In Deutschland hinkt die Digitalisierung immer noch hinterher: Das Land ist in Europa auf dem vorletzten Platz, was den relativen Anteil der Online-Nutzer angeht, so eine Umfrage von McKinsey. In Deutschland sind nur 65 Prozent der Nutzer digital unterwegs, noch weniger sind es nur in der Schweiz. Das Vereinigte Königreich ist mit 86 Prozent Spitzenreiter vor Frankreich und den Niederlanden, wie Onlinemarktplatz berichtet.
Kritik an „digitalen Bummlern“ in Deutschland
Trotzdem wurden wegen der Coronapandemie digitale Angebote im Vergleich zu analogen bzw. stationären vielfach lieber genutzt, in Deutschland vor allem in den Bereichen Unterhaltung (96%), Versicherung (89%) und Telekommunikation (86%). Anders beim Kauf von Lebensmitteln: Hier geht die große Mehrheit (83 Prozent) nach wie vor lieber ins Geschäft, statt diese online zu bestellen und sich bringen zu lassen. Insgesamt habe rund ein Fünftel der deutschen Online-Nutzer in der Coronaphase erstmals online eingekauft, digitale Lernangebote ausprobiert, Behördengänge via Web erledigt oder Unterhaltungsplattformen im Netz genutzt.
„Nicht nur Unternehmen aus Deutschland, sondern auch seine Bürger transformieren sich digital. Aber es zeigt sich auch, dass wir als Gesellschaft noch stärker die Chancen der Digitalisierung betonen müssen, wenn wir nicht dauerhaft als digitale Bummler wahrgenommen werden wollen“, erklärt Gérard Richter, Leiter von McKinsey Digital in Deutschland.
Deutsche sind am misstrauischsten bei Datenschutz und Nutzung persönlicher Daten
Deutsche Nutzer haben jedoch auch teils Kritik an den Online-Diensten, rund ein Fünftel ist etwa mit den digitalen Angeboten der öffentlichen Verwaltung unzufrieden – in Sachen Unterhaltung hingegen herrscht große Zustimmung: Hier ist gerade mal ein Prozent nicht zufrieden. Wichtige Kritikpunkte: Viele Anbieter stellen nicht alle ihre Produkte und Dienstleistungen online, ein schlechter Kundenservice und auch die Angst der Online-Nutzer um ihre persönlichen Daten. Hier ist Deutschland zur Abwechslung mal spitze: In keinem europäischen Land gibt es mehr Misstrauen gegenüber digitalen Angeboten als in Deutschland. Auf einer Vertrauensskala von Eins bis Fünf liegt der Vertrauensgrad der deutschen Nutzer bei 3,42.
„Unsere Umfrage zeigt einen deutlichen Mangel an Vertrauen in die Fähigkeit von Organisationen, persönliche Daten zu schützen. Organisationen müssen dieses wachsende Problembewusstsein sehr ernst nehmen und Datenschutz als Differenzierungsmerkmal oder sogar Wettbewerbsvorteil nutzen”, sagt Gérard Richter.
In der repräsentativen Umfrage „Digital Sentiment Survey“ von McKinsey wurden zwischen dem 5. und 10. April über 20.000 europäische Konsumenten (18-85 Jahre) aus 19 Ländern, darunter über 1.200 aus Deutschland, befragt. Eine Zusammenfassung und Folien der Studie gibt es hinter dem Link.
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