Jüngst kam eine Deloitte-Studie zu dem Schluss, dass deutsche Tech-Unternehmen zwar gern nachhaltiger agieren würden, dies aber nicht tun. Sie stecken zwischen „Wunsch und Wirklichkeit“, so der Titel der Studie, für man im Januar 173 Experten aus deutschen Tech-Unternehmen befragte. Die Ergebnisse sind nicht einmal besonders überraschend: 86 Prozent der Konzerne sehen Nachhaltigkeit als wichtigen Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit, zwischen Anspruch und tatsächlichem Engagement klafft für zwei Drittel der Befragten eine Lücke.
Und das ist ja irgendwo logisch. Obwohl der Klimawandel, obwohl Emissionsfreiheit und Nachhaltigkeit nicht nur Zeitgeist, sondern notwendige Kernpunkte einer jeden Unternehmensstrategie sein müssten, sind es eher Werbevehikel. Wenn es en vogue ist, auf Nachhaltigkeit zu setzen, dann muss man da mitmachen. Zumindest muss man es so kommunizieren. Mit nachhaltigem Image erreiche ich ein besseres öffentliches Standing. Was dann tatsächlich dahinter steckt, ist oft eine ganz andere Frage, wie die Studie belegt.
Innovation treibt den Wandel
Von Lippenbekenntnissen können sich aber weder unser Klima noch wir etwas kaufen. Der CO2-Fußabdruck sollte kein Marketing-Wert sein, der die eigene Marke treibt, sondern mindestens eine Handlungsempfehlung. Bei den Großen, bei Amazon, bei Google, allen voran natürlich bei Tesla, geht das Hand in Hand. Amazon verspricht, bis 2040 klimaneutral zu arbeiten, Experten sind sogar überzeugt, dass es deutlich schneller gehen wird. Tesla ist als reiner Elektroautobauer ohnehin das grüne Gewissen der Automobilbranche.
Dahinter aber tut man sich mit echten Verpflichtungen schwer und verlegt sich auf Lippenbekenntnisse, was die Befragten der Deloitte-Studie ja durchaus freimütig einräumen. Und trotzdem sollte man optimistisch in die Zukunft blicken. Denn – Vorsicht: fiese Phrase! – der Wandel ist nicht mehr aufzuhalten. Alle Entwicklungen, alle Innovationen – sei es in der Tech-Branche, in der Logistik, im Online-Handel – sind fast automatisch zukunftsfähige, klimafreundliche Entwicklung. Supply-Chains werden verschlankt, die Mobilität wird elektrisiert, kritische Abläufe werden automatisiert. Schon allein um Geld zu sparen, tüfteln große und kleine Online-Händler daran, Retouren zu vermeiden und Verpackungen zu reduzieren.
Ja, es dauert. Ja, nicht alle optimieren wegen ihres grünen Gewissens und ja, es müssten viel mehr Marktteilnehmer diesen Wandel nicht nur wollen, sondern aktiv vorantreiben. Das ändert aber nichts daran, dass die gesamte Wirtschaft (gut, Kohlekraftwerke und Erdölfirmen jetzt eher nicht) diesen Weg gehen muss und sich dem nicht entziehen kann. Das große Problem ist nur: Die Entwicklungskurve ist viel zu flach. In anderen Bereichen würden wir uns das in diesen Monaten wünschen...
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