Im deutschen Einzelhandel wurden im vergangenen Jahr schätzungsweise etwa 5,3 Prozent mehr Umsatz als noch 2019 erzielt, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Dabei handele es sich um das nominale, also nicht preisbereinigte Wachstum, real liege dieser Wert bei 4,1 Prozent. Es sei laut Reuters das stärkste Plus seit Beginn der Statistik im Jahr 1994. In diesen Schätzungen wurden die Einzelhandelsumsätze für die Monate Januar bis November 2020 sowie der Lockdown in der zweiten Dezemberhälfte berücksichtigt. Somit führte die Coronakrise nicht zu einem Konsumrückgang – die Einkäufe verlagerten sich jedoch merklich ins Online-Geschäft.
Knapp ein Viertel mehr Umsatz im Online-Handel
Im Lockdown light Ende des letzten Jahres befand sich das Umsatzwachstum merklich über dem Vorkrisenniveau: So wurde im November 2020 ein kalender-, saison- und preisbereinigtes Umsatzwachstum von 8,4 Prozent im Vergleich zum letzten Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie, sprich im Februar 2020, festgestellt.
Vor allem der Internet- und Versandhandel hat den Einzelhandelsumsätze kräftig nach oben katapultiert: Die E-Commerce-Branche erzielte im Zeitraum von Januar bis November 2020 den größten Umsatzsprung, es wurden real 23,4 Prozent mehr umgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Allein im November 2020 stieg der Umsatz im Online-Geschäft im Vergleich zum November 2019, ebenfalls preisbereinigt, fast um ein Drittel (31,8 Prozent). Zahlreiche Konsumenten sind wegen der Schließung des stationären Handels auf Angebote von Online-Händlern ausgewichen.
Extreme Rückgänge in der Modebranche
Viele nicht systemrelevante Einzelhändler mussten in dem Corona-Jahr 2020 mehrfach ihre Filialen schließen, gleichsam zog es aber auch in der Zeit, in der die Geschäfte geöffnet waren, weniger Menschen zum Einkauf in die Innenstädte. Dies könnte – ggf. auch aufgrund von Hamsterkäufen insbesondere zu Beginn der Coronakrise – zum Umsatzplus von 5,1 Prozent (preisbereinigt, Januar bis November 2020) im Lebensmittelbereich, insbesondere bei Supermärkten und SB-Warenhäusen, beigetragen haben.
Auch weitere krisenbedingte Konsumentwicklungen zeigen sich in der Erhebung des Statistischen Bundesamtes. So führten Sicherheitsmaßnahmen und Homeoffice-Regelungen in Betrieben sowie die zeitweise Schließung zahlreicher öffentlicher bzw. Kultur- und Sporteinrichtungen dazu, dass Menschen deutlich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbrachten. Das Interesse an der Ausgestaltung des eigenen Zuhauses stieg – im Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf wurden sechs Prozent mehr umgesetzt.
Schlecht sieht es hingegen für die Modebranche aus, denn der Bedarf an Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren war in diesem Jahr offenbar deutlich geringer. Der Handelszweig büßte von Januar bis November etwa ein Fünftel (real -21,5 Prozent) des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein. Diese Entwicklung spiegelte sich zuletzt u. a. in den Geschäftszahlen großer Anbieter wie H&M und Zara wider. Waren- und Kaufhäuser mussten ebenfalls Rückgänge (real -9,9 Prozent) hinnehmen.
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