Weltweit sind bereits über 100 Millionen smarte Geräte allein mit Amazons Assistentin Alexa verknüpft, wie Jeff Bezos in seinem jüngsten Brief an die Aktionäre offenbarte. Die Zunahme und Dominanz der Sprachassistenten von Amazon, Apple und Google haben 2020 die EU-Kommission auf den Plan gerufen, die damals eine sogenannte Sektoruntersuchung zum Internet der Dinge für Verbraucher eingeleitet hat. Jetzt sind die ersten Ergebnisse da: Es gibt viele Bedenken, die im Ergebnis dazu führen könnten, dass die EU die Macht von Alexa, Siri und Cortana einschränken könnte.
Markt für Sprachassistenten: Kaum Chancen gegen Amazon, Apple, Google
Für die Untersuchung hat die Kommission über 200 Unternehmen der Branche aus Europa, Asien und den USA befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Fazit: Die Mehrheit der Unternehmen klagt über die immensen Investitionskosten, die auf dem Markt für Sprachassistenten besonders hoch seien. Durch die bestehende Wettbewerbssituation mit Google, Amazon oder Apple werde ein Markteintritt oder gar eine Expansion erschwert. Denn die großen Anbieter beherrschen den Markt durch ihre eigenen Öko- und Betriebssysteme, in die ihre jeweiligen Sprachassistenten intergriert werden. Alexa spielt etwa eine Schlüsselrolle bei Amazon und wird nicht nur im Voice Commerce eingesetzt, sondern immer mehr auch für medizinische Aufgaben oder im Auto. Die smarte Assistentin ist sogar in manchen Häusern in den USA vorinstalliert.
Außerdem wurde kritisiert, dass die Anbieter die Nutzung mehrerer unterschiedlicher Assistenten auf dem selben Endgerät erschweren. Auch der Datenschutz steht im Fokus, schließlich hätten die Anbieter „umfassenden Zugang zu Daten einschließlich Informationen über die Interaktionen der Nutzer mit intelligenten Geräten und verbraucherbezogenen IoT-Diensten Dritter.“ Somit hätten die dominierenden Anbieter nicht nur Vorteile auf dem Markt für Sprachassistenten, sondern könnten diese auch auf benachbarten Märkten ausnutzen.
Margrethe Vestager: „Wir brauchen einen fairen Wettbewerb“
„Wir haben diese Sektoruntersuchung eingeleitet, weil wir vermuteten, dass sich in diesem Bereich Gatekeeper herausbilden könnten, die ihre Macht missbrauchen könnten, um den Wettbewerb zum Nachteil von Unternehmen und Verbrauchern zu beeinträchtigen. Aus den ersten heute veröffentlichten Ergebnissen geht hervor, dass viele Wirtschaftsbeteiligte dieser Branche unsere Bedenken teilen. Wenn wir das enorme Potenzial des Internets der Dinge für das tägliche Leben der Verbraucher voll ausschöpfen wollen, brauchen wir aber einen fairen Wettbewerb“, erklärte Margrethe Vestager, zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission.
Zu dem Bericht können Unternehmen jetzt in einer öffentlichen Konsultation bis 1. September 2021 Stellung nehmen und weitere Informationen geben. Der Abschlussbericht zu der Sektoruntersuchung soll im ersten Halbjahr 2022 veröffentlicht werden. Die EU-Kommission nimmt den Bericht als Grundlage für mögliche Maßnahmen zur Regulierung des Marktes.
Den Bericht der EU zur Sektoruntersuchung kann man hinter dem Link einsehen. (PDF, Englisch)
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