Der Markt für Babynahrung ist hart umkämpft. Das bekam auch jüngst ein 2016 gegründetes StartUp aus der Schweiz zu spüren, wie die FAZ berichtet. Es stehen die Fragen nach der besten Herstellungsmethode von Beikost für Kinder im Raum und mit welchen Werbeaussagen die Produkte beworben werden dürfen. Ein Rechtsstreit, der offen legt, wie essentiell Vertrauen in eine Marke sein kann.
Vertrauen schafft Kunden
Besonders bei Babynahrung kommt es nicht nur auf eine innovative Werbebotschaft an. Vielmehr zählt hier das Vertrauen der Kunden in eine Marke. Ein Bonus, den sich neue Mitbewerber erst noch verdienen müssen. Mit einem anderen Herstellungsverfahren als die Konkurrenz, versucht sich Yamo diesen Vorteil zu erspielen. HiPP, der Marktführer für Babybrei, bemängelt dabei jedoch die Art und Weise, wie Yamo ihre Produkte bewirbt und mahnte den neuen Konkurrenten ab. Innerhalb von zweieinhalb Jahren hatte das StartUp sich mit sechs Abmahnungen und zwei Klagen von HiPP auseinanderzusetzen.
Anders als bei der herkömmlichen Haltbarmachung durch Pasteurisieren mit Hitze, setzt Yamo darauf, die Babykost vitaminschonend kalt zu pressen. Die Breie sind daher im Kühlregal zu finden und auch nur acht Wochen haltbar, anstatt mehrere Monate. Nach einem Leitsatz von Yamo solle „Babybrei [...] niemals älter sein als das Baby, das ihn isst.” Zudem habe man damit die erste frische Babynahrung in Europa entwickelt.
Offener Brief soll Frieden schaffen
Bereits kurz nach Verkaufsstart 2018 in Deutschland flatterte die erste Abmahnung von HiPP ins Hause Yamo. Inhaltlich geht es vor allem um unlautere Werbeaussagen, die Yamo auf den sozialen Medien geteilt hatte. Das Unternehmen soll beispielsweise behauptet haben, dass „herkömmlicher Babybrei voller ungesunder Zusatzstoffe” sei. HiPP als Marktführer, wenn auch nicht namentlich in den Statements von Yamo genannt, mit diesen Aussagen in Verbindung zu bringen, erscheint nicht weit hergeholt.
Einen ersten Gerichtsprozess, bei dem der Marktführer das Herstellungsverfahren des StartUps bemängelte, gewann Yamo. HiPP ging entgegen der Erwartungen nicht in Berufung. Zuletzt forderten die drei Yamo-Gründer HiPP in einem offenen Brief zu mehr Fairplay auf und hoffen, durch den öffentlichen Druck HiPP zu einem Umdenken bewegen zu können.
Doch nicht nur HiPP kritisiert den Neuling. Auch einige Mitbewerber sehen Yamos Aussagen kritisch. Insbesondere das Vorgehen des StartUps, die Konkurrenz schlecht darzustellen, anstatt das eigene Produkt positiv hervorzuheben, gefällt vielen nicht.
Babys sättigen statt Anwälte
Um etwas Positives zu tun und den Streit beizulegen hat Yamo 10.000 Euro an die Stiftung Kindergesundheit gespendet. Der Betrag entspreche dem, was das Unternehmen der Rechtsstreit im Schnitt pro Quartal koste. In dem veröffentlichten offenen Brief ruft Yamo HiPP dazu auf ebenfalls zu spenden und fordert: „Machen wir lieber Kinder satt statt Anwälte.”
In einer Stellungnahme an uns erklärt HiPP sich über die Spenden von Mitbewerbern an Organisationen und Initiativen zu freuen. Das Unternehmen selbst sehe das Spenden als wichtigen Teil der unternehmerischen Verantwortung und befasse sich damit seit jeher ohne dies in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein solches Engagement solle nicht Teil einer PR-Strategie sein oder einer Kampagne gegen Mitbewerber dienen.
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