Der Bundesverband des Deutschen Textil-, Schuh- und Lederwareneinzelhandels (BTE) befragte über einhundert Unternehmen, mit einem überwiegenden Schwerpunkt auf dem Bekleidungssortiment, nach ihren Erfahrungen im E-Commerce. Laut der jetzt veröffentlichten Befragung sehen sich viele der Unternehmen erst seit der Coronapandemie gezwungen, sich mit einem Verkauf im Internet auseinander zu setzen. Die Mehrheit lehnt es weiterhin ab, Produkte per Web-Shop (61 Prozent) oder Verkaufsplattform (52 Prozent) zu vertreiben. Für viele sprechen vor allem betriebswirtschaftliche Gründe gegen den Online-Handel.
Nur jeder vierte Händler findet einen Online-Shop lohnenswert
Laut der Umfrage hatten lediglich 25 Prozent der Unternehmen vor der Pandemie einen eigenen Online-Shop. Immerhin 32 Prozent der Befragten versuchten sich dagegen im Handel über soziale Medien, 27 Prozent nutzten Verkaufsplattformen. Mit Beginn der Pandemie wurde die Notwendigkeit solcher Verkaufskanäle immens verstärkt.
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Trotzdem führten die coronabedingten Ladenschließungen nur dazu, dass sich seit 2021 gerade mal 15 Prozent der Unternehmen mit der Option eines eigenen Online-Shops auseinandersetzen. Im Bereich der Social-Media-Kanäle verstärken seither 17 Prozent diesbezügliche Bestrebungen, auf Verkaufsplattformen greifen lediglich 13 Prozent zurück.
Der Großteil der Unternehmen aus der Leder- und Textilbranche lehnt die Welt des digitalen Handels aus betriebswirtschaftlichen Gründen ab. Nur knapp jeder vierte befragte Händler empfindet einen Online-Shop als eindeutig lohnenswertes Geschäft. Der Handel über soziale Medien lohnt sich nur für 19 Prozent, über Verkaufsplattformen sogar nur für 11 Prozent.
Online-Umsätze von unter fünf Prozent
Von den Unternehmen, welche sich an einen Online-Handel heranwagten, gab die Hälfte an, dass die daraus entstandenen Umsätze unter fünf Prozent ihres Gesamtumsatzes ausmachten. Bei nur 13 Prozent der befragten Händler konnte immerhin ein Online-Umsatz von 20 Prozent erzielt werden.
Wie der BTE betont, könne der E-Commerce „kein Allheilmittel für schwächelnde Geschäftsmodelle“ sein. Es ist ein Vertriebsweg, welcher sich nicht nebenbei aus der Hand schütteln lasse. Die schwächelnden Umsätze der befragten Unternehmen könnten darauf zurückzuführen sein, dass einige Händler zu unüberlegt an einen Online-Shop herangehen, ohne diesen stetig zu analysieren und zu optimieren.
Auch die Relevanz eines gewissen Marketing-Budgets, um online überhaupt erst auf sich aufmerksam zu machen, könnten einige kleinere Händler unterschätzt haben. Außerdem wird natürlich gerade im Bereich des Schuh- und Modehandels besonders gerne bestellte Ware wieder retourniert, wenn diese nicht perfekt passt oder doch nicht wie gewünscht aussieht. Die dabei entstehenden Retourenkosten fließen letztlich auch in die Umsatzkalkulation mit ein und mindern die Erlöse.
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