Wer als Online-Händler bei Amazon sein Fulfillment komplett auslagern möchte, verlässt sich auf Amazons Dienst FBA. Zuletzt gab es jedoch immer wieder Kritik, unter anderem um die Auffüllbeschränkungen für die Händler. Und das Problem besteht fort, viele Händler klagen über Probleme beim Einlagern ihrer Ware, wie t3n.de berichtet.
Demnach komme Amazon mit dem Annehmen und Lagern ihrer Artikel nicht hinterher, heißt es. „Hersteller konnten früher Container aus Fernost nach der Qualitätskontrolle einfach zu Amazon stellen. Amazon baut inzwischen immer mehr dahingehend um, nicht das mittelfristige Lager zu sein, sondern nur noch das schnell umschlagende Endlager.“ Händler müssten sich so um Zwischenlösungen kümmern.
Hat der Amazon-Algorithmus für den Warenfluss versagt?
Auch die Süddeutsche Zeitung hatte das Problem übervoller Amazon-Lager kürzlich analysiert und vermutet die Ursache des Fehlers vor allem bei dem dafür verantwortlichen Algorithmus: Dieser habe für die Planung des Warenflusses das erste Corona-Jahr hochgerechnet – und auch wenn die Pandemie noch nicht zu Ende ist, sind die Bedingungen jetzt aber wieder anders. „Manchmal ist der Algorithmus schlicht zu blöd, die einfachsten Dinge zu verstehen“, lästert der SZ-Autor. Jetzt würden Ladenhüter den Platz für begehrte Artikel blockieren. Das bestätigt auch Nils Zündorf von der Amazon-Agentur Factor-a im t3n-Beitrag: „Gerade bei den Produkten, die sehr viel nachgefragt werden, sind die Waren oft nicht verfügbar, andererseits sind oft noch Produkte im Lager, die den knappen Platz blockieren.“ Amazon würde daher die Händler und Hersteller motivieren, deren eigene Logistik zu nutzen bzw. aufzubauen und dann mit Amazon Prime direkt zu versenden.
Trotz täglicher Anlieferung: Gefahr von Lagerlücken
Auch Stephan Bruns von der Amazon-Agentur Revoic kennt derartige Sorgen von den Sellern, die er betreut. „Die Vorgaben von Amazon setzten Händler massiv unter Druck. Ware muss inzwischen täglich an Amazon gesendet werden, um regelmäßigen Nachschub zu gewährleisten“, so der Experte. Ein Beispiel: Die Laufzeit für die Einlagerung mit Anlieferung im Transportpartnerprogramm mit DHL in sortenreinen Kartons dauere von Absenden bis Einbuchung im Amazon-Lagerbestand ca. 10 Tage. Diese Ware zähle aber bereits als Lagerbestand. So sei es selbst mit einer täglichen Anlieferung kaum möglich, mehr als 3.000 bis 4.000 Einheiten auf Lager zu halten. In der Folge könne es bei gut verkauften Artikeln dazu kommen, dass diese nicht mehr vorrätig seien. „In der Konsequenz wird begonnen, Langsamdreher zunächst bei Amazon aufzulisten, bis sich die Situation beruhigt oder ein Eigenversand aufgebaut werden kann. Der Aufbau des Eigenversandes bindet aber enorme Ressourcen, auch hinsichtlich der Performance-Kennzahlen, die dabei wieder durch uns überwacht werden müssen“, erklärt Bruns.
Kritik gibt es auch an den Direktbestellungen, die Amazon selbst verkauft: Der E-Commerce-Riese würde bei den Herstellern häufiger und dafür kleinere Stückzahlen anfordern, berichten Händler.
Bringt Amazon einen zweiten Prime Day 2021?
Außerdem stehen mit dem Black Friday und der Cyber Week weitere wichtige Aktionstage bevor, die Amazons Logistik bei den bestehenden Sorgen zusätzlich belasten werden. „Die Cyberweek und der Black Friday könnten für Amazon, aber auch für die ganze Branche, zu einer großen logistischen Herausforderung werden“, glaubt Zündorf. Er vermutet sogar, dass Amazon einen zweiten zusätzlichen Prime Day im Oktober veranstaltet, um die Lager leer zu bekommen.
Das sagt Amazon zu der Kritik
„Da wir weiterhin sehen, dass Verkaufspartner:innen das Versand-durch-Amazon-Programm stark in Anspruch nehmen, verbessern wir die Lagereffizienz. So helfen wir sicherzustellen, dass Verkäufer die größtmögliche Produktauswahl über Versand durch Amazon anbieten können”, erklärte ein Amazon-Sprecher dazu.
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