Welche Werte Unternehmen heutzutage in Sachen Umweltschutz, Nachhaltigkeit sowie auf sozialer Ebene vertreten, hat längst stärkere Folgen für den Konsum von Produkten. Demnach würden sich 70 Prozent der Käufer und Käuferinnen von ethischen Kriterien in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen lassen, knapp zwei Drittel (63 Prozent) würden etwa für klimaneutrale Produkte Mehrkosten in Kauf nehmen und 68 Prozent der Befragten Anbieter gar boykottieren, wenn bei diesen unfaire Arbeitsbedingungen herrschen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Trendstudie der Otto Group, für die im Oktober 2020 insgesamt 1.149 Deutsche zwischen 14 und 74 Jahren befragt wurden.
Beim Einkaufen komme es darauf an, mit dem eigenen Konsumverhalten auch für andere etwas zu bewegen, heißt es. „Die Forderungen nach nachhaltigen Veränderungen in unserem Wirtschaftssystem an Politik und Unternehmen und die Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen, haben die Mitte der Gesellschaft erreicht“, unterstreicht hierzu Studienleiter Prof. Peter Wippermann. Nachhaltigkeit werde beim Konsum zur wichtigen Orientierungshilfe.
Produkte sollen länger halten
Würde der weitere ungezügelte Konsum anhalten, so fürchten sieben von zehn Personen Schwierigkeiten für Mensch und Umwelt. 82 Prozent der Befragten wünschen sich, dass Produkte länger verwendet werden können und Material effizienter eingesetzt wird. Verstärkt gehe der Fokus hin zu einer Kreislauf- statt zu einer Wegwerfgesellschaft, heißt es weiter. Knapp drei Viertel sprachen sich für Second-Hand-Ware aus und fänden es gut, Waren wie Möbel oder Kleidung auch gebraucht zu erwerben. Ebenso begrüßte etwas mehr als die Hälfte Mietmodelle. Insgesamt sei der Anteil jener, die Gebrauchtes kaufen, tauschen oder leihen im Vergleich zu 2013 um etwa 12 Prozent auf nunmehr 64 Prozent gestiegen.
Die Otto Group selbst scheint auf diese Zielgruppe allerdings künftig weniger abzuzielen: Erst kürzlich hat der Konzern seinen Mietmöbel-Service Otto Now eingestellt – mit der Begründung, dass die Produktvermietung nach wie vor ein Nischenmarkt sei und man sich aufs Kerngeschäft fokussiere. Unabhängig davon stellt das Unternehmen aber heraus, dass man sich mit Marken wie Otto, Bonprix, Mytoys oder Manufactum in puncto ethischen Kriterien gut gerüstet fühle.
„Nachhaltiges Handeln und ethischer Konsum beschäftigen unser Unternehmen seit Jahrzehnten, denn wir sind am Menschen interessiert, nicht nur am Profit“, resümiert Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group. Kürzlich trat der Konzern zudem der sogenannten Value Balancing Alliance bei – einem Zusammenschluss, der sich der transparenteren Messung und Steuerung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen verschrieben hat.
Hat die Corona-Krise den Nachhaltigkeitstrend befördert?
Dass Nachhaltigkeit beim Einkauf durchaus eine Rolle spielt, belegt auch eine Erhebung in der deutschen Modeindustrie: Für 69 Prozent der Konsumenten sind Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Herstellung beim Kauf von Relevanz, für knapp die Hälfte sei die Verwendung eines Siegels für Nachhaltigkeit oder Biomaterialien ein wichtiges bzw. eher wichtiges Kaufkriterium, zeigt das Consumer Panel 2020 des Modeverbands German Fashion, für die sowohl unmittelbar vor der Corona-Pandemie Anfang März und inmitten dieser, Anfang September, über 1.000 Personen zu ihrem Modekonsum befragt wurden.
Allerdings habe sich dieser Untersuchung nach die Relevanz von umweltfreundlicher Herstellung für den Kleidungskonsum im Zuge der Pandemie um zehn Prozentpunkte reduziert. Auch stünde das Thema Nachhaltigkeit bei den Kaufkriterien dieser Studie nach an neunter Stelle – pragmatische Aspekte wie eine gute Passform, Bequemlichkeit, Komfort sowie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis würden beim Kauf von Kleidung mit je 95 Prozent überwiegen.
Der Otto-Analyse zufolge erklärte indes ein Fünftel, seit der Corona-Krise noch bewusster nach ethischen Gesichtspunkten zu shoppen. Corona habe bei vielen Menschen zu einem Umdenken geführt, schlussfolgert das Unternehmen daraus. Darüber hinaus haben die Analysten des Trendstudios aber eine langfristige Entwicklung beobachtet, etwa in der älteren Generation: Babyboomer (bis Jahrgang 1964) berücksichtigen im Vergleich zu 2013 inzwischen zu 14 Prozent häufiger ökofaire Aspekte beim generellen Konsum, 79 Prozent dieser Gruppe sind ethische Kriterien beim Einkauf inzwischen wichtig. Zum Vergleich: Die Generation Y (Jahrgang 1980 bis 1995) shoppt zu 82 Prozent nach ethischen Wertvorstellungen.
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