Als die Bundesregierung zu Beginn der Coronakrise in Deutschland schnelle und unkomplizierte Unterstützung für die Wirtschaft versprach, wurde bereits über mögliche Betrugsversuche spekuliert. Nun zeigen Recherchen des Handelsblatts, dass sich Betrüger offenbar in zehntausenden Fällen unerlaubt Coronahilfen verschafft haben könnten. Demnach seien über 26.800 Verfahren wegen Betrugsverdachts bei Corona-Hilfen eingeleitet worden, wie das Magazin berichtet.
217 Millionen Euro Schaden
Der Schaden liege bei über 217 Millionen Euro. Allein in Berlin ermittelt ein Spezialteam des Landeskriminalamts in 8.662 Fällen. Allein in der Hauptstadt soll der Schaden sich auf über 118 Millionen Euro belaufen.
Die Ermittlungen „zu weiteren weit über 9.000 verdächtigen Anträgen auf Corona-Hilfen“ in Berlin stünden noch aus, so die Pressestelle der Polizei. Grund für die Verzögerungen in den Ermittlungen seien mangelnde Bearbeitungskapazitäten. Die meisten Ermittlungsverfahren betreffen der Recherche zufolge die Corona-Soforthilfen.
Hilfen für erfundene Unternehmen beantragt
In vielen Fällen hätten die Betrüger dabei erfundene Unternehmen angegeben. Zudem seien die Hilfsgelder auch für Unternehmen beantragt worden, die bereits vor der Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren – dabei hatte die Politik explizit erklärt, dass die Corona-Hilfen für solche Fälle nicht gedacht waren.
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Bundesregierung brachte Soforthilfen schnell auf den Weg
Die Bundesregierung hatte noch im März 2020 ein Rettungspaket für durch die Coronakrise bedrohte Unternehmen auf den Weg gebracht. Zentrales Element dieses Rettungspakets waren 50 Millionen Euro für Soforthilfen, die unbürokratisch und schnell beantragt und ausgezahlt werden sollten. Bereits wenige Wochen später mehrten sich Probleme mit den Soforthilfen, einige Bundesländer unterbrachen die Auszahlung, um mutmaßlichen betrügerischen Aktivitäten nachzugehen. Im Januar 2021 gab es ein erstes Strafverfahren wegen Millionenbetrug mit den Soforthilfen.
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