen Generationen alternative Lieferangebote wie Click & Collect am meisten. Generell kommen bei 4 von 10 Befragten der kostenlose Versand und lokale Lieferung sehr gut an. Zu negativen Bewertungen führte es bei 20 Prozent, wenn Artikel nicht auf Lager sind.
Omnichannel-Strategie sollte ausgeweitet werden
Gänzlich werde aber noch niemand auf den Einzelhandel verzichten – dieser sei weiterhin attraktiv. 70 Prozent hätten weiterhin stationär eingekauft. Aber die Stimmung hat sich verändert, denn knapp die Hälfte hat seit der Pandemie volle Läden und Menschenmengen zu meiden versucht. Bei älteren Befragten ist der Anteil noch höher (57 Prozent).
Händler sollten sich diesen Bedenken und Ängsten anpassen – mit einer Omnichannel-Strategie, empfiehlt Shopify. So könnten vermehrt kontaktlose Zahlungen angeboten, Termine im Laden online vergeben sowie Online-Bestellung und Abholung vor Ort verbunden werden. Dabei sollte außerdem richtig kommuniziert werden: Jeder Dritte wünscht sich eine SMS-Benachrichtigung, wenn die Bestellung abgeholt werden kann, 28 Prozent waren die Hinweise zum Abholen sogar noch zu unpräzise. 34 Prozent der Befragten wünschen sich, eine SMS zu erhalten, wenn die Bestellung zur Abholung bereit steht. 28 Prozent hätten gerne genauere Anweisungen zu dem Abholungsort ihrer Bestellung.
Unabhängige und lokale Shops werden bevorzugt
Fast ein Viertel kaufte gezielt bei unabhängigen und lokalen Händlern – vor allem, um diese wirtschaftlich zu stärken, aber auch, um von deren Beratung zu profitieren und weil das individuelle Erlebnis beim Einkauf besonders geschätzt wird. Allerdings trifft das hauptsächlich auf Haushalte mit einem höheren Einkommen zu (47 Prozent), nur gut ein Viertel der Personen mit wenig Einkommen kaufte gezielt bei solchen Firmen.
Aufmerksam werden Verbraucher auf die kleineren Läden vor allem durch Empfehlungen von Freunden und Familie oder aber durch einen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Ältere Käufer entdecken solch unabhängige Läden vor allem durch Artikel in Zeitungen, jüngere tun dies über die sozialen Medien. Dieser Marketing-Trend bestätigt sich kürzlich auch in einer weiteren Studie von iStock/YouGov.
Aus Prinzip: Unterstützung für transparente und verantwortungsvolle Marken
Es erscheinen mittlerweile weitere Prinzipien beim Kauf relevant, als beispielsweise der Preis. So werden neben lokalen Unternehmen besonders auch nachhaltige Produkte unterstützt und es gibt den Wunsch, beim Shopping zusätzlich zum Gemeinwohl beizutragen. In der jungen Generation war 59 Prozent der an der Umfrage Beteiligten die Nachhaltigkeit des Artikels wichtig, bei Käufern mittleren Alters trifft dies auf 46 Prozent und in der Altersgruppe ab 55 Jahren auf jeden Vierten zu. Drei von Zehn Befragten kauften bei unabhängigen Firmen aufgrund des Umweltbewusstseins. 38 Prozent der Verbraucher möchten bei jedem Kauf – egal ob online oder offline – gar die Möglichkeit haben, für einen bestimmten Zweck zu spenden. Für Händler und Marken gelte es daher, verstärkt authentisch, transparent und verantwortungsbewusst zu sein, so Shopify.
Auch bestimmte Zahlungsoptionen stehen in Zukunft höher im Kurs. Die Zahl der Händler, die die Option „Jetzt kaufen – später bezahlen“ anbieten, ist um 60 Prozent angestiegen. Auch Katharina Meran, Vice President für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim Zahlungsdienstleister Mollie ermutigte im Interview mit OnlinehändlerNews dazu, Pay-Later-Lösungen als Standard einzuführen.
Die Verbraucherdaten wurden mittels einer Online-Umfrage unter insgesamt 10.055 Konsumenten ab 18 Jahren aus mehreren Ländern – Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich, Japan, Indien, Neuseeland, Australien, Kanada, Vereinigte Staaten – erhoben und gelten als repräsentativ. In Deutschland wurden 1.016 Konsumenten im Zeitraum vom 9. bis zum 15. September 2020 befragt. Zudem wurden globale Verkaufsdaten von Shopify herangezogen, die zwischen Januar 2018 und September 2020 erhoben wurden.
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